Die Überfahrt ★★★★★

cover die überfahrtAls ich die ers­ten Meinungen zu dem Buch “Die Überfahrt” gele­sen habe, war ich ent­täuscht, dass gespoi­lert wur­de, was genau das Grauen ist, das den über Tausend Menschen der Ostseefähre Baltic Charisma auf ihrem Weg von Schweden nach Finnland wider­fährt.

Jetzt, nach­dem ich das Buch gele­sen habe, ist die­ser Aspekt zweit­ran­gig gewor­den, denn in wel­cher Form das Grauen auf die Fähre gelangt, spielt weni­ger eine Rolle. Es geht viel­mehr um die Menschen, die mit die­ser Fähre unter­wegs sind.

Menschen

Und so fangt das Buch auch gleich an: mit den Menschen. Und mit dem Einstieg in die Geschichte wird auch zugleich der rasan­te Schreibstil Strandbergs deut­lich. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht der ver­schie­de­nen Personen, die jeder für sich eine eige­ne Geschichte zu erzäh­len haben. In den ers­ten Kapiteln wer­den die unter­schied­li­chen Perspektiven wie aus einem Guss erzählt, so dass der Leser förm­lich durch die ers­ten Seiten fließt.

Dabei kon­zen­triert sich Strandberg nicht auf die Charaktere, die ein­fach nur die Fähre für eine Überfahrt nut­zen, son­dern auf jene, die etwas erle­ben möch­ten. Zuweilen hat­te ich als Leser den Eindruck, als wür­den die Reisenden aus einem Pfuhl von sit­ten­lo­sen Alkoholikern bestehen, die unend­li­che Exzesse auf der Fähre fei­ern möch­ten.

Zwar wird das Geschehen immer aus der indi­vi­du­el­len Sicht einer Einzelperson beschrie­ben, aber es pas­siert immer wie­der, dass das Geschehen von der einen Person zu nächs­ten über­ge­ben wird. Das erhöht das Tempo der Erzählung mas­siv und fühl­te sich an, wie ein Lese-Staffellauf, in dem der eine Protagonist das Geschehen an den nächs­ten wei­ter­gibt.

Geschichte

Wie ein­gangs schon erwähnt, spielt die Art des Grauens weni­ger eine Rolle. Wer in der Horrorliteratur zu Hause ist, wird von der Handlung als sol­che nicht über­wäl­tigt sein. Im Gegenteil wird hier dem Leser Wohlbekanntes erzählt. Das ist es dann auch nicht, was das Buch aus­macht. Immerhin wird dem Kinde erst in der Mitte des Buchs ein Name gege­ben, den der Leser auch schon vor­her ver­mu­tet hat. Vielmehr lebt es von den Menschen, wie sie mit­ein­an­der agie­ren, wenn sie auf engem Raum gefan­gen sind und ihr Leben in Gefahr ist.

Wenn Strandberg mit Stephen King ver­gli­chen wird, so liegt es nahe, dass auch der Sprachstil gemeint ist. So ist dann auch die Sprachwahl in die­sem Buch nicht von geho­be­ner Natur, son­dern eher rup­pig und fri­vol. Das macht es aller­dings auch recht zugäng­lich und der Leser wird auch dadurch ermun­tert, das Buch nicht weg­zu­le­gen.

Hat das Grauen erst ein­mal Einzug erhal­ten, so macht Strandberg nicht vor expli­zi­ten Gewaltbeschreibungen halt, so dass das Buch zuwei­len sehr blu­tig wird. Beide Aspekte machen das Buch für jun­ges Publikum und Zartbesaitete unge­eig­net. Es ist dann eben doch ein Horror-Thriller.

Fazit

Wenn ein Autor mit den Größen der Literatur ver­gli­chen wird, so muss dem Leser schon etwas gebo­ten wer­den. Und das tut die­ses Buch. Obwohl die­ses Buch sich deut­lich von Kings Werken abhebt, denn es fehlt jeg­li­che Länge, die in den King’schen Büchern ger­ne vor­zu­fin­den ist. Vielmehr ist die­ses Buch rasant geschrie­ben und zieht den Lesern förm­lich durch die Seiten. In einem blu­ti­gen Stakkato-Staffellauf rauscht die Geschichte am Leser vor­bei. Wer die­ser Thematik nicht abge­neigt ist, kann beden­ken­los zugrei­fen.

 


attention 803720 640 Dieses Buch ent­hält expli­zi­te Gewaltbeschreibungen und
ist nicht für zart­be­sai­te­te oder min­der­jäh­ri­ge Leser geeig­net.

Titel: Die Überfahrt
Autor: Strandberg, Mats
Genre: Horror/Thriller
Verlag: Fischer TOR
Bewertung: ★★★★★


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2 Kommentare

  1. Hi Frank!

    Also als “rasant” hät­te ich die Handlung jetzt zwar nicht beschrie­ben – aber es war für mich defen­itiv auch kei­ne lang­at­mi­ge Stelle drin, es ging auf jeden immer wei­ter 🙂
    Was sich hin­ter “dem Grauen” ver­birgt wuss­te ich vor­her, fand das aber nicht so schlimm muss ich sagen, eher hab ich mich dar­auf gefreut und war gespannt, wie sich das alles ent­wi­ckelt.

    Schön dass es dir auch so gut gefal­len hat!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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