[Belletristik] Das Buch der verborgenen Dinge

Manche Bücher sind ein kleines Überraschungs-Bonbon. Trotz Genre-Zuordnung, Klappentext und Werbebotschaften lässt es sich nur schwer erraten, was mich als Leser zu erwarten hat. “Das Buch der verborgenen Dinge” ist ein solcher Überraschungs-Roman.

Ungewöhnlich

Eingeordnet wird das Buch als paranormaler Fantasy-Roman, der Klappentext liest sich eher nach einem Drama, am Ende ist es eine Mischung aus beidem, wobei sich das Paranormale dezent im Hintergrund hält. Das Buch ist eindeutig mehr Drama als alles andere und konzentriert sich auf die Beziehung der vier Freunde, die sich regelmäßig einmal im Jahr im italienischen Apulien treffen.

Gerade zu Beginn des Buchs glückt die Mischung aus der Beschreibung der Region und der Beziehung zwischen den einzelnen Figuren. Ebenso passend ist die Erzählsicht aus der Ich-Perspektive von einem der Freunde. Ein bisschen Konzentration wird vom Leser verlangt, wenn die Erzählperspektive anfängt zwischen den drei Freunden zu springen und die Ereignisse der Vergangenheit langsam aufgedröselt werden.

Die gesamte Erzählung dreht sich um das eine Ereignis, das zunächst nicht näher benannt wird. Vor allem zu Beginn des letzten Drittels fängt es ein wenig an zu nerven, dass dieses Zentrum der Geschichte nicht offenbart wird und immer kurz vor der Auflösung zu einer anderen Szene geblendet wird. Hier wird meines Erachtens der Leser ein bisschen zu lange zu wenig gefüttert und die Geschichte flacht merklich wenig ab.

Mit der Offenbarung des Ereignisses wird klar, dass das Buch kaum offen enden kann. Natürlich wird die Beziehung zwischen den Figuren vertieft und das Paranormale gewinnt mehr an Bedeutung, aber es kann einfach nicht passen, wenn das Buch konkret endet. Und so scheint es auch zu kommen, wenn denn der letzte Satz des Buchs nicht wäre, der dem Leser einen letzten großen Überraschungsmoment beschert und dazu drängt, die gesamte Geschichte dann doch in einem anderen Licht zu sehen.

Fazit

Es ist sicherlich ein recht ungewöhnliches Buch, das sich mit der Frage nach Glauben und Freundschaft auseinandersetzt und einen Blick in die (mafiöse) Gesellschaft einer kleinen italienischen Ortschaft in Apulien gewährt. Das Übernatürliche erhält erst spät Zutritt zum Geschehen und bleibt lange Zeit auf einer eher fragwürdigen Ebene bevor es sich in den Vordergrund drängt.

Eine Zielgruppe für dieses Buch zu definieren, um eine Empfehlung auszusprechen, fällt mir tatsächlich schwer. Der Leser sollte sicherlich Dramen und Charakterstudien nicht abgeneigt sein, um Gefallen an diesem Buch zu finden und sich hin und wieder auch mit der Sinnfrage des Lebens auseinandersetzen. Dann wird er sicherlich Freude mit diesem Buch haben.

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Titel: Das Buch der verborgenen Dinge
Autor: Dimitri, Francesco
Genre: Belletristik
Seitenzahl: 432
Verlag: Heyne Verlag

4/5

Originaltitel: The Book of Hidden Things
Übersetzer: Felix Mayer
Herkunft: England
Jahr: 2018 / 2020 (org./dt.)

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Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren findet sich auf der Verlagsübersichtsseite.

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2 Kommentare

  1. Hallo Frank,

    danke für die Rezension. Ich hatte das Buch neulich auch im Auge, habe aber derzeit relativ viele Rezensionsexemplare liegen. Schade, dass die Spannung zum Schluss hin etwas abflacht. Mal sehen, vielleicht besorge ich es mir noch, wenn ich wieder mehr Luft habe.

    Viele Grüße
    Jay von “Bücher wie Sterne”

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