Ein untoter Pteranodon fliegt in einer riesigen unterirdischen Höhle über die Köpfe der Protagonisten hinweg. Wer bei einem solchen Satz gedanklich schon aussteigt, hat vermutlich wenig übrig für eine sehr schräge Welt und wird demzufolge auch wenig Freude an diesem Buch haben.
Das Deadlands-Universum, in dem dieses Buch angesiedelt ist, spielt im Jahre 1876 auf dem amerikanischen Kontinent. Ein riesiges Erdbeben hat große Teile der Westküste vernichtet und den sogenannten Geisterstein zutage gebracht, mit dem allerlei technisches Spielzeug entwickelt werden kann. Am ehesten sind diese Entwicklungen und Maschinen mit denen aus den Steampunk-Welten vergleichbar.
Wer den Kinofilm Wild Wild West gesehen hat, wird sich am ehesten etwas unter dieser Welt vorstellen können. Nur dass zusätzlich noch Dämonen, Geister und Magie Einzug in dieser Welt erhalten haben. Damit sich der Leser nicht vollkommen in der Geschichte verloren fühlt, wird diese immer wieder in Abschnitten des Buchs erläutert.
Warum dies allerdings in einem Dialog zwischen zwei Männern an einem Lagerfeuer geschehen muss, bleibt mir ein Rätsel, denn damit wird der Geschichte ihrer Spritzigkeit beraubt, mit der sie immer wieder punkten kann. So ist der Einstieg in die Welt recht gut gemacht und der Leser wird schnell mit den beiden Hauptfiguren der Story vertraut gemacht. Grey Torrance sieht zu, wie eine Horde Männer einem Sioux namens Thomas Schaut-Weg den Garaus machen möchte.
Lineare Erzählung
Werden in vielen Büchern mehrere Handlungsstränge gesponnen, die sich irgendwann ineinander verweben, wird diese Geschichte recht linear erzählt. Der Leser bleibt jederzeit an der Seite von Grey bei seiner Sicht auf die Geschehnisse. Dieses Stilmittel bleibt aber oftmals ungenutzt. Hier hätte es viel öfter Überraschungen aus den anderen nicht erzählten Handlungen kommen können.
Der Leser ist direkt in der Geschichte, wird sogleich aber wieder gebremst, als er mit zahlreichen Informationen überhäuft wird, die nicht weiter erklärt werden. Auf der anderen Seite gibt es in dem Buch Passagen, in dem zu vieles nicht erzählt wird und dem Leser das Szenario nicht klar wird.
Aufgelockert wird die Geschichte durch zahlreiche Actionpassagen, die sich recht gut lesen lassen und sehr blutig sind. Am Ende bleibt ein Buch, in dem es einen stark schwankenden Spannungsbogen gibt. Von rasender Action wird man schnell ausgebremst, nur am dann direkt wieder nach vorn katapultiert zu werden.
Dem Verständnis der Geschichte ist es wenig zuträglich, dass vieles nicht erläutert wird und dass sich so manche Logiklücke auftut. Ich sehe bei vielen Büchern (und auch Filmen) über zahlreiche Logiklücken hinweg, wenn sie denn trotzdem zu unterhalten wissen. Hier gibt es aber zusätzlich noch einige Längen im Buch, so dass ich mich über weite Passagen hinweg in der Geschichte verloren gefühlt habe.
Schräge Welten
Konfrontiert wird der Leser immer wieder mit sehr skurrilen Gegebenheiten. Zombies, Dinosaurier, Rieseninsekten: der Autor fährt ordentliche Geschütze aus der Welt der abgedrehtesten Monster auf. Allerdings vermittelt er den Eindruck, als würde die Welt auf physikalischen Effekten basieren, die wir aus der realen Welt kennen. Das nimmt der Geschichte etwas an Glaubwürdigkeit und Authentizität, so weit man bei einem solch schrägen Werk davon sprechen möchte.
Freunde von abgedrehten Szenarien werden hier allerdings aufgehen. Es viele herrlich schräge Maschinen, Waffen und Geschöpfe. Gleichzeitig fließt ordentlich Blut, so dass Zartbesaitete sicherlich dieses Buch nicht lesen sollten. Auch richtet sich das Buch eindeutig an eine erwachsene Leserschaft.
Fazit
Freunde des Popcorn-Kinos in einer vollkommen abgedrehten Welt mit skurrilen Monstern, denen es wenig ausmacht, dass das ein oder andere Logikloch in der Geschichte klafft, können getrost zugreifen. Auch das nicht jede aufgekommene Frage beantwortet wird, sollte nicht von Belang sein. Alle anderen machen dann aber lieber einen Bogen um dieses Buch.
Dieses Buch enthält explizite Beschreibungen von Gewalt und ist nicht für Zartbesaitete oder minderjährige Leser geeignet.
Titel: Deadlands – Ghostwalkers
Autor: Maberry, Jonathan
Genre: Horror
Verlag: Papierverzierer Verlag
Wertung: ✦✦✦✧✧ (für Genrefans)
Der Büchernarr schreibt hauptsächlich über Bücher aus den Genres Fantasy und Horror. Manchmal schleichen sich Bücher anderer Genres in diesen Buchblog ein, so dass hier auch Biografien, historische Romane oder Kinderbücher zu finden sind.