[Fantasy] Kriegsklingen – Die Klingen-Saga 1

Es ist eine fas­zi­nie­ren­de Welt, in die Joe Abercrombie den Leser in sei­nem Debütroman ent­führt, der gleich­zei­tig Auftakt zu sei­nen bis­her 10-teil­i­gen Klingenromanen ist. Es braucht aller­dings ein wenig, bis alle Figuren das Feld betre­ten haben, was für Fantasy-Romane bekannt­lich nichts unge­wöhn­li­ches ist. Es ist eine sehr raue Welt, in der Gewalt und Willkür der Mächtigen all­ge­gen­wär­tig sind und in der Intrigen und Verrat an der Tagesordnung ste­hen. Es macht Spaß nach und nach zu erkun­den, wel­che Fronten es gibt und wie die jewei­li­gen Figuren zuein­an­der ste­hen.

Es ist gleich von Beginn an etwas schwie­rig, die unter­schied­li­chen Figuren irgend­wo ein­zu­ord­nen. Abercrombie ver­zich­tet näm­lich oft­mals auf Stereotypen und ent­wi­ckel­te Figuren, die mit sehr vie­len Marotten auf­war­ten, die sie nicht unbe­dingt sym­pa­thisch machen, was sehr reiz­voll sein kann. Erzählt wird die Geschichte aus sehr unter­schied­li­chen Perspektiven an unter­schied­li­chen Orten. Erst nach und nach kreu­zen sich die Handlungsstränge, ver­ei­nen sich, nur um dann wie­der getrenn­ter Wege zu gehen. Klingt kom­pli­ziert, ist es aber nicht, weil der Autor dem Leser aus­rei­chend Zeit gibt, der Handlung zu fol­gen.

Der Erzählstil ist teils etwas rup­pig, was auch zum rela­tiv hohen Gewaltgrad passt. Auch eine aus­rei­chend vul­gä­re Sprache kommt in die­sem Roman nicht zu kurz, wobei ich mich schon gefragt habe, was Autor dar­an fin­det, dass die jewei­li­gen Figuren in einer brenz­li­gen oder auf­re­gen­den Situation ver­gleichs­wei­se oft einen ver­stärk­ten Harndrang spü­ren. Auch kom­men die Nüsse und die ver­nied­lich­te Form Nüsschen rela­tiv oft vor, wobei ich glau­be, dass der Autor so ein wenig Witz in die Handlung ein­streu­en woll­te. Tatsächlich ist es mir ein wenig stö­rend auf­ge­fal­len, weil das nicht unbe­dingt immer zum Rest der Erzählung pass­te.

Bei der über­ge­ord­ne­ten Gesamthandlung kom­men dann aller­dings wie­der alte Bekannte ins Spiel. Im Mittelpunkt steht eine Wohlstandsgesellschaft, in der sich jeder erst­mal selbst der nächs­te ist und in der jeder sehr selbst­ge­fäl­lig auf ande­re hin­ab­schaut. Bedrohungen von außen wer­den über­heb­lich abge­wim­melt und kei­ner möch­te wahr­ha­ben, dass die Gefahr deut­lich näher ist, als alle den­ken. Hier kom­men dann die jewei­li­gen Helden und Antihelden ins Spiel, wobei zum Ende des ers­ten Bands noch gar nicht klar ist, wer wel­che Motivation hat, der­art in das Geschehen ein­zu­grei­fen.

Fazit

Abercrombie hat ein gutes Fantasydebüt hin­ge­legt, dass mich zwar nicht zu 100% mit­rei­ßen konn­te, aber mit sehr vie­len Ideen, inter­es­san­ten Figuren und einer Welt vol­ler Möglichkeiten auf­war­ten kann. Er hat in die­sem ers­ten Roman sehr vie­le Handlungsstränge, Figuren und Gruppierungen ein­ge­führt, dass es mich nicht wun­dert, dass kürz­lich der 10. Band erschie­nen ist. Lediglich der Humor und der Witz wirk­ten hin und wie­der in mei­nen Augen etwas zu auf­ge­setzt, was mich aber nicht davon abhält, die Reihe wei­ter zu ver­fol­gen.

achtung explizite gewaltdarstellung
⚠️Achtung⚠️Dieses Buch ent­hält expli­zi­te Beschreibungen von Sex und Gewalt und ist somit nicht für min­der­jäh­ri­ge oder zart besai­te­te Leser geeig­net.

