Wenn man sich eine Seekuh näher betrachtet, so käme man nicht auf die Idee, sie für eine Meerjungfrau zu halten. Dadurch, dass Seekühe im Wasser stehen können, ihre vorderen Flipper fingerähnliche Auswüchse haben und sie ihren Kopf drehen können, wurden sie erstaunlich oft mit Meerjungfrauen in Verbindung gebracht. Diese kleine Anekdote findet sich in der Erzählung von Iida Turpeinen, die die Stellerschen Seekuh als Aufhänger nimmt, um durch die Jahrhunderte menschlichen Entdeckertums zu streifen.
Sie benutzt dafür einen wissenschaftlichen Sprachstil, der ganz gut zur Thematik passt, und beginnt im Jahre 1741, als sich Vitus Bering und Georg Wilhelm Steller auf eine Forschungsreise begeben. Genau, es ist der Bering, der der Beringsee ihren Namen gab und es ist der Steller, der der Seekuh ihren Namen gab. Forschungsreisen zu jener Zeit waren mitnichten ein Zuckerschlecken und die Autorin beschreibt in ihrer Erzählung, welchen Hindernissen sich die Forscher gegenüberstanden.
Es ist aber auch ebenso erstaunlich, wie die Erkenntnisse seinerzeit gesammelt wurden und wie sie über die Jahrzehnte und Jahrhunderte weitergereicht wurden, bis sie in der heutigen Zeit angelangt sind. Natürlich immer wieder bereinigt und korrigiert. Und so übergibt Turpeinen den roten Faden der Geschichte drei weitere Male jeweils in andere Hände. Und das Skelett der ausgestorbenen Seekuh ist immer mit dabei.
Fazit
Ich fand es auf der einen Seite zwar erhellend, wie Iida Turpeinen Fakten in derartige wissenschaftliche Texte verpackt hat, auf der anderen Seite mitunter auch ein wenig anstrengend. Sie hat nicht nur Fakten zusammengetragen, sondern hat zugleich Lücken mit eigenen Ideen ausgefüllt, damit ein plastisches Bild entstand. Ich denke, dass der Leser eine gute Portion Wissensdurst und Interesse an Expeditionsberichten mitbringen muss, um Gefallen an diesem Roman zu haben.
Titel: Das Wesen des Lebens
Autor: Turpeinen, Iida
Genre: Belletristik
Seitenzahl: 320
Verlag: Fischer Verlag
Originaltitel: Elolliset
Übersetzer: Maximilian Murmann
Herkunft: Finnland
Jahr: 2023 / 2024 (org./dt.)
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