Mira Jacob hat eine sehr ungewöhnliche Art und Weise gefunden, um ihre Erfahrungen in dieser autobiografischen Graphic Novel zu erzählen. Es beginnt mit vielen Fragen, die ihr Sohn an sie richtet. Fragen, die teils sehr ungewöhnlich sind und hier im Kontext des Alltagsrassismus geschildert werden. Von diesen Gesprächen ausgehend, schaut sie selbst auf ihre Vergangenheit und erzählt von ihren Erfahrungen.
Die Erfahrungen machte die Autorin in den USA, so dass sie sich vielleicht nicht in Gänze eins zu eins nach Deutschland bzw. Europa transferieren lassen. Dennoch kann sich unsere Gesellschaft nicht vom Alltagsrassismus freisprechen. Auch in Deutschland dürfen sich nicht-weiße Menschen das ein oder andere anhören.
Mira Jacob erzählt von ihren Erinnerungen teils mit einer ulkigen Situationskomik, wenn z.B. ihr Sohn fragt, ob Weiße manchmal Angst vor Schwarzen haben, sie dies bejaht und ihr Sohn daraufhin fragt, ob sein weißer Vater Angst vor ihm hat, weil der dunkelhäutig ist.
Die eingangs von mir erwähnte ungewöhnliche Art und Weise, wie diese Graphic Novel aufgebaut ist, bezieht sich auf die Machart. Die Autorin benutzt Collagen aus Fotos und gleichen Zeichnungen, um Bilder zu erstellen, in die sie die Sprechblasen platziert. Es ist also keine klassische Graphic-Novel- oder Comic-Erzählung, die mit Stripes dargestellt wird, sondern es handelt sich um meist großflächige Collagen.
Dadurch hat das Buch einen gewissen Umfang erhalten, der manchmal durch seine Textlastigkeit auffällt. Dieses Buch liest niemand mal eben schnell durch, sondern es braucht seine Weile, was ich persönlich ganz gut finde.
Fazit
Ich finde es sehr interessant, erzählt zu bekommen, was auf nicht weiße Menschen manchmal für ein Unfug einprasselt. Auch wenn die Erinnerungen von einer US-Amerikanerin stammen, so wird es vergleichbare Situationen auch in Deutschland geben. Wir leben in einer multikulturellen Gesellschaft, die geprägt ist von einer Vielfalt von Menschen unterschiedlichster Herkunft. Und egal welches Äußere sie prägt, so sind sie alle Deutsche.
Titel: Good Talk: Erinnerungen in Gesprächen
Autor&Illustrator: Jacob, Mira
Genre: Comic
Seitenzahl: 368
Lesealter: ab 12 Jahren
Verlag: Carlsen Verlag
Band: 1 von 1
Originaltitel: Good Talk – A Memoir in Conversations
Übersetzer: Simoné Lechner
Herkunft: USA
Jahr: 2019 / 2022 (org./dt.)
In meiner persönlichen Übersicht der empfehlenswerten Comics und Graphic Novels finden sich viele lesenswerte und zum Teil sehr beeindruckende Werke, die alle auf ihre Art und Weise einen Blick wert sind.
Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren finden sich im Bereich „Über diesen Blog„.
Der Büchernarr schreibt hauptsächlich über Bücher aus den Genres Fantasy und Horror. Manchmal schleichen sich Bücher anderer Genres in diesen Buchblog ein, so dass hier auch Biografien, historische Romane oder Kinderbücher zu finden sind.