[Comicreportage] Das Recht der Erde

Étienne Davodeau durch­wan­dert sei­ne Heimat Frankreich, um zwei Orte sym­bo­lisch mit­ein­an­der zu ver­bin­den, die blei­ben­de Spuren der mensch­li­chen Spezies hin­ter­las­sen (wer­den). Der eine Ort ist Pech Merle in Cabrerets, der ande­re das rund 170 km ent­fern­te Städtchen Bure. An dem einen Ort befin­det sich eine Tropfsteinhöhle mit jung­pa­läo­li­ti­scher Höhlenmalerei, u.a. die Zeichnung eines Mammuts. An dem ande­ren Ort soll das ers­te Endlager (für Atommüll) Frankreichs ent­ste­hen.

Ganz zu Beginn des Buchs sind die bei­den Orte zwar ganz grob auf dem Umriss Frankreichs skiz­ziert wor­den, eine Karte jedoch fehlt lei­der, um die Route des Künstlers nach­ver­fol­gen zu kön­nen. Er gibt zwar hier und da Orte an, in denen er war, aber so kann der Leser nur müh­sam nach­ver­fol­gen, wel­che Strecke er ging. Okay, das ist nicht beson­ders wich­tig, wäre aber ein stim­mi­ges Detail gewe­sen.

Davodeau möch­te dar­auf auf­merk­sam machen, was es bedeu­tet, hoch­ra­dio­ak­ti­ven Müll unter die Erde zu packen. Dafür hat er mit zahl­rei­chen Wissenschaftlern und Aktivisten gespro­chen, die ihm mit ihrer Expertise zur Seite ste­hen. Er stellt direkt zu Beginn klar, dass er die Wissenschaftler nach sei­ner Wanderung gespro­chen hat, die­se aber für sei­ne Erzählung in die Wanderung mit ein­ge­baut hat. Mit die­sem Kniff kann er sei­ne Botschaft deut­lich bes­ser ver­mit­teln.

Welches Andenken wird die heu­ti­ge Generation sei­ner Nachwelt hin­ter­las­sen? Während wir (mehr oder weni­ger) stau­nend die Höhlenmalerei bestau­nend, wer­den unse­re Nachkommen weni­ger erfreut auf unse­re Hinterlassenschaft schau­en. Kein ande­res Land kann mehr Atomkraftwerke pro Kopf auf­wei­sen als Frankreich. Und wäh­rend Frankreich sei­nen Atommüll lan­ge Zeit in den Meeren ver­klappt hat, fällt mitt­ler­wei­le ent­spre­chend viel Müll an, der irgend­wo hin­muss. Eine Lösung kann der Autor natür­lich nicht prä­sen­tie­ren, ganz ein­fach weil es kei­ne gibt.

Fazit

Im idyl­li­schen Dorf Bure in Lothringen leben knapp 90 Einwohner. (Und wenig über­ra­schend liegt auch die­ses Dorf im Osten Frankreichs.) Es wird nicht mehr lan­ge dau­ern, bis die Idylle Geschichte ist. Mit unab­seh­ba­ren Folgen. Étienne Davodeau beleuch­tet die­se Entscheidung aus ver­schie­de­nen Perspektiven und lässt dafür sehr unter­schied­li­che Stimmen zu Wort kom­men. Dadurch ist das Buch recht wis­sen­schaft­lich und bie­tet ent­spre­chend lan­ge Textpassagen, die sich der Leser „erar­bei­ten“ muss.

das recht der erde

Titel: Das Recht der Erde
Autor&Illustrator: Davodeau, Étienne
Genre: Comicreportage
Seitenzahl: 216
Verlag: Carlsen Verlag
Band: 1 von 1

5/5

Originaltitel: Le Droit du Sol – Journal d’un Vertige
Übersetzer: Tanja Krämling
Herkunft: Frankreich
Jahr: 2021 / 2023 (org./dt.)

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