[Drama] Blau ist eine warme Farbe

Es ist mitt­ler­wei­le hin­läng­lich bekannt, dass sich bei Jugendlichen das Gehirn neu sor­tiert und die­se in der Pubertät in eine per­sön­li­che Findungsphase abrut­schen. Bei man­chen Menschen tritt genau in die­ser sowie­so schon schwie­ri­gen Phase zusätz­lich die Frage nach der sexu­el­len Orientierung auf. Und genau das ist bei die­ser (zurecht) preis­ge­krön­ten Graphic Novel Thema.

Coming-out

Diese Coming-out-Geschichte hat bei ihrer Veröffentlichung (in Frankreich) hohe Wellen geschla­gen. Die gesell­schaft­li­che Akzeptanz gegen­über ande­ren Formen der Liebe außer der weit­läu­fig als nor­mal betrach­te­ten Heterosexualität ist bei wei­tem nicht so gege­ben, wie von den Medien sug­ge­riert. Und da setzt das Debüt von Julie Maroh an, in das (nach eige­nen Angaben) auch eini­ge auto­bio­gra­phi­sche Erfahrungen ein­ge­flos­sen sind.

Und das merkt man mei­ner Meinung nach sehr deut­lich. Das beur­tei­le ich nicht des­halb, weil ich glau­be, dass ich Expertise auf die­sem Gebiet besit­ze, son­dern weil mich die Geschichte berührt hat und mich auch weit­rei­chend nach Beendigung der­sel­ben wei­ter beschäf­tigt. Die Geschichte ist enorm aus­drucks­stark, emo­tio­nal und oft­mals sehr depri­mie­rend. Erreicht wird das nicht nur durch die sehr wech­sel­haf­te Erzählung, son­dern vor allem durch die Zeichnungen, für die sich eben­falls Julie Maroh ver­ant­wort­lich zeich­net. In jeder Zeichnung steckt enorm viel Gefühl, das mit Wucht auf den Leser über­springt.

Fazit

Selten lese ich so emo­tio­nal voll­ge­pack­te Graphic Novels. Das Auf und Ab der Hauptfigur hat mich von Beginn an mit­ge­nom­men und nach­denk­lich gestimmt. Ein über­aus gelun­ge­nes Debüt, das auch zehn Jahre nach sei­ner Veröffentlichung an Aktualität nicht ver­lo­ren hat.

In die­ser Graphic Novel wer­den Szenen des sexu­el­len Akts dar­ge­stellt. In mei­nen Augen aber nicht por­no­gra­fisch, son­dern künst­le­risch, ohne expli­zit den Fokus auf den Akt als sol­ches zu len­ken, son­dern auf die Gefühle (und Ekstase) der Figuren. Bei der Verfilmung wird genau das vor allem auch von der Autorin ange­mä­ckelt, dass die ero­ti­schen Szenen zu por­no­gra­fisch aus­ge­fal­len sind.

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Titel: Blau ist eine war­me Farbe
Autor & Illustrator: Maroh, Julie
Genre: Graphic Novel
Seitenzahl: 160
Verlag: Splitter Verlag

5/5

Originaltitel: Le Bleu est une Couleur chau­de
Übersetzer: Krämling, Tanja
Herkunft: Frankreich
Jahr: 2010 / 2013 (org./dt.)

Der Splitter Verlag hat eine »Splitternackt«-Reihe ins Leben geru­fen, in der der Verlag ein­zel­ne ero­ti­sche und zuwei­len por­no­gra­fi­sche Graphic Novels und Comics ver­öf­fent­licht. Diese Bücher zei­gen den Geschlechtsakt in all sei­nen Facetten sehr detail­liert, wes­halb die­se Bücher nicht in Kinderhände gehö­ren.

Blau ist eine war­me Farbe” ist zwar eher ver­öf­fent­licht wor­den, passt aber gut in die­se Reihe.

In mei­ner per­sön­li­chen Übersicht der emp­feh­lens­wer­ten Comics und Graphic Novels fin­den sich vie­le lesens­wer­te und zum Teil sehr beein­dru­cken­de Werke, die alle auf ihre Art und Weise einen Blick wert sind.

Dieser Comic wur­de mir von Izneo als digi­ta­les Rezensionsexemplar (also als e‑Comic) zur Verfügung gestellt. Wie gehabt hat das kei­nen Einfluss auf mei­ne Bewertungen und ich erhal­te kei­ner­lei Vorgaben, wie ich mei­ne Meinung äuße­re oder wie mei­ne Beiträge aus­se­hen. Izneo hat sich mitt­ler­wei­le vom deut­schen Comic-Markt zurück­ge­zo­gen.

5 Kommentare

  1. Hi Frank!

    Das wäre zwar jetzt nicht unbe­dingt was für mich, aber es hört sich trotz­dem nach einer sehr schö­nen, bewe­gen­den Geschichte an und die Bilder sehen auch anspre­chend aus. Es freut mich, dass es dir so gut gefal­len hat!
    Ich hab dei­ne Rezension heu­te auch in mei­ner Stöberrunde ver­linkt 🙂

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Hi Aleshanee,
      vie­len Dank fürs Verlinken. Bei Comics und Graphic Novels ist es mei­ner Meinung nach manch­mal gar nicht so ein­fach her­aus­zu­fin­den, ob es einem lie­gen wird oder nicht. Mitunter ist das sogar schwie­ri­ger als bei einem Roman …
      Viele Grüße
      Frank

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