Wie die Oberwelt ausschaut, spielt in diesem Roman weniger eine Rolle, auch wenn es interessant gewesen wäre zu erfahren, weshalb es Magie gibt, diese aber immer weniger Einfluss auf das gesellschaftliche Leben hat. Dieser Roman beginnt damit, dass Alice Law in die Hölle teleportieren möchte, und sich Peter Murdoch ihr spontan anschließt. Beide mit dem Ziel, ihrem verstorbenen Professor zu folgen, denn nur mit dessen Hilfe erhalten sie einen Abschluss auf der englischen Eliteuniversität in Cambridge.
Die beiden reisen in eine Hölle, die am ehesten der von Dantes Inferno entspricht, wie sie in der göttlichen Komödie niedergeschrieben wurde. Das ist zumindest das Grundgerüst der Autorin, wobei die Hölle nicht das Ende des Daseins ist, sondern es ist möglich, dieser Hölle zu entkommen, in dem man z.B. wiedergeboren wird oder in die nächste Stufe des Seelendaseins gebracht wird. Dies wird aber nur am Rande beschrieben.
Die beiden wesentlichen Bestandteile des Buchs sind zum einen die Beziehungen zwischen Alice, Peter und ihrem Professor und zum anderen sehr viele philosophische und religiöse Fragestellungen. Nicht allen Folgerungen der Autorin muss man als Leser folgen und hier und da entstehen Paradoxen, die nicht aufgelöst werden können. Die vielen Fragestellungen, die die Autorin aufwirft und diskutiert, laden aber dazu ein, sich grundlegend Gedanken zu unserem Weltenkonstrukt zu machen, wobei man bedenken sollte, dass man natürlich auf die Fragen keine Antworten findet. Die Suche nach der Wahrheit ist eben bis heute unbeantwortet.
Ich finde, dass die Welt der Autorin Kuang nicht immer schlüssig ist. Das in einem Review auszubreiten, würde den Rahmen selbiger sprengen. Aber die Zeit spielt z.B. in der Hölle keine Rolle und doch wird in Zeiteinheiten bewertet. Auch was passiert, wenn man in der Hölle stirbt, fand ich nicht immer schlüssig dargelegt. Aber das mag an diesem Thema liegen, denn wie gesagt, auf all die Fragen, die in diesem Buch auftauchen, gibt es naturgemäß keine Antworten.
Anders die Frage, wie sich das Verhältnis zwischen den drei Hauptfiguren entwickelt hat. Wie das zusammenhängt, wird immer wieder in Rückblenden erläutert, wobei so richtig sympathisch fand ich keine der drei Figuren. Und dabei verwendet die Autorin sehr viel Zeit darauf, die Hintergründe zu erläutern, was dann auch den Umfang des Romans erklärt. Darauf muss sich der Leser einlassen können, denn das Buch punktet mit der erzählerischen Tiefe und der philosophischen Fragestellungen und weniger mit einem detaillierten Reisebericht inklusive der Beschreibung der Qualen, die die Seelen in der Hölle widerfahren, wobei ich sagen muss, dass vor diesem Hintergrund die vereinzelt aufpoppende Gewaltdarstellung unnötig war.
Fazit
Als Katabasis wird eigentlich der Abstieg eines Gottes oder Helden in das Reich der Toten verstanden. Ein Motiv, das in der Mythologie wie auch in einigen Religionen vorkommt. R. F. Kuang packt viele mythische Figuren in ihren Roman und mischt einige Vorstellungen der Hölle (wobei meines Erachtens Dantes Variante überwiegt), um sehr viele Fragen zu diskutieren. Dafür nimmt sie sich viel Zeit, weshalb der Leser meiner Meinung nach Freude daran haben sollte, Fragen der Philosophie und Religiosität zu diskutieren.
Titel: Katabasis
Autor: Kuang, R. F.
Genre: Fantasy
Seitenzahl: 656
Verlag: Eichborn Verlag
Originaltitel: Katabasis
Übersetzer: Heide Franck und Alexandra Jordan
Herkunft: USA
Jahr: 2025 (org./dt.)
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Schönen guten Morgen!
Da scheinen einige kleine Unstimmigkeiten gewesen zu sein, ich kann mich daran tatsächlich gar nicht mehr so dran erinnern – oder ich hab sie einfach schnell wieder vergessen oder verdrängt *lach* Mich konnte die Autorin hier jedenfalls wieder richtig fesseln und fand die Ideen und gerade die Figuren wirklich gut ausgearbeitet.
Ich hoffe, dass sie bald wieder was neues rausbringt. Ihre Bücher sind auch sehr unterschiedlich, etwas das mir gut gefällt 🙂
Liebste Grüße, Aleshanee
Hallo Aleshanee,
Kuang hat sicherlich eine interessante Welt erschaffen, aber in der Tat ein wenig “individualisiert” 🙂 Und tatsächlich war Dein Review letzten Endes der Grund dafür, dass ich mir das Buch angeschaut habe. Es birgt natürlich immer einiges an “Gefahren”, wenn Autoren ihren Stil immer wieder mal ändern und jedes Buch anders ist. In meinem Fall war Katabasis auf jeden Fall ihr erstes Buch, das nicht ganz so gehypt wurde wie Yellowface 😉
Dir ein schönes Wochenende und herzliche Grüße
Frank