Die Kurzgeschichten und Novellen von Stephen Crane gelten als „Meisterwerke der Weltliteratur“, wer auch immer festlegt, wer dazugehört und wer nicht. Zum ersten Mal wurden 13 seiner hochgelobten Werke in einem Sammelband in deutscher Sprache veröffentlicht. Ich muss gestehen, dass mich dieses Buch auf Anhieb nicht angesprochen hat und ich nicht zugegriffen hätte, wäre es nicht Teil des Netgalley-Adventskalenders gewesen. So wurde ich aber auf dieses Buch neugierig gemacht und musste feststellen, dass mich Literatur von Autoren zu Beginn des 20. Jahrhunderts irgendwie nicht zu erreichen vermag.
Der junge us-amerikanische Autor verstarb im Alter von nur 28 Jahren am 05. Juni 1900 im deutschen Kurbad Badenweiler, wo er gegen die Folgen einer (fortgeschrittenen) Tuberkuloseerkrankung (erfolglos) behandelt wurde. Entsprechend sind seine Texte stilistisch im Zeichen der Zeit zu betrachten, wobei seinen Texten Experimentierfreude und eine impressionistische Bildersprache nachgesagt wird.
Der Autor ist dem Tod nur drei Jahr zuvor von der Schippe gesprungen, als er an Bord des Schmugglerschiffs Commodore war, das vor der Küste Floridas sank. Dieses Ereignis verarbeitete er in gleich zwei Geschichten. „Aus der See – Stephen Cranes eigene Geschichte“ erzählt von den Ereignissen im Stile einer nüchternen Reportage, die Folgegeschichte „Das offene Boot“ von den Ereignissen, die sich zutrugen, als vier Überlebende in einem kleinen Boot auf Rettung warteten.
Im Nachwort von Wolfgang Hochbruck steht dann auch das markanteste Ereignis dieser Geschichte: Es passiert nichts. Vor allem diese Geschichte (die in den 50ern schon unter dem Titel „Im Rettungsboot“ auf Deutsch erschienen ist) erntet viel Lob und macht doch auch deutlich, weshalb mir diese Geschichten nicht gefallen: Es passiert nichts.
Im Nachwort vergleicht Hochbruck den Autor mit Edgar Allen Poe, mir selbst wurden aber eher Parallelen zu Lovecraft deutlich. Nicht inhaltlich, sondern mehr vom Erzählstil. Die Figuren in den Kurzgeschichten reagieren oftmals sehr merkwürdig und gehen auch sehr sonderbar mit ihrer Umwelt um. Gleich in mehreren Geschichten ist mir immer wieder aufgefallen, wie sehr diese Geschichten dadurch den Zugang für mich versperrten, was aber offenbar das wesentliche Merkmal darstellt, weshalb die Geschichten hochgelobt werden.
Fazit
Literaturgeschichtlich vermag diese Sammlung diverser Geschichten von Stephen Crane eine Rolle spielen, aber ich beurteile Geschichten nach ihrem Unterhaltungswert. Und dieser fehlt mir bei diesen Geschichten. Sie mögen im Zeichen der Zeit experimentell gewesen sein, aber eine Kurzgeschichte ohne Pointe ist mir schon immer ein wenig aufgestoßen. Deshalb kann ich diese Sammlung nur jenen empfehlen, die Freude an älteren Erzählungen haben, in denen Autoren ein wenig experimentiert haben.
Titel: Die tristen Tage von Coney Island
Autor: Crane, Stephen
Genre: Belletristik / Kurzgeschichten
Seitenzahl: 272
Verlag: Pendragon Verlag
Originaltitel: diverse
Übersetzer: Bernd Gockel
Herkunft: USA
Jahr: 1894-1900 / 2021 (org./dt.)
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