[Fantasy] Pepper-Man

Der Leser schlüpft in die Rolle von Janus und Penelope und liest den Brief einer Toten. Obwohl wir nicht wissen, ob die Hauptfigur wirklich tot ist. Cassandra Tipp ist im Alter von 74 Jahren einfach verschwunden und die beiden Enkel sind potentielle Erben, die ein Jahr nach dem Verschwinden in ihr Haus einkehren, um besagten Brief zu lesen.

Erzählperspektiven

Und genauso holprig wie meine Einleitung in diesem Review ist, so holprig ist auch der Einstieg in dieses Buch. Das liegt vornehmlich an den sprunghaften Wechseln der Erzählperspektiven. Ein Stilmittel, dass die Autorin auch später immer wieder anwendet. Allerdings sind diese Wechsel nicht immer sprunghaft. Manchmal schleicht sich dieser Wechsel unmerklich ein. Zuerst spricht die Verstorbene als Ich-Erzähler die beiden Leser direkt an, dann schleicht sich ein paar Sätze später die personale Erzählperspektive ein. Für den Leser quasi unmerklich. Und dann gibt es plötzlich wieder einen harten Cut und die Erzählperspektive wechselt schlagartig.

Hat der Leser den Einstieg in das Buch gefunden, so findet er sich in einer sonderbaren Welt wieder. Der Vergleich zu dem Buch »Das Labyrinth des Fauns« von Cornelia Funke und Guillermo del Toro ist durchaus berechtigt. Zumindest phasenweise. Ein paar phantastische Elemente, insbesondere die Wahrnehmung im oder aus dem Reich der Feen, ist ähnlich. Das ganze Grundgerüst, auf dem die Geschichte fußt, ist aber grundverschieden. Denn hier geht es darum, ob die Erzählerin einen Mord verübt hat oder nicht.

Das Besondere an dem Buch: Es ist kein Kriminalfall, in dem der Leser nach und nach mit Indizien gefüttert wird, sondern er taucht nach und nach in Cassandras phantastische Feen-Welt ein und bekommt einen gänzlich anderen Blick auf die Ereignisse geliefert. Ob der Leser der Autorin glaubt oder nicht, wird offen gelassen. Gleichzeitig liefert die Autorin eine mögliche Erklärung für das Verhalten der Hauptfigur, wenn sie von dem Buch erzählt, dass der behandelnde Psychiater über sie geschrieben hat. Als rationaler Leser ist das eine stimmige Erklärung und der Leser kann dem Arzt zustimmen. Der phantasievolle Leser wird dies vermutlich aber ebenso abtun wie die Hauptfigur selbst. Das finde ich gut gemacht, denn so obliegt es dem Leser, welche Wahrheit er glaubt.

Fazit

Ich mag Bücher, in denen Welten geschaffen werden, die abseits des Möglichen existieren. Es wird zwar schnell klar, was sich hinter den Morden verbirgt, aber durch die Erzählweise und Darstellung der Ereignisse, bleibt das Buch durchgehend spannend. Ich bin ganz beim Verlag, der dieses Debüt Fans von Tim Burton und Guillermo Del Toro empfiehlt.

cover prepper man

Titel: Pepper-Man
Autor: Bruce, Camilla
Genre: Fantasy
Seitenzahl: 258
Verlag: Knaur Verlag

5/5

Originaltitel: You let me in
Übersetzer: Carina Schnell
Herkunft: USA
Jahr: 2020 (org./dt.)

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3 Kommentare

  1. Hi Frank!

    Eine interessante Sichtweise auf das Buch – den Mord zum Beispiel hab ich hier überhaupt nicht im Fokus gesehen, und auch wenn ich ein “phantasievoller” Leser bin, springt mir die Wahrheit hier so ins Auge, dass ich gar nicht anders kann…
    Aber dieses Buch wirkt scheinbar einfach sehr unterschiedlich auf jeden 🙂

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Hi Aleshanee,

      ich habe gesehen, dass Du das Buch auch schon vorgestellt hattest – und stimmt, irgendwie haben wir es anders wahrgenommen, aber immerhin beide sehr positiv – das ist ja auch nicht immer so 🙂

      Viele Grüße
      Frank

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