Wieder ein Buch, das ich auf die freund­li­che Empfehlung des Weltenwanders hin gele­sen habe. Aleshanee ist von der Klingen-Saga sehr begeis­tert. Zu 100% kann ich die­se Begeisterung nicht tei­len. Hier geht es zu ihrem Blick auf den ers­ten Band.

buchcover

Titel: Kriegsklingen – Die Klingen-Saga 1
Autor: Abercrombie, Joe
Genre: Fantasy
Seitenzahl: 800
Verlag: Heyne Verlag

4/5

Originaltitel: The Blade Itself ¬ The First Law
Übersetzer: Kirsten Borchardt
Herkunft: USA
Jahr: 2006 / 2007 (org./dt.)

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4 Kommentare

  1. Schönen guten Morgen Frank!

    Jetzt bist du auch in der Klingenwelt ange­kom­men 😀 Freut mich, dass es dir ins­ge­samt doch gut gefal­len hat!
    Dass der Humor hier etwas fehl am Platz ist hab ich nicht so wahr­ge­nom­men – ich fand die wit­zi­gen Stellen pas­send und haben das gan­ze etwas auf­ge­lo­ckert, denn es geht ja schon wirk­lich ganz schön hart zu ^^
    Logen moch­te ich als Charakter sehr und Glokta ist ein­fach gran­di­os! Gerade dass vie­le der Figuren eben nicht in ein Schema pas­sen fand ich super und durch die vie­len Eindrücke sehr abwechs­lungs­reich und immer span­nend!
    Kamen da “Nüsse” so oft vor?! *lach* Das ist mir gar nicht auf­ge­fal­len … auch dass sie öfters Pinkeln müs­sen ist mir nicht auf­ge­fal­len, aber ich den­ke mal, dass das rea­li­täts­na­her ist als wenn sie es gar nicht müss­ten *g*
    Irgendwo hab ich mal gele­sen, dass das gewünscht wäre, dass eben so “bana­le all­täg­li­che Dinge” mit ein­ge­floch­ten wer­den – ande­re haben gemeint, dass sie eben so banal und all­täg­lich sind, dass man sie nicht extra erwäh­nen muss 😀 Jedenfalls ist es mir nicht nega­tiv auf­ge­fal­len.

    Jedenfalls hof­fe ich, dass du bald wei­ter­liest und ich bin gespannt, ob dir die Fortsetzung genau­so gut gefällt!

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Hi Aleshanee,
      ja, ich bin in der Klingenwelt ange­kom­men und habe die ers­te Trilogie auch schon durch. Das mit den Alltäglichkeiten ist ja okay, nur manch­mal wird es eben auf­fäl­lig. Nach dem drit­ten Teil hat der Autor aber aus­rei­chend dar­ge­legt, dass stres­si­ge und auf­re­gen­de Situationen auf die Blase drü­cken 🙂 Vielleicht bin ich ja auch zu emp­find­lich.

      Auf jeden Fall wer­de ich nicht alle 10 Romane am Stück lesen, son­dern eine klei­ne Pause ein­le­gen. Glücklicherweise sind die Bücher nicht als Reihe aus­ge­legt.

      Viele Grüße
      Frank

      1. Haha, ja kei­ne Ahnung. Mir ist es ein­fach nicht auf­ge­fal­len – wenn, dann war ich eher posi­tiv über­rascht dass es auch mal erwähnt wird 😉

        Ich mach ja auch immer ein biss­chen Pause zwi­schen den Bänden. Die nächs­ten hän­gen nicht zusam­men, aber es kom­men immer wie­der Charaktere vor, die man schon kennt (meist Nebenfiguren von vor­her), das ist schon sehr cool und zeit­lich soll­te man sie natür­lich chro­no­lo­gisch lesen, aber das ver­steht sich ja von selbst 😀

        Der nächs­te ist ja dann Racheklingen – den fand ich auch gut, kam aber für mich nicht ganz an die Trilogie ran. Vielleicht ist es ja bei dir anders­rum? ^^ Helden- und Blutklingen fand ich dann aller­dings wie­der bes­ser. Der nächs­te für mich ist dann Schattenklingen, das sind Kurzgeschichten – bin gespannt wie das funk­tio­niert.

        Liebste Grüße, Aleshanee

        1. Ja, das ist sicher­lich eine gute Idee, eine Klingenpause ein­zu­le­gen. Und es gibt ja schon wie­der so vie­le Bücher, die ich gern lesen möch­te, zu denen ich aber lei­der nicht kom­men wer­de, denn es kom­men immer mehr und immer mehr neue inter­es­san­te Bücher auf den Markt. Der Buchfluch eines Buchbloggers 😀

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