Ein paar Hinweise für Selfpublisher

Ja, ich lese auch Bücher, die Autoren selbst verlegen. Innerhalb der Bloggerwelt wird das Thema immer wieder mal aufgegriffen und es gibt zahlreiche Blogger-Kollegen, die sich bewusst gegen selbstverlegte Bücher aussprechen. Die Gründe kann ich zum Teil nachvollziehen, sehe aber auch auf der anderen Seite, dass mittlerweile viele Autoren ihre Bücher lektorieren und professionell korrigieren lassen und oftmals selbstverlegte Bücher denen aus Verlagen in nichts mehr nachstehen.

Auch wenn die Verlage es nicht gern hören, so zählt für mich ein Buch auch als selbstverlegt, wenn Autoren auf Dienstleistungen der Selfpublisher-Verlage wie BoD, Quindie oder tredition zurückgreifen (oder welche Möglichkeit des Selfpublishing es mittlerweile auch gibt).

Wenn ich den Autoren auf ihre Anfrage antworte (und für gewöhnlich mach ich das, wenn auch manchmal erst nach einigen Tagen), so gebe ich immer ein paar Hinweise. Das brachte mich auf die Idee, diese Hinweise doch einfach in einen Beitrag zu packen.

Hinweis 1: Buchblogger recherchieren

Wenn mich eine Anfrage erreicht, so schaue ich zuerst, ob das Buch auf Amazon erhältlich ist. Bücher, die nicht der breiten Masse zugänglich gemacht werden und z.B. nur über die Homepage verkauft werden, starten bei mir schon mit einem fragwürdigen Eindruck. Man kann viele Argumente gegen Amazon haben (wobei ich finde, dass der Konzern auch seine guten Seiten hat, aber das gehört nicht hierher), das angebotene Buch sollte grundsätzlich im Handel erhältlich sein. (Es sei denn, wir reden über ein Vorab-Review.)

Damit ist es bei mir nicht getan. Meist schaue ich auch bei anderen Händlern und Plattformen wie z.B. Thalia, Lovelybooks oder Goodreads vorbei. Und das aus zwei Gründen. Zum einen schaue ich, ob schon andere ihre Bewertung hinterlassen haben und zum anderen nach einer Leseprobe. Gleichzeitig schaue ich mir an, welche Bücher der Autor sonst noch veröffentlicht hat und wie die bei den LEsern angekommen sind.

Wenn viele Freunde, Bekannte oder Kollegen Rezensionen hinterlassen haben (und ja, das sieht man!), werde ich gleich wieder etwas kritischer. Mir persönlich ist es lieber, wenn ein Buch gar keine Kritiken als die von Freunden hat.

Dann schaue ich in die Leseprobe und erkunde, ob mich der Schreibstil anspricht oder nicht. Erst mit diesen ganzen Ersteindrücken versuche ich herauszufinden, ob mir das Buch gefallen kann oder nicht.

Hinweis 2: Buchblogger sind kritisch

Wenn ich Bücher von Selfpublishern bewerte, dann gebe ich oftmals einen kleinen Bonus, vor allem was Fehler in der Rechtschreibung oder gar Grammatik betrifft. Auch wenn ein Buch irgendwo zwischen zwei Wertungen liegt, so neige ich dann eher zur positiveren (in Sternen ausgedrückt runde ich i.d.R. auf).

Aber dennoch schaue ich kritisch auf das Buch, die Handlung, Figuren, Spannung, usw., usf. Hier gibt es keinen Bonus. Dabei habe ich mir zur Regel gemacht, dass wenn ich ein schlechtes Buch zu Ende lese, dann schreibe ich auch eine entsprechende Kritik. Nur selten verreiße ich ein Buch, scheue mich aber nicht davor, meinen negativen Eindruck zu schildern. In manchen Fällen gilt das auch für Abbrüche, wobei ich allerdings nur selten einem abgebrochenen Buch einen ganzen Beitrag widme.

Da manche Autoren es anders sehen, an dieser Stelle nochmal der Hinweis, dass in meinen Augen eine begründete “Drei-Sterne-Bewertung” positiv ist. Ein Buch, an dem Genrefreunde vermutlich Gefallen finden werden.

Wenn ich ein Buch negativ bewerte, dann streue ich für gewöhnlich diese Bewertungen nicht auf den Verkaufs-Plattformen.

