[Belletristik] Die Mitternachtsbibliothek

Wer möch­te nicht manch­mal die Zeit zurück­dre­hen, um einen schwer­wie­gen­den Fehler rück­gän­gig zu machen? Ich glau­be, jeder kennt derer Momente vie­le, mit denen er hadert und sich fragt, wie es gewor­den wäre, wenn er sich anders ent­schie­den hät­te. Genau mit die­ser Situation wird die Hauptfigur in Matt Haigs Roman “Die Mitternachtsbibliothek” Nora Seeds kon­fron­tiert.

Nach einem ver­such­ten Suizid lan­det sie in besag­ter Bibliothek, die bestückt ist mit end­lo­sen Regalreihen voll von Büchern, in denen von Leben berich­tet wird, in denen sie sich anders ent­schie­den hat. Jedes die­ser unend­lich vie­len Bücher steht für ein ande­res Leben. Die Idee, die hin­ter dem Roman steckt, ist nicht neu und stützt sich auf eine der String-Theorien, nach der es unend­lich vie­le Parallel-Universen gibt, in denen je eine ande­re Realität exis­tiert.

Das aber nur am Rande, denn den Roman zeich­net etwas ande­res aus. Er the­ma­ti­siert das Leben und zeigt, wie die vie­len Fehler, die wir im Leben machen, unse­ren Charakter erst for­men. Im Buch zeigt sich das, in dem wir mit der Hauptfigur die vie­len Leben durch­le­ben, die sie hät­te leben kön­nen und von denen sie denkt, dass es bes­se­re Leben gewe­sen wären. Allein die­ses Gedankenexperiment ist sehr gelun­gen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, Nora Seeds auf ihren Streifzügen durch ihre vie­len unter­schied­li­chen Leben zu beglei­ten, denn Matt Haig schreibt ein­fach groß­ar­tig. Es ist eine sehr leb­haf­te und unter­halt­sa­me Erzählung, in der auch manch­mal der Witz nicht zu kurz kommt.

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und muss sagen, dass Annette Frier als Sprecherin per­fekt zu die­sem Roman passt. Sie hat nicht nur eine ange­neh­me Stimme, son­dern ver­mit­telt mit ihr sehr viel Gefühl, das immer zur jewei­li­gen Situation des Buchs pass­te. Hut ab dafür.

Fazit

Dieser Roman ist eine Ode an das Leben. Er ist groß­ar­tig geschrie­ben und famos ein­ge­spro­chen. Es macht nicht nur Spaß, die Hauptfigur zu beglei­ten, son­dern er lädt auch dazu ein, nicht mit sei­nen Fehlern im Leben zu hadern, son­dern sie zwangs­läu­fi­ges Produkt anzu­se­hen, die das Leben her­vor­bringt. Ich kann das Buch über alle Genregrenzen hin­weg emp­feh­len.

Achtung: Im Argon Verlag gibt es zwei Hörbuchfassungen. Die Version mit einer Hörzeit von 8h 21min ist unge­kürzt, die Version mit einer Hörzeit von 6h 46min ist ent­spre­chend gekürzt.

buchcover

Titel: Die Mitternachtsbibliothek
Autor: Haig, Matt
Sprecher: Frier, Annette
Genre: Belletristik
Hörzeit: 8 h 21 min
Verlag: Argon Verlag
Print: Droemer Knaur

5/5

Originaltitel: The Midnight Library
Übersetzer: Sabine Hübner
Herkunft: England
Jahr: 2020 / 2021 (org./dt.)

Dieses Buch wur­de mir über die Plattform Netgalley als digi­ta­les Hörbuch zur Verfügung gestellt. NetGalley gibt kei­ner­lei Vorgaben über die Art und Weise, wie Bücher bewer­tet oder vor­ge­stellt wer­den. Mehr Infos dazu auf der Seite “Über die­sen Blog”.

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3 Kommentare

  1. Hi Frank!

    Freut mich sehr, dass es dir so gut gefal­len hat!
    Es hat “Spaß gemacht”, war unter­halt­sam und auch wit­zig … ich den­ke, das woll­te der Autor auch, dass es nicht so schwer im Magen liegt. Für mich hat er damit das Thema aber ein biss­chen ver­fehlt. Wenn man in sol­chen Dingen drin­hängt, kann es auch anders rüber­kom­men, und man merkt eh, dass das Buch sehr unter­schied­lich emp­fun­den wird.

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Hi Aleshanee,

      wie meinst Du das? Wegen des Suizids und der Motivation dazu? Ja, das stimmt, wobei ich es eher so emp­fun­den habe, dass es dar­um geht, den Lebenswillen wie­der zu erlan­gen, wodurch das Buch eine posi­ti­ve Grundstimmung bekom­men hat. Aber Du hast recht, dass Bücher von jedem Leser anders emp­fun­den wer­den, wodurch dann auch ein sol­ches Buch evtl. mit nega­ti­ven Emotionen in Verbindung gebracht wird.

      Viele Grüße
      Frank

      1. Wegen des gan­zen Themas, ja. Sie möch­te sich umbrin­gen und zu die­sem Gefühl passt mir die­ser locker leich­te Ton der Geschichte nicht so recht. Aber ich mer­ke das Matt Haig grund­le­gend in sei­nen Büchern (die ich bis­her gele­sen habe) dass er das posi­ti­ve raus­hebt, aber dabei eben oft auch sehr ober­fläch­lich bleibt.
        Was er viel­leicht auch möch­te, aber es ist dann eben nicht so wirk­lich das rich­ti­ge für mich.
        Es ist nicht schlecht, gibt mir aber nichts, so unge­fähr 🙂
        Mir kam auch ein­fach alles zu “ein­fach” rüber, zu “leicht”, ich kann das schwer aus­drü­cken, denn so ein­fach wie das hier (für mich) dar­ge­stellt ist, ist es halt nicht. Aber das sind mei­ne ganz eige­nen Gefühle dabei.

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