[Dystopie] Das Tor

Dass die­ses Buch im Jahre 2013 ver­öf­fent­licht wur­de ist natür­lich eben­so zufäl­lig wie der Schauplatz in einem fik­ti­ven ara­bi­schen Staat. Natürlich. Ein geschickt gewähl­ter Schachzug der ägyp­ti­schen Autorin, um Niemandem auf die Füße zu tre­ten.

Die Schlange

Die Idee der Dystopie ist schön schräg und über aller Maßen absurd. Vor allem, wenn es dar­um geht, eine Kugel aus dem Körper eines Menschen zu ent­fer­nen. Eine Kugel, die sich der Protagonist wäh­rend der Unruhen ein­ge­fan­gen, die nie statt­ge­fun­den haben. Und damit zum Staatseigentum wur­de, das nicht von einem x‑beliebigen Arzt in einem x‑beliebigen Krankenhaus ent­fernt wer­den darf. Das klingt nach will­kür­li­cher Bürokratie. Und das ist gewollt. Und so war­ten die Menschen nicht nur für Stunden, son­dern für Tage und Wochen. Das Traurige ist, dass eine sol­che Abstrusität wirk­lich vor­stell­bar ist.

Es ist abseh­bar, dass es nicht wirk­lich um die Warteschlange vor dem Tor geht, son­dern um die Menschen und die Beziehungen, die sie unter­ein­an­der auf­bau­en. Und selbst das Tor als sol­ches wird nur zur Randerscheinung und steht bis zum Ende ledig­lich sym­bo­lisch für die Bürokratie, die Willkür und die Unterdrückung. Allerdings blei­ben die Figuren auf Distanz und berüh­ren den Leser nicht auf emo­tio­na­ler Ebene. Ich den­ke, dass die­se “büro­kra­ti­sche Sprache” ein Stilmittel ist, um das Gesamtsystem bes­ser dar­zu­stel­len und die dar­ge­stell­te Unterdrückung zu ver­stär­ken.

Propaganda mit der einen Zeitungen und dem einen Fernsehsender wird eben­so dar­ge­stellt, wie mas­si­ve Einschnitte in die Freiheiten des Alltags. Dabei über­schrei­tet die Autorin bewusst rea­lis­ti­sche Grenzen, wodurch das Buch einen über­zo­ge­nen, schwar­zen­hu­mo­ri­gen Anstrich erhält.

Fazit

Ich den­ke nicht, dass die­se Dystopie in einem Atemzug mit Orwells 1984 genannt wer­den wird, aber “Das Tor” zeigt sehr ein­drück­lich, wie eine Unterdrückung der Bevölkerung durch Willkür und Propaganda voll­zo­gen und von ihr erdul­det wird oder bes­ser wer­den muss. Der Sprachstil dürf­te aller­dings nicht jedem zusa­gen, so dass ich das Buch nicht grund­sätz­lich jedem emp­feh­len mag, zumal Dystopien für so man­chen Leser etwas zu schwer sein dürf­te. Wer aller­dings ger­ne in düs­te­re Zukünfte schaut, soll­te unbe­dingt einen Blick wagen.

cover das tor

Titel: Das Tor
Autor: Abdel Aziz, Basma
Genre: Dystopie
Seitenzahl: 288
Verlag: Heyne Verlag

45

Originaltitel: das tor original
Übersetzer: Larissa Bender (aus dem Arabischen)
Herkunft: Ägypten
Jahr: 20132020 (org./dt.)

Klappentext, Infos zum Buch und eine Leseprobe fin­den sich auf den Seiten des Heyne-Verlags.

Dieses Buch wur­de mir freund­li­cher­wei­se vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren fin­det sich auf der Verlagsübersichtsseite.

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