Hinweis 3: Buchblogger nicht überbewerten

Ein Buchblog ist ein Nischenblog. Das gilt selbst für die erfolgreichen. Kein Buchblog kann viele Tausend Besucher pro Tag verzeichnen. Das heißt auch, dass Buchblogger keine Influenzer sind (und für gewöhnlich auch gar nicht sein wollen).

Wenn Autoren Instagram- oder Facebook-Rezensienten ansprechen, sollte ihnen klar sein, dass diese Reviews schnell durch die sozialen Medien rauschen und teilweise gar nicht in den Streams der Follower auftauchen, wenn die Codes der Plattformen dies nicht “wollen”. Das Review auf einem Buchblog ist deutlich nachhaltiger und wird auch noch nach längerer Zeit entdeckt und gelesen.

Das heißt, dass die Vorstellung eines Buchs auf einem Buchblog, die Verkaufszahlen kaum nach oben treiben wird. Das gilt vor allem dann, wenn das Buch nicht die breite Masse anspricht. Die Vorstellung auf mehreren Blogs hat den Vorteil, dass die Buchblogger untereinander das Buch bekannt machen und es so zu einer Verstärkung kommt (oder kommen kann).

Aber machen wir uns nichts vor. Kaum eine Rezension wird von tausenden Besuchern gelesen. Auf meinem Blog gibt es zwar ein paar Buchvorstellungen, auf die sehr oft zugegriffen wird, aber das ist eher die Ausnahme. Vor allem Buchvorstellungen von selbstverlegten Büchern werden nur wenig gesucht und gefunden, denn die meisten Leser kommen über die Suchmaschinen auf meinen Blog. Schreibt ein Autor außerhalb des Mainstreams, so kann es sein, dass dieser Beitrag wenig wahrgenommen wird. Aber selbst wenn das Review auf meinem Blog von hunderten Besuchern gelesen wird, heißt das nicht, dass das in den Verkaufszahlen sichtbar wird.

Ich selbst sehe bei einigen Büchern über die Affiliate-Links, dass meine Besucher über diese Links ein Buch kaufen. Das kommt allerdings vergleichsweise selten vor. Und bei Selfpublishern nie.

Wie auch immer die Marketing-Strategie für das Buch ausschaut, die Buchblogs sind nur ein kleines Puzzleteil, das allerdings verstärkend auf andere Maßnahmen wirken kann.

Hinweis 4: Keine unverlangt eingesandte Bücher

Wer bei einem Selfpublisher-Verlag ein Buch verlegt, bekommt manchmal als Bestandteil eines Pakets, einige Rezensionsexemplare. Nur wohin damit? Bitte nicht einfach an einen Buchblogger senden, in der Hoffnung, dass er damit eher die Zeit findet, das Buch zu lesen.

Die meisten Blogger planen ihre Lesezeit und schauen, welche Bücher sie als nächstes lesen möchten. Sehr oft kommt allerdings etwas dazwischen, das diese Planungen überwirft. Man darf nicht vergessen, dass das Lesen und Bloggen ein Hobby ist und schnell kann etwas Unvorhergesehenes die Prioritäten verschieben.

Autoren sollte so oder so damit rechnen, dass ihre Bücher erst in vier bis acht Wochen an der Reihe sind. Nicht weil die Blogger so langsam lesen, sondern einfach weil andere Bücher zuerst dran sind.

Hinweis 5: Bitte keine Massenmails

“Guten Tag, ich bin Hans und habe eine Wurst”. Wenn solche Mails im Postfach landen, werden sie von vielen ignoriert. Ich selbst versende immerhin eine ebenso unpersönliche Absage. Eine Massenmail an 1.000 Blogger senden wird nicht fruchten und vermutlich zu sehr wenig Resonanz führen.

Es macht aber so oder so sehr viel Sinn, zuerst zu schauen, in welchen Genres der Blogger unterwegs ist. Liest der Blogger hauptsächlich Liebesromane, dann macht es wenig Sinn, einen Horror-Schocker anzubieten.

Manche Blogger stellen die Bücher auf den Plattformen vielleicht auch in einer Art und Weise vor, die dem Autor gar nicht zusagt. Vielleicht sogar, weil er gar nicht nur über Bücher schreibt, sondern auch über Filme und Computerspiele.

