[Belletristik] Monster auf der Couch

Die Idee ist klas­se. Bekannte lite­ra­ri­sche Figuren aus der vik­to­ria­ni­schen Zeit wer­den mit der Wells’schen Zeitmaschine ins Hier und Jetzt gebracht, um sich mit ihren Problemen auf die Couch einer Psychologin zu legen. Warum es unbe­dingt eine Psychologin sein muss, die zudem schwan­ger ist, ist wenig ver­ständ­lich, denn dem dama­li­gen Weltbild ent­spre­chend, hät­ten die „Patienten“ sich einer Frau weni­ger offen gege­ben.

Auch die Umsetzung ist gelun­gen, in dem in Form von tran­skri­bier­ten Videos, Mails und Notizen die unter­schied­li­chen Fälle doku­men­tiert wur­den. Zusätzlich gibt es immer wie­der Zeichnungen aus den Federn von Lotta Kühlhorn und Elin Sandström, die das Buch optisch auf­wer­ten. Dennoch konn­te das Buch am Ende nicht über­zeu­gen.

Die „Monster“ des Buch sind Dr. Jekyll und Mr. Hyde (im Original von Robert Louis Stevenson aus dem Jahre 1886), Camilla (im Original von Joseph Sheridan Le Fanu aus dem Jahre 1872), Dr. Frankenstein (im Original von Mary Wollstonecraft Shelley aus dem Jahre 1818) und Dorian Grey (im Original von Oscar Wilde aus dem Jahre 1891). Die Personen kom­men ent­we­der allein oder aber als Familie. Was per se ja auch noch eine gute Idee ist. Es ist sehr wit­zig, wenn Dr. Frankenstein nicht nur sei­ne Verlobte, son­dern auch gleich sein Monster bzw. Wesen mit­bringt.

Das Problem beim Lesen des Buchs liegt in der Oberflächlichkeit. Nach je drei Sitzungen kommt die Psychologin mit ein­fachs­ten Mitteln zum Ergebnis. Und so unter­schied­lich die jewei­li­gen Figuren auch sind, so ist jede Sitzung am Ende doch gleich. Am Anfang war es noch inter­es­sant, die Methodik und die Reaktionen dar­auf zu lesen, aber wenn dies sich der­ar­tig wie­der­holt, ist es nicht nur unglaub­wür­dig, son­dern auch lang­wei­lig. Hier hät­te das Autoren-Duo deut­lich mehr draus machen kön­nen. Ich habe vor allem immer wie­der auf ein Handlungselement gewar­tet, dass die jewei­li­gen Fälle mit­ein­an­der ver­bin­det, wie z.B. das Verschwinden der Psychologin. Aber Fehlanzeige, dar­auf war­te­te ich ver­ge­bens.

Ob es nun “Monster auf der Couch“ oder “Monster in Therapie“ heißt, ist weni­ger von Belang. Aber wer auf die Idee kam, mit dem Titel „Der rät­sel­haf­te Fall der ver­schwun­de­nen Psychologin“ auf einen Krimi hin­zu­deu­ten, hat dem Buch einen Bärendienst erwie­sen. Auch der Klappentext geht weni­ger auf den Inhalt des Buchs ein als viel­mehr auf etwas, das im Buch gar nicht the­ma­ti­siert wird. Am Ende wird näm­lich nicht auf­ge­klärt, was mit der Therapeutin pas­siert ist, son­dern bes­ten­falls ange­deu­tet. Aber es ist ja auch gar nicht Gegenstand des Buchs. In dem Buch geht es um etwas voll­kom­men ande­res.

Fazit

Schade, dass hier der­ar­tig viel Potential ver­spielt wur­de. Sowohl die Idee als auch die opti­sche Umsetzung haben es mir sehr ange­tan. Leider flach­te es inhalt­lich mit jedem neu­en Fall ab. Das Autoren Duo aus Jenny Jägerfeld und Mats Strandberg konn­te den bekann­ten Literaturfiguren nicht mehr Abwechslung ent­lo­cken und konn­te kaum auf deren Besonderheiten ein­ge­hen. Wer ger­ne psy­cho­lo­gi­sche Romane liest, darf gern einen Blick wagen, alle ande­ren wer­den ver­mut­lich ähn­lich ent­täuscht sein wie ich.

buchcover

Titel: Monster auf der Couch: Der rät­sel­haf­te Fall der ver­schwun­de­nen Psychologin
Autor: Strandberg, Mats; Jägerfeld, Jenny
Genre: Belletristik
Seitenzahl: 464
Verlag: Penhaligon Verlag

3/5

Originaltitel: Monster i Terapi (Monsters in Therapy)
Übersetzer: Fleegler, Leena
Herkunft: Schweden
Jahr: 2021 / 2022 (org./dt.)

Dieses Buch wur­de mir freund­li­cher­wei­se vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren fin­den sich im Bereich “Über die­sen Blog”.

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