Gehämmert

gehämmertir?t=fle 21&l=li2&o=3&a=B00UC0UI8MAls Ratatosk als Rieseneichhörnchen über den Wurzeln des Weltenbaums Yggdrasil läuft und als ein imaginärer Captain Kirk auf der Schulter von Atticus Platz nimmt, ist mir immer wieder ein Gedanke durch den Kopf geschossen: “Er übertreibt. Dieses Mal übertreibt er gewaltig.” Auch Oberon verkommt immer weiter zu einer Witzfigur wie Jar-Jar aus Star Wars. Nicht umsonst nimmt er in diesem Teil eine deutlich weniger markante Rolle ein.

Sie haben bis jetzt überhaupt nichts verstanden? Das ist kein Wunder, denn um Gehämmert verstehen zu können, muss man zwingend die ersten beide Teile von “Die Chronik des Eisernen Druiden” gelesen haben.

Im ersten Drittel des Buch hat der Leser unweigerlich den Eindruck, als wenn Kearne die Ideen ausgegangen wären. Altbekanntes wird aufgewärmt und die Witze scheinen auch nur eine Wiederholung der ersten beiden Teile zu sein.

Wäre das gesamte Buch auf diesem Niveau stehengeblieben, hätte es nicht mehr als ein oder zwei Bewertungspunkte verdient gehabt. Zum Glück zieht die Geschichte später wieder an, aber ohne an der beiden Vorgänger heranzureichen. Den Höhepunkt erfährt das Buch aber erst im letzten Drittel, als die neuen Gefährten von Atticus ihre Beweggründe schildern, warum sie sich in das gefährliche Unterfangen stürzen.

Zum Inhalt

Dieses Mal macht Hearne einen Ausflug in die nordische Mythologie. Wie schon im Vorgängerbuch angedeutet, muss Atticus nach Asgard reisen, um einen versprochenen Apfel zu beschaffen. Allein schon diese Reise verläuft bei weitem nicht nach Plan und lässt am Erfolg der zweiten geplanten Reise erheblich anzweifeln. Denn nun löst Atticus das Versprechen ein, dass er Leif gegeben hat, ihn nach Asgard zu begleiten.

Vorher gibt es noch eine Begegnung mit der Morrigan und Jesus, die ihn beide auf die möglichen Folgen aufmerksam machen. Dennoch lässt Atticus von dem Vorhaben nicht ab.

Als ich die Trilogie “His Dark Materials” gelesen habe, habe ich von dem Aufschrei in der christlichen us-amerikanischen Gemeinde gehört, weil das Buch die Stellung der Kirche zu sehr in Frage stellt. Von Gehämmert hätte ich eine ähnliche Reaktion erwartet, denn Jesus kommt schon sehr schlaksig daher, wobei hier ein gewisser Witz nicht fehlen darf, als er sich darüber beschwert, dass die menschliche Hülle mit dem kleinen Gehirn ihm Probleme bereitet, um seine Gedanken zu ordnen.

Hearne tut sicherlich gut daran, Elemente des muslimischen Glaubens nicht in seine Bücher einfließen zu lassen, reagieren diese oftmals empfindlicher als Christen, wenn ihre Propheten ein wenig anders dargestellt werden. Wobei mir schlussendlich die Rolle von Jesus gefallen hat (trotz aller teilweise stark übertriebenen Albernheiten). Denn als Atticus auf die aus dem Vorgängerband bekannten Kabbalisken trifft, hilft Jesus ihm nicht etwa, in dem er direkt ins Kampfgeschehen eingreift, nein, er greift passiv ein und löst den Konflikt gewaltlos.

Fazit

Was mir letzten Endes nicht gut gefallen hat, ist die Grundstimmung des Buchs. Zum einen gibt es hier den erzählerischen Witz, der, wie schon gesagt, oftmals in übertriebene Albernheiten ausartet. Zum anderen gibt es die düsteren Züge im Buch, dass Atticus sich in ein Unterfangen stürzt, das nicht gut enden kann. Hat Atticus in den vorherigen Bänden auch sein Fett abbekommen, so manövriert er sich hier von einer ausweglosen Situation in die nächste.
Ebenfalls den Andeutungen der beiden Vorgängerbänden folgend, ist es Jesus, der ihn darauf aufmerksam macht, was er eigentlich mit dem Mord an Aenghus Óg schlussendlich losgetreten hat.

Diese zweigeteilte gegensätzliche Grundstimmung trübt in meinen Augen das Lesevergnügen erheblich, weshalb ich mich mit diesem Band nicht an die gute Bewertung der beiden Vorgänger anschließen kann. Dennoch muss man ihn gelesen haben, um zu wissen, wie es mit Atticus weitergeht. Da liegen Freund und Leid eng beieinander, wenn man die gesamte “Chronik des Eisernen Druiden” lesen möchte.

Bewertung: ✦✦✦✧✧

 

Eine Übersicht über alle Teile der Reihe findet sich im Special-Bereich dieses Blogs.

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