Ich selbst lese hauptsächlich Fantasy- und Horror-Romane und gern auch mal einen Thriller oder Krimi. Aber auch ungewöhnliche Werke abseits des Mainstreams finden bei mir Anklang. Nur mit den ganzen Romantik- und Liebesromanen könnt ihr mich jagen (dazu passend mein Beitrag zur Durchseuchung der Genres).

Schlussbemerkung

Autoren liebe ihre Schätzchen. Manchmal haben sie viele Jahre mit dem Werk zugebracht (vor allem bei Debüts) und betrachten es (zurecht) als ihren kleinen Schatz, der gehütet werden muss. Autoren setzen sich sehr mit ihrem Buch und der möglichen Vermarktung auseinander.

Ein Leser nimmt das Buch, liest es, schreibt vielleicht ein Beitrag dazu und damit ist es Geschichte und er widmet sich dem nächsten Werk. Der Leser hängt nicht an dem Buch und hat auch nicht sein Herzblut in das Lesen gesteckt.

Das sind zwei grundverschiedene emotionale Bindungen an das Buch. Aus diesem Grund fällt es Bloggern auch viel leichter, zu einem Buch eine ehrliche Kritik zu schreiben, während Autoren sich dann schnell vor den Kopf gestoßen fühlen. Aber dieses Risiko muss ein Autor eingehen und er muss es aushalten, wenn seine Leserschaft nicht so auf das Buch reagiert, wie er sich das erhofft hat.

Ich versuche immer fair zu bleiben und investiere so viel Zeit in die Bewertung und Vorstellung eines Buchs, wie ich es für angebracht halte. Zuweilen liegen auf beiden Seiten Erwartungshaltung und Ergebnis weiter auseinander als ursprünglich angenommen. Dann hilft es nur, miteinander zu reden. Bisher habe ich aber eine grundsätzlich positive Resonanz zu meinen Buchvorstellungen erfahren, selbst wenn diese kritisch ausfiel, was mich ein wenig in meinem Tun bestätigt.

Bist Du Autor und hast es bis zum Ende meines Beitrag geschafft und hast zudem einen Blick auf meine Buchvorstellungen genommen, dann scheue Dich nicht, mir eine Mail zu schreiben, in der Du Dein Buch vorstellst. 

Erreichen kannst Du mich unter der Mailadresse: @

Du vermisst die Sternchen bei den Autoren und bist der Meinung, dass die unbedingt “vergendert” werden müssen? Dazu passt meine kleine Reihe zu den Sprachkapriolen.

5 Kommentare

  1. Hi Frank!

    Super Tipps, gut zusammengefasst. Da sprichst du sicher vielen aus der Seele 🙂
    Ich werd deinen Beitrag morgen früh auf meiner FB Seite verlinken, hoffe dass viele Selfpublisher ihn sehen! Aber wie du schon sagst, Reichweite ist leider nicht so hoch wie erhofft ^^
    Der “Wert” einer Rezension deshalb echt immer schwer einzuschätzen. Wichtig für die Autoren ist dabei eben auch, wo die Rezension sonst noch geteilt wird.

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Hi Aleshanee,
      vielen Dank für das Lob. Klar, die meisten Autoren sind “scharf” auf die Rezensionen auf Amazon oder Thalia. Meist geben die Autoren aber nicht vor, dass sie eine Rezension auf einer bestimmten Plattform sehen wollen. Das machen eher die Pressevertreter kleinerer Verlage 😉
      Viele Grüße
      Frank

  2. Hallo Frank,
    ein wirklich toller Beitrag, in dem du sehr viele wertvolle Tipps zusammengefasst hast! An vielen Stellen habe ich nickend vor dem Beitrag gesessen 😀
    Es ist sicher nicht immer einfach, die perfekte Mail zu verfassen, wenn man Blogger sucht, die das eigene Buch rezensieren möchten, aber diese unpersönlichen Massenmails finde ich auch ganz furchtbar. Die werden teilweise dann auch einfach ignoriert. Wer sich nicht mal die Mühe macht, sich anzuschauen, wer den Blog führt, hat einfach schon mal schlechtere Karten, dass man sich das Buch überhaupt näher anschaut. Schließlich ist es kein Hexenwerk einmal zu schauen, wer im Impressum steht und welche Genre bevorzugt werden…
    Auch den Absatz mit der Bindung ans Buch finde ich sehr schön formuliert. 🙂
    Liebe Grüße
    Dana

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