[Horror] Echo

Einleitung

Thomas Olde Heuvelt hat mit Hex einen international sehr erfolgreichen Roman hingelegt. Auch hier auf meinem Blog gehört meine Buchvorstellung und der Beitrag zum alternativen Ende mit je weit über tausend Besuchern zu den am meisten gelesenen Beiträgen des Blogs. Dieser Roman hatte mich seinerzeit (im November 2017) in seinen Bann gezogen. In meinem Fazit schrieb ich: „Es ist das Grauen, der schleichend durch die Seiten wabert und den Leser in seinen Bann zieht. Es ist die Stimmung, die von fast ausgelassen fröhlich langsam und unaufhaltsam ins dunkle und unheilvolle kippt.

Es ist zwar kein Debütroman gewesen, wie ich damals fälschlich angenommen habe, aber der erste, der international derart erfolgreich war und den Autor nach eigenen Angaben vor eine große Herausforderung gestellt hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein solcher Erfolgsdruck einen Autor hemmen kann, denn jeder erwartet einen zweiten Gruselschocker, der auf ganzer Linie zu überzeugen weiß.

Der Autor ist selbst Bergsteiger und schreibt im Nachwort von seiner Leidenschaft und wie Bergsteiger von Gipfel zu Gipfel getrieben werden: „Ganz ehrlich, den Drang, immer höher zu gelangen, verspüre ich bei allem, was ich im Leben mache. Und deshalb erschien mir die Aufgabe, den Erfolg von Hex zu übertreffen, als eine unmögliche.“ Und da hat er Recht behalten.

Das Grauen des Bergs

Kann ein Mensch von einem Berg besessen sein? Jeder Bergsteiger wird diese Frage laut bejahen, was den Ausschlag für den ebenfalls bergsteigenden Autor gegeben hat, dieser Besessenheit eine Form zu geben. Eine Form des Grauens.

Wie schon bei Hex kommt das Grauen langsam und schleichend und gibt dem Buch eine unheimliche Atmosphäre. Thomas Olde Heuvelt kann einfach sehr gute mit seiner Sprache eine solche Atmosphäre aufbauen, die viele Leser, als auch mich, in seinen Bann zu ziehen vermag. Der Leser merkt förmlich, wie die Kälte der Berge aus den Seiten wabert und von ihm Besitz zu ergreifen möchte.

Die Idee mag zwar nicht neu sein, aber sehr gut umgesetzt, dass es eine Region in den Alpen gibt, von der sich alle Menschen und Tiere instinktiv fernhalten, zwei Besessene es aber dennoch dorthin zieht. Und als einer der beiden Bergsteiger zurückkommt, so ist er nicht mehr allein.

Was auf dem Berg passiert ist, erfährt der Leser nicht sofort. Hier kommt ein zweiter guter Schachzug hinzu. Heuvelt nutzt verschiedene Zeitsprünge, um die Geschichte nicht-linear zu erzählen. Er nutzt den Kniff, dass der Leser hauptsächlich Aufzeichnungen der beiden Hauptfiguren zu lesen bekommt. Das hat den Vorteil, dass der Leser eben nicht weiß, ob die beiden am Ende noch leben oder nicht. Das erhöht die Spannung enorm.

Allerdings gibt es einen Wermutstropfen. Im Mittelteil des Romans zieht sich die Geschichte ein wenig. Hier hat Heuvelt ein bisschen zu viele Schauplätze eröffnet und hat die Erzählung ein wenig zu stark gedehnt. Die Erzählung ist zwar insgesamt eher ruhig und gruselig, aber manchmal eben ein wenig zu ruhig und zu wenig gruselig.

Fazit

Der Leser hält mit Echo einen ganz schönen Wälzer in der Hand. Das lässt schon erahnen, dass Thomas Olde Heuvelt sich und der Geschichte viel Zeit und Raum gibt, eine dichte und gruselige Atmosphäre zu erschaffen. Hin und wieder übertreibt es der Autor und die Atmosphäre entweicht, aber in Summe ist dieser Roman ein gute Gruselroman, genau richtig für die dunkle Jahreszeit. Vielleicht nicht der Horrorschocker des Jahres und keine Steigerung gegenüber Hex, aber dennoch ein sehr empfehlenswerter Roman für Freunde des Genres.

Anmerkung 1: Es gibt einige Rezensionen, in denen Leser davon berichten, wie der Autor über Dinge schreibt, die gar nichts zur Handlung beitragen. Das mag auf der einen Seite stimmen, aber auf der anderen Seite beleben solche Textpassagen ein Buch und hauchen ihm eben dadurch mehr Leben ein. Das ist notwendig, um eine Atmosphäre zu erschaffen.

Anmerkung 2: Ich habe bei Büchern aus der Penguin Random House Verlagsgruppe schon einige merkwürdige Übersetzungen gesehen und ich frage mich, was den Heyne Verlag dazu veranlasst hat, das iPad zwar immerhin korrekt zu schreiben (ich habe auch schon das Ipad gesehen), aber das Wort dem generischen Maskulin zuzuordnen klingt doch sehr merkwürdig: Der iPad, den ich in die Hand nehme? Echt jetzt?

buchcover

Titel: Echo
Autor: Heuvelt, Thomas Olde
Genre: Horror
Seitenzahl: 720
Verlag: Heyne Verlag

4/5

Originaltitel: Echo
Übersetzer: Haefs, Gabriele
Herkunft: Niederlande
Jahr: 2019 / 2021 (org./dt.)

Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren finden sich im Bereich “Über diesen Blog“.

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7 Kommentare

  1. Hallo Frank!
    Irgendwie macht mich dieses Buch neugierig, einfach weil ich Geschichten in Zusammenhang mit Bergen immer ziemlich spannend finde. Nun sagst du allerdings, es wäre nicht ganz so doll wie Hex – und Hex hat mich damals so ganz und gar nicht abgeholt. Die Hexe war nur gruselig, wenn ich über sie sprach, nicht während des Lesens, da gefiel mir der Stil irgendwie so gar nicht. Also.. Doch lieber die Finger von lassen, was meinst du?

    Liebe Grüße!
    Gabriela

    1. Mh, das ist echt schwer zu sagen. Wenn Dir Hex nicht so gut gefallen hat, dann würde ich Dir den Roman vielleicht eher nicht nahelegen. Er hat schon ein paar Durststrecken, die Dir bestimmt sauer aufstoßen. Also eher nein.

  2. Huhu =)
    Eine gelungene Rezi. Bei der Atmosphäre und der Umsetzung des Bergsteiger Themas, bin ich total bei dir, die sind wirklich großartig. Ich empfand aber tatsächlich eher das erste Drittel, anstatt des Mittelteil als zäher, aber das überschneidet sich ja auch. Der Prolog war hingegen super gruselig, ich musste gleich das große Licht im Zimmer anmachen, um die Schatten zu vertreiben 🤣. Jetzt bin ich schon total gespannt auf Hex, weil ich schon von mehreren gehört habe, dass das noch besser sein soll. Es subbt auch bei mir schon =)

    Liebe grüße, Sandra
    P.S. Hier ist meine Rezi

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