Ascheland ★★★★☆

buchcover aschelandDie Dystopie Ascheland ist anders. In vie­ler­lei Hinsicht. Sie ist so anders, dass der Leser durch­aus eine gewis­se Bereitschaft mit­brin­gen muss, um sich dar­auf ein­zu­las­sen. Es fängt zum Beispiel mit der Erzählperspektive an. Die Erde, wie wir sie ken­nen, wird in naher Zukunft von einer Katastrophe heim­ge­sucht.

Was genau das Ende so vie­ler Menschen ver­ur­sach­te, bleibt wei­test­ge­hend im Dunkeln und spielt im Großen und Ganzen für die­se Geschichte eine unter­ge­ord­ne­te Rolle. Nun wech­selt die Perspektive aus dem erzäh­le­ri­schen Hier und Jetzt mit der Vergangenheit.

Im Fokus bleibt dabei immer der (ehe­ma­li­ge) Zoowärter Zacharias Brandt. Allerdings wird das Hier und Jetzt aus der Ich-Perspektive erzählt, ver­gan­ge­ne Zeiten kurz vor und nach der Katastrophe aus der Sicht der drit­ten Person. Das ist sehr inter­es­sant und bie­tet einen erzäh­le­ri­schen Gestaltungsspielraum, den der Autor durch­aus zu nut­zen weiß.

Verortungen

Verortet ist die Geschichte in Deutschland, was ich durch­aus lobens­wert fin­de, denn die meis­ten Plots wer­den heut­zu­ta­ge zu unrecht nach Nordamerika ver­legt. Dabei spielt die Örtlichkeit für Ascheland genau­so wenig eine Relevanz wie die Ursache der Katastrophe. Sie hät­te an jedem Fleckchen der Erde funk­tio­niert.

Neben der wech­seln­den Erzählperspektive ist der Sprachstil eine wei­te­re Besonderheit die­ses Werks. Gerade wenn aus der Ich-Perspektive erzählt wird, wer­den die Sätze in einem kur­zen Stakkato dem Leser vor die Füße gewor­fen. Ein Stil, an ich mich durch­aus gewöh­nen muss­te. Als ich es dann getan habe, fand ich durch­aus Gefallen dar­an.

Dieser Erzählstil führt aller­dings dazu, dass die Geschichte eben­so nebu­lös anfängt wie die­se Rezension. Bisher weiß der Rezensionsleser ver­mut­lich noch nicht, wor­um es in die­ser Geschichte über­haupt geht. Eben so erging es mir über wei­te Strecken der ers­ten Hälfte.

Handlung vs. Philosophie

Wie schon erwähnt, dreht sich alles um den Zoowärter Zacharias, der nach der Katastrophe die Tiere des Zoos der neu­en Freiheit über­ge­ben hat und sich selbst einer Tüpfelhyäne als Begleiter annimmt, die er im Zoo groß gewor­den ist. Dieses unglei­che Paar zieht nun durch die Lande. Er selbst gilt als “Der Kindermacher”, denn es scheint so, als wäre er der ein­zi­ge männ­li­che Überlebende, der Kinder zeu­gen kann.

Das Hauptaugenmerk – vor allem am Anfang der Geschichte – liegt aber in dem phi­lo­so­phi­schen Grundgedanken, ob die Menschheit sich nicht selbst zugrun­de rich­tet und ob es über­haupt gerecht­fer­tigt ist, Kinder in die Welt zu set­zen (auch ohne Katastrophe). Im Rahmen der Geschichte fin­det sich der Leser so oft mit dem Widerspruch kon­fron­tiert, dass Zacharias ohne Hoffnung umher­zieht, wäh­rend er selbst aber bei ande­ren als der Hoffnungsträger auf­tritt.

Offene Fragen

Viele Fragen, die das Buch auf­wirft, blei­ben unbe­ant­wor­tet. Nicht nur die Katastrophe selbst bleibt im Dunklen, auch vie­les, was danach pas­siert, wird bes­ten­falls ange­deu­tet und erscheint wider­sprüch­lich.

Auf die zen­tra­le Frage hin­ge­gen fin­det sich eine Antwort, die ich als sehr stim­mig emp­fun­den habe.

Fazit

Es ist tat­säch­lich ein ande­res Buch. Etwas eigen­sin­nig erzählt, am Ende dann aber doch (erstaun­li­cher­wei­se) mit einer ein­deu­ti­gen Message. Mit einer Botschaft, die der Leser viel­leicht so nicht erwar­tet hät­te.

Es ist sicher­lich ein Buch, auf das sich der Leser in gewis­ser Weise ein­las­sen muss. Er muss akzep­tie­ren, dass bestimm­te Aspekte des Plots im Dunklen blei­ben wer­den. Es ist kei­ne action- und span­nungs­ge­la­de­ne Dystopie, son­dern viel­mehr ein Buch, das zum Nachdenken anregt.

Ist der Leser dazu bereit und geht die­ses Werk nicht mit den fal­schen Erwartungen an, wird er sicher­lich nicht ent­täuscht wer­den.

Titel: Ascheland
Autor: Kyr, Oliver
Genre: Dystopie
Verlag: aca­bus
Bewertung: ✦✦✦✦✧


Wer ein­mal in das Buch her­ein­le­sen möch­te, kann dies direkt machen. Einfach unten die Vorschau aus­wäh­len und in die Geschichte ein­tau­chen.

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