[Belletristik] Der Tag, der nie kommt

Das Romandebüt von Oliver Reps “Der Tag, der nie kommt” hat 2019 den nie­der­län­di­schen Jugendbuchpreis gewon­nen und hat nun den Weg nach Deutschland gefun­den. Und weil dies ein Jugendbuch ist, schi­cke ich vor­ab eine Triggerwarnung, denn das Buch befasst sich unter ande­rem mit Schicksalsschlägen, Tod und Trauerbewältigung, wor­auf der Leser und die Leserinnen auf Anhieb nicht kom­men wür­de, da der Klappentext sehr spar­ta­nisch ist. Aber es ist nicht nur die Thematik als sol­ches, son­dern der Autor schafft es, den Leser wahr­haf­tig zu berüh­ren.

Es geht um den 17jährigen Elias, der ein wenig aus sei­nem Leben plau­dert, in dem er sich in jün­ge­ren Jahren eini­ge recht unsin­ni­ge Aktionen geleis­tet hat und grund­sätz­lich auf­fäl­lig war. Aber schon die ers­ten Zeilen legen nahe, dass irgend­et­was ande­res pas­siert sein muss, denn mit vagen Nebensätzen deu­tet der Ich-Erzähler immer wie­der an, das etwas pas­siert sein muss. Und der Autor spannt den Leser arg auf die Folter, bis er end­lich zur Auflösung kommt.

Das Buch ist ein Entwicklungsroman, der zu Beginn vie­le Fragen auf­wirft und den Ich-Erzähler in einem unsym­pa­thi­schen Licht daste­hen lässt. Das erreicht der Autor mit sei­ner sehr anspre­chen­den Sprache, die für jün­ge­re Leser ein­fach genug ist, dabei aber immer noch einen gewis­sen Anspruch erhebt. Der Wechsel zwi­schen Dialogen und Gedankengängen ist eben­so gut gewählt wie die Sprünge inner­halb der Handlung, so dass der Leser nach und nach auf das auf­wüh­len­de Finale zusteu­ert. Die Dummheiten der Hauptfigur wird so man­cher jugend­li­che Leser viel­leicht eben­so nach­voll­zie­hen kön­nen (im Gegensatz zu so man­chem Erwachsenen) wie auch die Veränderung, die mit ihm pas­sie­ren, als ein Mädchen sein Leben beein­flusst

Fazit

Dieses Debüt ist ein sehr auf­wüh­len­der Roman, der ein jugend­li­ches Publikum anspricht (egal wel­chen Geschlechts) und der zahl­rei­che Fragen auf­wirft, ohne alle zu beant­wor­ten. Der Roman endet nicht offen, son­dern er über­lässt ein­fach nur man­che Antworten dem Leser. Ich fin­de dies vom Autor gut gewählt. Wie er es auch geschafft hat, die Charaktere mit ihren Schicksalsschlägen dem Leser emo­tio­nal näher zu brin­gen. In mei­nen Augen ist der Roman zurecht aus­ge­zeich­net wor­den und ich kann ihn jün­ge­ren Lesern und Leserinnen emp­feh­len (vor­be­halt­lich dem Trigger).

Es wun­dert mich, dass das Buch einen Jugendpreis gewon­nen hat, aber zu dem es kaum Meinungen bzw. Rezensionen gibt. Vielleicht liegt es an dem nichts­sa­gen­den Klappentext? Klar, ver­rät er zu viel, meckern die Buchblogger und sagt er zu wenig, meckern sie auch. Aber in die­sem Fall soll­te er ein biss­chen aus­sa­gen, wor­um es in dem Buch über­haupt geht.

buchcover

Titel: Der Tag, der nie kommt
Autor: Reps, Oliver
Genre: Jugendbuch / Entwicklungsroman
Seitenzahl: 190
Verlag: 360 Grad Verlag

5/5

Originaltitel: De dag die nooit komt
Übersetzer: Ulrich Faure
Herkunft: Niederlande
Jahr: 20182022 (org./dt.)

Wer bei sich selbst oder einem Angehörigen Merkwürdigkeiten ent­deckt, die auf eine Depression oder gar einen bevor­ste­hen­den Selbstmord hin­deu­ten, der wen­de sich an die kos­ten­frei­en Nummern der Notfall-Seelsorge und Suizid-Prävention:

0800 111 0 111 (ev)
0800 111 0 222 (rk)
0800 111 0 333 (für Kinder und Jugendliche)

Noch mehr Informationen und Hilfsangebote für Betroffene fin­den sich im Internet unter suizidprophylaxe.de. Dort gibt es auch ein paar inter­es­san­te Gedanken zur Wortwahl. So fällt im vor­lie­gen­den Buch kein ein­zi­ges Mal das Wort “Selbstmord”, son­dern es ist ledig­lich vom Suizid die Rede. Nicht, dass Uwe Hauck und sei­ne Familie sei­nen Selbstmordversuch zu beschö­ni­gen ver­su­chen und sie ver­wen­den auch nicht den unan­ge­brach­ten Begriff des “Freitods”, aber den­noch fin­de ich die Wortwahl inter­es­sant.

Dieses Buch wur­de mir freund­li­cher­wei­se vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren fin­den sich im Bereich “Über die­sen Blog”.

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