Die FBM und die unerwünschten Verlage

Die Frankfurter Buchmesse ist zu Ende und scheint wie­der von dem Thema der soge­nann­ten “rech­ten Verlage” über­schat­tet wor­den zu sein. Ich konn­te lei­der nicht her­aus­fin­den, wel­che Verlage zu den “Neuen Rechten” zäh­len und wie­vie­le es tat­säch­lich waren, die einen Stand auf der Messe hat­ten. Ist im Grunde genom­men auch egal, denn bei der Diskussion tra­fen mal wie­der Meinungsfreiheit auf … ja, was eigent­lich?

Darum ging’s:

Die Autorin Jasmina Kuhnke hat »wegen der Bedrohung durch Rechte« ihren Auftritt auf der Buchmesse abge­sagt, der sowie­so nur »unter beson­de­ren Schutzmaßnahmen« hät­te statt­fin­den kön­nen. Sie soll­te ursprüng­lich auf der ARD-Bühne ihr neu­es Buch vor­stel­len, neben der sich u.a. der Stand des Jungeuropa Verlags befand. Aus Solidarität haben dar­auf­hin wei­te­re Autoren und man­che Verlage eben­falls ihre Teilnahme abge­sagt (obwohl gera­de letz­te­re sich schon viel eher dar­über hät­ten infor­mie­ren, wel­che Verlage an der FBM teil­neh­men). 

Der Rowohlt-Verlag, in dem das neue Buch ver­öf­fent­licht wer­den soll­te, zeig­te Verständnis und teil­te mit, dass »das Recht auf Meinungsfreiheit an sei­ne Grenzen sto­ße, wenn die Sicherheit und die Grundrechte ande­rer bedroht wer­den«. Auf der ande­ren Seite beton­ten die Verantwortlichen der Messe mehr­fach und auf vie­len Kanälen, dass die Sicherheit der Teilnehmenden höchs­te Priorität habe. Es lie­ge »ein umfas­sen­des Sicherheitskonzept zugrun­de, das es allen ermög­licht, die Messe sicher zu besu­chen.«

Es ging aber nicht nur um die Sicherheit ein­zel­ner Autoren und Autorinnen, son­dern grund­sätz­lich dar­um, dass Verlage ihre Stände auf der FBM auf­bau­en dür­fen, die haupt­säch­lich Bücher mit rech­tem Gedankengut ver­öf­fent­li­chen. Dem wird gegen­über gestellt, dass die Messebetreiber eine Buchung ein­zel­ner Verlage nicht grund­los ableh­nen kön­nen (es ist ja nicht so, als dass die Messe auf die Verlage zugeht, son­dern anders­her­um wird ein Schuh dar­aus). Dies gehö­re zudem zur Meinungsfreiheit inner­halb einer Demokratie, dass eben auch Meinungen gehört wer­den, die nicht auf die Zustimmung der brei­ten Masse trifft.

Ich fin­de, dass die Autorin und alle, die ihr folg­ten, ein Eigentor geschos­sen haben. Es ist eine Art von Negativ-Publicity, die bei vie­len Leser nicht gut ange­kom­men ist. Es wur­de natür­lich über das Buch der Autorin gespro­chen, aber auch über die Verlage, die nie­mand ken­nen wür­de, wenn die­ser Fall nicht der­art auf­ge­bauscht wor­den wäre. Es wur­de den Rechten eine Bühne geschaf­fen, die eine Reichweite erziel­te, die das gesam­te Marketing der Verlage nie­mals zustan­de bekom­men hät­te.

Die Meinungsvielfalt in einer star­ken, gesun­den, plu­ra­lis­ti­schen Demokratie, beinhal­tet sehr vie­le Meinungen und Äußerungen, von “ganz links” bis “ganz rechts”. Ich per­sön­lich mag über­haupt kei­ne Art von Extremismus. Weder von rechts, noch von links. Ich fin­de aber, dass es dazu gehört, dass auch Meinungen zuge­las­sen, bei denen ich nur den Kopf schüt­teln kann. Und ich bin sehr froh, in einem Land zu leben, in dem das mög­lich ist.

Auch wenn ich noch nie ein Buch aus den betrof­fe­nen Verlagen gele­sen habe noch lesen wer­de, so fin­de auch ich, dass es rich­tig war, die­sen Verlagen ihren Auftritt bei der Frankfurter Buchmesse nicht zu ver­weh­ren.

2 Kommentare

  1. Hi Frank!

    Ich hab das gan­ze wie­der nur mal so neben­bei mit­be­kom­men ^^ Deshalb dan­ke für dei­ne Aufklärung!
    So ganz ver­ste­he ich das Problem nicht, war man da tat­säch­lich um die Sicherheit der Autorin besorgt? Bzw. ist sie bedroht wor­den oder sowas? Heutzutage muss man ja tat­säch­lich lei­der oft vor­sich­tig sein – aber in Bezug auf die Meinungsäußerungen hät­te ich es gut gefun­den, gra­de wenn sie wegen den “rech­ten Verlagen” gekom­men wäre und ihre Meinung gesagt hät­te…
    Aber gut, das kön­nen wir alles nicht wis­sen was da hin­ter den Kulissen abge­lau­fen ist.

    Ich per­sön­lich ken­ne auch kei­ne “rech­ten Verlage”, muss ich auch nicht ^^ Aber auch ich bin für freie Meinungsäußerung um in eine Diskussion gehen zu kön­nen. Wenn man ande­re nicht zu ver­ste­hen ver­sucht wird es nie zum Umdenken kom­men kön­nen. Aber das ist ja ein Problem, dass wir schon sehr lan­ge in unse­rer GEsellschaft haben.

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Hi Aleshanee,
      das kommt mei­nes Erachtens nicht so ganz rüber. Die Autorin wur­de auch schon im Vorfeld der Messe (und unab­hän­gig) bedroht und ange­gan­gen. Ich glau­be, dass sie des­halb als Überraschungsgast auf­tre­ten soll­te, was aber irgend­wie durch­ge­si­ckert ist. Da sind ein zwei Pappenheimer der rech­ten Verlage natür­lich direkt drauf ange­sprun­gen. Daraufhin hat dann Kuhnke ihre Teilnahme abge­sagt, mit der Begründung, dass sie sich zu unsi­cher füh­le. Natürlich kön­nen wir Außenstehende nur bedingt beur­tei­len, wo dann im Detail das Problem bestand.

      Ich glau­be aber auch nicht, dass die Autorin wirk­lich den Willen hat­te, bei der Messe auf­zu­tre­ten, denn dann hät­te man sicher­lich ein ent­spre­chen­den Konzept nach ihren Wünschen auf die Beine gestellt. Was mich sehr stört, ist ihre Aussage: „Ich rede nicht mit Nazis. Ich höre Nazis nicht zu. Ich lese kei­ne Bücher von Nazis“. Da kann ich nur gegen­hal­ten, dass wir sehr wohl den Nazis zuhö­ren und auch reden müs­sen (die Bücher kau­fen eher nicht ;)). Eine Gesellschaft kann sich nicht durch igno­rie­ren den Rechten stel­len, die dadurch auch in der jün­ge­ren Vergangenheit mei­ner Meinung nach erstarkt sind. Und da sind wir dann auch bei dem, was Du im letz­ten Punkt ansprichst. Wir schau­en lie­ber weg.

      Viele Grüße
      Frank

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