Montagsfrage #139: Muss ein anspruchsvolles Buch schwer zu lesen sein?

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Ich wette, jeder, der sich an die heutige Montagsfrage begibt, wird sich zuerst mit der Frage auseinandersetzen, was anspruchsvoll überhaupt bedeutet, denn nur wenn feststeht, was ein anspruchsvolles Buch ausmacht, kann man überhaupt der Frage nachgehen, ob es denn schwer zu lesen ist, wobei auch der Aspekt des „schwer zu lesen“ etwas genauer unter die Lupe genommen werden kann, was ich aber angesichts der heutigen Fragen etwas später angehe.

Also, was macht nun ein anspruchsvolles Buch aus?

Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, weil es von vielen Aspekten abhängt. In erster Linie natürlich vom Leser und wie er in der Bücherwelt verankert ist. Wer bisher immer nur seichte und leicht zu lesende Literatur kennt (bei denen viele die Nase rümpfen), der wird vielleicht schon an der Komplexität eines verschachtelten Krimis oder Fantasybuchs scheitern, weil ihm dies zu anspruchsvoll ist. Das wäre der erste Aspekt: bei verschachtelten, überaus nichtlinearen Handlungssträngen, spreche ich von einem anspruchsvollen Buch.

Anspruchsvoll wird ein Buch aber auch dadurch, dass die enthaltenen Figuren mit viel Liebe zum Detail vom Autor oder Autorin ausgearbeitet wurden, wodurch diese erst richtig „zum Leben erweckt“ werden und der Leser oder die Leserin erst eine Verbindung zur Figur aufbauen können. Diese Art von Tiefgang hebt meines Erachtens den Anspruch eines Buch uns ist somit der zweite Aspekt.

Ein Buch kann aber auch deshalb anspruchsvoll sein, weil viele Fremdworte enthalten sind bzw. weil der Schreibstil eine Komplexität enthält, die es schwierig macht, dem Inhalt zu folgen. Das sind dann solche Bücher, bei denen der Leser oder die Leserin immer wieder mal ein ihm oder ihr unbekanntes Wort nachschlagen muss oder bei denen man sich derart konzentrieren muss, dass so manche Seite mehrfach gelesen wird. Das ist der dritte Aspekt.

Ein vierter Aspekt ist der Sprachstil, der derart poetisch ausgearbeitet wurde, dass der Handlung nur sehr mühsam gefolgt werden kann, weil eine Metapher der anderen folgt und alles blumig umschrieben wird. In solchen Büchern sind sehr befremdliche Satzkonstrukte enthalten, die manchmal seitenlang ausgearbeitet sind und dabei überhaupt nichts sagen oder zum Ausdruck bringen (ihr merkt schon, das sind nicht meine Lieblingsbücher). Da fliegt dann irgendwas blumengleich windgeschwind um die sonnengleiche Blüte herum, um irgendwo samtweich, wie auf Moos gebettet das Innere der sehnsüchtig erwarteten Heimsuchung wiederfährt. Und gemeint ist, dass die Hauptfigur nach Hause kommt. Irgendwie sowas in der Art.

Es mag vielleicht noch mehr Aspekte geben, die ein Buch anspruchsvoll werden lassen, aber komme ich mal zurück zur eigentlichen Montagsfrage: Sind diese Bücher nun schwer zu lesen?

Ich sage mal grundsätzlich ja. Je höher der Anspruch in einem Buch, desto schwieriger ist es zu lesen. Abhängig natürlich von der Leseerfahrung des Lesers oder der Leserin. Vor allem, wenn mehrere Aspekte zusammenfallen, wird es für den Leser meist relativ schwer zu lesen. Schöne Beispiele dafür sind übrigens ausgezeichnete Bücher. Auch hier gilt: Je hoher dekoriert der Preis, umso anspruchsvoller das Buch und umso schwieriger ist es zu lesen. Zumindest meiner bescheidenen Leseerfahrung nach, denn ich widme mich solchen Büchern nur selten, bin ich doch immer noch hauptsächlich in der Belletristik unterwegs, die nicht geschwurbelt daherkommt.

Ich bin mal gespannt, wie andere Montagsantwortler die Frage beantwortet und wünsche einen guten Start in die neue Woche gehabt zu haben.

Wie gehabt lese ich die Beiträge der anderen Montagsantwortler, ohne immer eine Spur zu hinterlassen. Das gilt übrigens auch für die “Nachzügler”, die erst zum Ende der Woche ihre Beiträge veröffentlichen. Oftmals schaue ich auch am Wochenende nochmals in den Originalthread.

Ich antworte nicht immer hier an dieser Stelle auf Kommentare, sondern direkt bei den Antworten der jeweiligen Blogs.

Ich habe mir mal den Spaß gemacht und alle Fragen zusammengefasst, die hier auf dem Blog von mir beantwortet wurden. Neben der Montagsfrage sind auch andere Aktionen dabei, bei denen ich mitgemacht habe.

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