Über unglaubliche 7.500 Bewertungen wurden bei Amazon zum Buch “Vielleicht” des Autors Kobi Yamada verfasst. Und auch hier auf meinem Blog verzeichnete meine Buchvorstellung einen unglaublich hohen Zuspruch und weist eine Anzahl von Besuchern im deutlich vierstelligen Bereich auf. Dabei stieß dieses Buch nur bedingt den Nerv meiner Kinder und in der Besprechung selbst habe ich durchaus auch kritische Aspekte beleuchtet, in dem ich schrieb, dass “in vielerlei Hinsicht hier eher die Eltern als die Kinder angesprochen [werden].” Ein bisschen gilt das auch für das neue Buch des Autors “Versuchen”.
Wie der Titel des neuen Buchs von Kobi Yamada vermuten lässt, geht es darum, dass man im Leben Dinge ausprobieren muss, um festzustellen, ob man Spaß daran hat oder Talent für irgendetwas hat – oder eben nicht. Nicht umsonst heißt es umgangssprachlich “Versuch macht klug”. Weniger experimentierfreudige Kinder schrecken allerdings davon ab, einfach mal etwas auszuprobieren, sondern sagen von vornherein, dass sie es nicht schaffen.
Kobi Yamada nimmt sich für sein Buch die Bildhauerei als Beispiel. Ein Junge kommt in die Werkstatt eines Meisters und wird von der Masse an Figuren quasi erschlagen und wirft, noch bevor er überhaupt angefangen hat, die Flinte ins Korn. Dann probiert er es doch und merkt, dass er nicht gut ist. Übung macht eben den Meister. Und diese Weisheit muss der Junge erst erkennen, dass man aus Fehlern auch lernen kann. Wenig überraschend die Hauptbotschaft des Buchs.
Eine Botschaft vermisse ich allerdings. Wenn Kinder vor einen riesigen Berg an Aufgaben gestellt werden, dann verzagen sie. Wenn sie ein perfekt gespieltes Klavierstück hören, wenn sie den besten Sportler sehen oder eben den Bildhauer, der große Skulpturen erstellt, dann scheint es unvorstellbar, sowas mal selbst erlernen zu können. Dass Kinder mit kleinen “Päckchen” viel einfacher etwas erlernen, fällt hier etwas hinten über, denn vor allem beim dargestellten Beispiel der Bildhauerei kann sich der Junge durchaus zuerst mit kleineren Figuren versuchen und behaupten.
Optisch ist das Bilderbuch sehr gut gemacht. Die weitestgehend monochromen Bleistiftzeichnungen zeigen genau das Detail, was gerade für den Text notwendig ist und verliert sich genau richtig im Abstrakten. Allerdings transportieren die Zeichnungen nicht von selbst die Botschaft des Buchs. Dafür wird der Text benötigt, der leider nicht kindgerecht formuliert wurde, sondern (wieder) eher die Eltern als die Kinder anspricht.
Fazit
In unserer Sprache finden sich viele Redenwendungen, die genau das Thema des Buchs aufgreifen. Dass man manchmal scheitern muss, um zu erkennen, was in einem steckt. Dass man nur durch Übung sich verbessern kann. Dass man sich von Rückschlägen nicht demotivieren lassen darf. Die Zeichnungen des Buchs sind hervorragend und sehr gelungen. Sie passen sehr gut zum Text, der sich (leider) wieder mehr an die Eltern als an die Kinder richtet. Dennoch in meinen Augen ein empfehlenswertes Bilderbuch für Kinder ab zirka fünf Jahren.
Titel: Versuchen: Das besondere Kinderbuch
Autor:Yamada, Kobi
Illustrator: Hurst, Elise
Genre: Kinderbuch / Bilderbuch
Lesealter: ab ca. 5 Jahre
Seitenzahl: 48
Verlag: adrian Verlag
Originaltitel: Trying
Übersetzer: Gerda Maria Pum
Herkunft: USA
Jahr: 2021
Der Büchernarr schreibt hauptsächlich über Bücher aus den Genres Fantasy und Horror. Manchmal schleichen sich Bücher anderer Genres in diesen Buchblog ein, so dass hier auch Biografien, historische Romane oder Kinderbücher zu finden sind.