[Dystopie] Die Mauer

die mauer

Titel: Die Mauer
Autor: Lanchester, John
Genre: Dystopie
Verlag: Klett-Cotta
Seitenzahl: 348
Wertung: ★★☆☆☆
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Die Welt, wie wir sie ken­nen ist nicht mehr. Was genau inner­halb von nur einer Generation pas­siert ist, lässt der Autor John Lanchester in sei­nem Roman “Die Mauer” wei­test­ge­hend unbe­nannt und nennt die Veränderung ein­fach nur “den Wandel”.

Wo ist die Authentizität?

Es ist ledig­lich klar, dass die Meeresspiegel ange­stie­gen sind, so dass die Menschen Mauern um ihre Heimat gebaut haben. Damit fängt es aller­dings an, dass ein wenig authen­ti­sches und rea­lis­ti­sches Szenario gezeich­net wird. Eine aber­wit­zi­ge Menge an Beton – dem Autor soll­te jemand sagen, dass auch Beton eine end­li­che Ressource ist – wur­de ver­wen­det, um alle(!) Küstenstreifen der Erde mit einer über­di­men­sio­nier­ten Mauer aus­zu­stat­ten, so dass es welt­weit kei­ne Strände mehr gibt. Außerdem wur­den (natür­lich eben­falls welt­weit) alle Flüsse begra­digt, so dass es kei­ne natür­li­chen Ufer mehr gibt.

Dieses Ausmaß lässt auf den ers­ten Blick eine über­spitz­te Ironie erah­nen, ist aber letz­lich ein typisch bri­ti­sches Selbstverständnis, dass sich die Erde um die Insel dreht, wes­we­gen auch die Menschen aus dem Süden ver­su­chen, nach Großbritanien ein­zu­drin­gen. Konnte ich bei der geschaf­fe­nen Welt noch ein Auge zudrü­cken, so wirkt das gezeig­te Gesellschaftssystem über alle Maßen unrea­lis­tisch.

Die Gesellschaft hat sich in eine Art Kastensystem gewan­delt. Es gibt Verteidiger, Fortpflanzler, Dienstlinge, die Elite und natür­lich die Anderen. Dass sich ein sol­ches System aus einer Demokratie ent­wi­ckelt, erscheint mir nicht das rea­lis­tischs­te Szenario zu sein. Gleichzeitig ist es über­aus unlo­gisch, dass wenn ein mas­si­ver Bevölkerungsmangel vor­herrscht, so dass die “Fortpflanzer” diver­se Privilegien genie­ßen, Menschen zu ver­ban­nen, die bei der Verteidigung der Insel mit­ge­wirkt haben. Was für ein wider­sin­ni­ge­res Gedankenspiel.

Trostlosigkeit

Am meis­ten stört mich inner­halb der Geschichte die dar­ge­stell­te Trostlosigkeit und Hoffnungslosigkeit der Menschen. Die Menschen sind der­art nie­der­ge­schla­gen, dass das fins­te­re Mittelalter im Vergleich dazu wie ein Freudenhaus erscheint. Wo ist der Einfallsreichtum der Menschheit, mit sie immer wie­der diver­se Krisen gemeis­ter hat? Wo ist die Freude, die Liebe und das Gemeinschaftsgefühl hin? Die Vergangenheit lehrt, dass sich die Menschen nicht derat hilf­los den Gegebenheiten hin­ge­ge­ben haben.

Die Geschichte wird ein wenig durch die Erzählweise geret­tet. Der Protagonist erzählt aus der Ich-Perspektive und spricht oft­mals den Leser direkt an. Auch wenn mir per­sön­lich der Protagonist extremst unsym­pa­tisch ist, war wenigs­tens die Erzählweise recht ange­nehm.

Fazit

Ja, eine Dystopie darf durch­aus auf­zei­gen, wie nega­tiv sich eine Gesellschaft ent­wi­ckeln kann. Aber ich fin­de, dass ein gewis­ses Maß an Logik und Wahrscheinlichkeit auf­recht erhal­ten blei­ben muss. Bei die­sem Buch hat­te ich aber über wei­te Strecken den Eindruck, als wür­de der Autor das bri­ti­sche Selbstverständnis gene­ra­li­sie­ren, mit dem der Brexit in der Realität schon nicht umzu­set­zen ist.

Ich kann die Lobeshymnen der “Fachpresse” zu die­sem Buch über­haupt nicht nach­voll­zie­hen, denn es hat mich weder hin­sicht­lich Szenario noch der Schreibweise noch bei den Charakteren so rich­tig über­zeu­gen wol­len. Von der Beschreibung des Buchs und den vie­len posi­ti­ven Berichten aus­ge­hend hat­te ich deut­lich mehr erwar­tet und wur­de lei­der ent­täuscht.


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Dieses Buch wur­de mir freund­li­cher­wei­se vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren fin­det sich auf der Verlagsübersichtsseite die­ses Blogs.
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