[Biografie] Rollt bei mir! Wenn Träume laufen lernen

Wenn ein Mensch mit einer Behinderung eine Autobiografie ver­öf­fent­licht, dann ist die­se sehr oft eine Inspiration für irgend­wen. Tan Caglar eiert ein wenig durchs Leben, bis er sei­nen Weg gefun­den hat. Für mich, der sei­nen Lebensweg ger­ne plant, ist das nicht gera­de inspi­rie­rend und ich fra­ge mich, wie­vie­le Behinderte in Deutschland nicht das Glück hat­ten, einen Weg für sich zu fin­den. Ich den­ke näm­lich nicht, dass die­se Biografie der­art inspi­rie­rend ist, dass der Autor ein Vorbild ist. Zumindest nicht auf die Art und Weise, dass allein die Tatsache, dass er auf einen Rollstuhl ange­wie­sen ist, dafür aus­reicht.

Natürlich braucht man im Leben auch Glück. Wenn einem das Glück unter die Arme greift, so muss man dar­aus was machen. Tan Caglar zeigt, wie er die Chancen genutzt hat, die ihm das Leben gebo­ten hat. Dieser Aspekt ist es, der als Vorbildfunktion (und wegen mir auch als die abge­dro­sche­ne Inspiration) her­hal­ten kann.

Mittlerweile ist der Autor als Comedian unter­wegs. Der Witz fin­det sich aller­dings nur bedingt in der Biografie wie­der. Es gibt zwar hier und da ein paar wit­zi­ge Kommentare und ein paar humor­vol­le Anekdoten, aber es ist eben eine Biografie eines Comedian und kein wit­zi­ger Roman. Wer also herz­haft lachen möch­te, soll­te sein Programm besu­chen und nicht die­ses Buch lesen.

In der Biografie gibt es natür­lich auch die Momente, in denen die Behinderung die Oberhand über sein Leben gewon­nen hat. Bei Erkrankungen, bei denen man anfangs noch lau­fen kann, ist eine sol­che Situation beson­ders schwie­rig zu meis­tern. Hier gibt Tan Caglar für mein Empfinden weni­ger Einblicke in sei­ne Gefühlswelt. Vor allem die Abschnitte sei­ne Depression betref­fend sind sehr all­ge­mein gehal­ten (getreu dem Motto „Eine Depression ist mehr als schlech­te Laune haben“). Auf der ande­ren Seite bewahrt dies den Leser vor einem Seelenstriptease.

Fazit

Ich den­ke nicht, dass jede Autobiografie eines Rollstuhlfahrers ein Mutmacherbuch sein muss. Dann wäre es ja auch irgend­wie nur für Rollstuhlfahrer geeig­net. Ist es aber nicht. Es ist schon span­nend zu lesen, wie sehr Tan Caglar durch das Leben schlit­tert, nur um am Ende doch an einem Punkt ange­kom­men zu sein, an dem er glück­lich auf sei­ne Kapriolen zurück­bli­cken kann. Der Leser soll­te nicht erwar­ten, etwas aus sei­nem gleich­na­mi­gen Programm zu lesen zu bekom­men (der Titel des Buchs ist viel­leicht etwas unglück­lich gewählt). Er erhält dafür einen gro­ben Abriss mit den wich­tigs­ten Stationen vom Werdegang des Comedians. Interessant für Fans des Autors und für Menschen, die gern über das Leben ande­rer lesen.

buchcover

Titel: Rollt bei mir! Wenn Träume lau­fen ler­nen
Autor: Caglar, Tan
Genre: Autobiografie
Seitenzahl: 256
Verlag: Ullstein Verlag

4/5

Herkunft: Deutschland
Jahr: 2019

Mittlerweile habe ich in das Leben eini­ger Comedians geschaut. Jetzt fragt sich so man­cher viel­leicht, müs­sen die alle einen Seelenstriptease hin­le­gen? Ganz so ist es nicht. Jeder der vier hat­te eine ande­re Motivation sei­ne bzw. ihre Gedanken zu Papier zu brin­gen. Empfehlenswert sind alle vier.

Abgeschminkt von Ilka Bessin, Rolllt bei mir! von Tan Caglar, Angekommen von Bülent Ceylan und das kom­men­de Buch “Es kann nur eine geben” von Carolin Kebekus, das mehr poli­tisch moti­viert geschrie­ben wur­de (und nicht als Biografie)

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