Viele kennen den deutsch-amerikanischen Künstler Lyonel Feininger als Maler und von seinen Arbeiten am Bauhaus. Eventuell kennt der ein oder andere ihn auch noch als Karikaturist. Dass er auch das Comic-Genre geprägt hat, ist wenigen bekannt. Gleichzeitig markieren seine Arbeiten aber auch den Punkt, an dem die Deutsche Literaturgemeinde es verpasst hat, die Comics salonfähig zu machen.
Dabei reden wir vom dem Jahr 1906, in dem die Comic-Reihe “The Kin-der-Kids” für lediglich ein halbes Jahr in der amerikanischen Zeitung Chicago Sunday Tribune erschien. Parallel dazu wurde “Wee Willie Winkie’s World” ebenfalls als Zeitungscomic veröffentlicht. Mehr zu den Hintergründen zu den beiden Comic-Strips findet sich im Vorwort von Bill Blackbeard, in dem detailliert auf Entstehung und Reaktion eingegangen wird.
Im Zeichen der Zeit
Vom heutigen Standpunkt aus erscheint mir die Comic-Serie “The Kin-der-Kids” wenig ansprechend. Als Kunstwerk mag ich sie vielleicht betrachten, aber so ansprechend gestaltet wie Feiningers Bilder sind diese Zeichnungen nicht. Und dabei wagte er den Schritt, Comics großflächig darzustellen mit sehr kleinen Sprechblasen, um sich voll und ganz auf die Darstellung zu konzentrieren.
Gleichzeitig gilt dieses Comic als Begründer der Fortsetzungscomics, denn viele Episoden endeten mit einem Cliffhanger. Dadurch, dass die Auflagenzahlen gesunken sind, wurde die Comic-Serie mitten in der Erzählung abgebrochen. Allerdings ist kaum ein roter Faden zu erkennen als dass es erzählerisch schwer ins Gewicht fällt.
In meinen Augen deutlich ansprechender ist “Wee Willie Winkie’s World”, die auch heute noch einen ganz besonderen Charme versprüht. Mit sehr viel Fantasie sind die jeweiligen Comic-Stripes gestaltet und bezeugen auch heute noch viel Humor.
Fazit
Feiningers Comic-Kunst ist sicherlich ein Stück Comic-Geschichte, die als Kunstwerk betrachtet sicherlich interessant und lehrreich ist. Reduziert auf das Medium fand ich die “The Kin-der Kids” ein wenig zu befremdlich während “Wee Willie Winkie’s World” auch heute noch mit seiner Fantasie zu überzeugen weiß.
Das Buch selbst ist mittlerweile vergriffen und nur noch vereinzelt auf dem Buchmarkt zu finden.
Titel: Die Comic-Kunst des Lyonel Feininger
Autor: Winter, Anette (Hrgs.)
Genre: Kunst / Comic
Seitenzahl: 56
Verlag: Kunstverein Ribnitz-Damgarten
Originaltitel: The Comic-Strip Art of Lyonel Feininger
Übersetzer: Wolfgang J. Fuchs
Herkunft: USA
Jahr: 1994⁄2006 (org./dt.)
Mit diesem ungewöhnlichen Buch endet mein persönlicher SachbuchFrühling. Ich lasse es beim Buch-Bingo für das Feld “Lustiges Sachbuch” gelten.
Der Büchernarr schreibt hauptsächlich über Bücher aus den Genres Fantasy und Horror. Manchmal schleichen sich Bücher anderer Genres in diesen Buchblog ein, so dass hier auch Biografien, historische Romane oder Kinderbücher zu finden sind.