Filmscripts – Dreimal eBook-Kino als Kurzgeschichten

Eine neue Leseidee wur­de gebo­ren. Als ich zum ers­ten Mal von Filmscripts gehört habe, war ich skep­tisch, ob das Konzept funk­tio­nie­ren kann. Was sich hin­ter dem neu­ar­ti­gen Konzept ver­birgt, erklärt der Verlag auf sei­ner Homepage.

Was sind Filmscripts?

“Filmscripts sind die direk­te Vorstufe klas­si­scher Drehbücher, die spä­ter ver­filmt wer­den. Auf weni­gen Seiten wird die Essenz der spä­te­ren Handlung zusam­men­ge­fasst, so dass sie sich wie span­nen­de Kurzgeschichten lesen las­sen.” (Zitat von der Website des Verlags dp DIGITAL PUBLISHERS).

In die­sem Bundle befin­den sich gleich drei unter­schied­li­che Kurzgeschichten im neu­en Format. Durch die unter­schied­li­chen Stories und die unter­schied­li­che Qualität der ein­zel­nen Titel, stel­le ich die­se getrennt von­ein­an­der vor. Am Ende gibt es ein Gesamtfazit.

Geschichte 1: Bazooka

Erzählt wird eine recht unge­wöhn­li­che Geschichte von Dennis, der in sei­ner Freizeit ger­ne eine (ille­ga­le) extre­me Art des Paintballs spielt, und von Killian, einem rei­chen Schnösel, der sich als Aktivist in der Weltgeschichte her­um­tum­melt.

Nun möch­te gera­de Killian Dennis dazu über­re­den, mit radi­ka­len Aktionen gegen die Waffenlobby anzu­ge­hen. Zuerst ver­wei­gert sich Dennis, aber lässt sich dann doch dazu über­re­den, mit­zu­ma­chen. Es ist ver­mut­lich dem Konzept des Filmscripts geschul­det, dass die inne­ren Beweggründe für die­sen Wandel ein wenig blass blei­ben. Es soll ja spä­ter der Schauspieler glaub­wür­dig sei­ne Beweggründe trans­por­tie­ren.

Ein wenig über­flüs­sig scheint die Nebenhandlung mit Dennis’ Vater. Der Geschichte (und auch dem poten­ti­el­lem spä­te­rem Film) wür­de nichts feh­len, wenn die­se weg­ge­las­sen wer­den wür­de.

Die Geschichte als sol­che ist durch­aus inter­es­sant, bleibt aber viel zu ober­fläch­lich. Der Geschichte fehlt die Pointe und die Aussageraft. Empfehlen kann ich die­se Geschichte nicht.

Bewertung: ✦✦✧✧✧

Geschichte 2: Tanker

In die­sem Filmscript spielt Elaine, die Tochter eines Reeders, die Hauptrolle. Die 21-Jährige lässt sich vom Freund und Umweltaktivisten Tom dazu über­re­den, an einer Aktion teil­zu­neh­men, um auf einen alten Öltanker auf­merk­sam zu machen, der unter der Flagge der Reederei von Elaines Vater fährt.

Die Aktivisten ver­fol­gen den Tanker auf See und wol­len Plakate an ihm befes­ti­gen. Dabei wer­den sie ent­deckt und fest­ge­hal­ten. Als es Tote gibt, mer­ken sie, dass etwas ganz und gar nicht stimmt.

Dieses Script ist deut­lich action­ge­la­de­ner als das ers­te Script. Dabei liegt es in der Natur der Sache, dass der feh­len­de Tiefgang, weni­ger stört, als bei der ers­ten Geschichte. Die Geschichte wird rasant erzählt und kann den Leser teil­wei­se fes­seln. So man­ches Ereignis scheint aller­dings zu kon­stru­iert bzw. unglaub­wür­dig und dämmt den Spaß ein wenig. Aber ein rich­ti­ger Actionfilm darf auch ein wenig an der Realität vor­bei­schlin­gern.

Diese rasan­te­re Geschichte funk­tio­niert ein biss­chen bes­ser als die ers­te, behält aber den distan­zier­ten Schreibstil bei, der dem Medium des Filmscripts geschul­det ist.

Bewertung: ✦✦✦✧✧

Geschichte 3: Krampusjagd

Dieses Filmscript ist ein­deu­tig das bes­te von den drei­en und zeigt, dass das Konzept funk­tio­nie­ren kann. In der Steiermark fin­det der all­jähr­li­che Krampuslauf statt, bei dem sich Jugendliche als Monster ver­klei­den und die Dorfbewohner jagen und mit Ruten ver­dre­schen.

Aber einer der Krampusse ist ein Geheimnis und mor­det uner­war­tet. Warum macht er das? Was ist das Geheimnis der bei­den Dorffamilien rund um den Bürgermeister und den Arzt?
Diese Geschichte schafft es trotz der etwas distan­zier­ten Erzählweise einen Spannungsbogen zu kre­ieren, der einen zu fes­seln ver­mag. Dazu tra­gen sicher­lich die Zeitsprünge bei, die die Rahmenhandlung beschrei­ben.

Dem Format des Filmscripts geschul­det fehlt zwar auch in die­ser Geschichte der Tiefgang, aber die Geschichte besticht durch eini­ge uner­war­te­te Wendungen, die es schaf­fen, eine Spannung zu erzeu­gen, die es bei den ande­ren bei­den Geschichten so nicht gab.

Dieses Filmscript kann ich von daher durch­aus emp­feh­len.

Bewertung: ✦✦✦✦✧

Gesamtfazit

Das Buch und der Film sind zwei unter­schied­li­che Medien, die unter­schied­lich funk­tio­nie­ren. Nicht umsonst gilt die grund­sätz­li­che Empfehlung, zuerst ein Buch zu lesen, bevor man sich des­sen Verfilmung wid­met.
Ein Film kann bei wei­tem nicht so viel Tiefgang bie­ten, wie es ein Buch ver­mag. Selbstverständlich kann auch ein Film den Zuschauer berüh­ren, aber anders und auf einer ande­ren Ebene.

Mit dem Konzept des Filmscript wird nun ver­sucht, bei­de Medien mit­ein­an­der zu ver­we­ben. Die klingt schwie­rig und ist es auch, wie das ers­te Script zeigt. Dieser Geschichte fehlt ein­fach das gewis­se Etwas, was in einem spä­te­ren Film even­tu­ell durch gute Schauspieler kom­pen­siert wer­den könn­te. Oder es wird ein der typisch deut­schen schlech­ten Filme, denen ich per­sön­lich nur extrem sel­ten etwas abge­win­nen kann.

Dass das Konzept des Filmscripts aber durch­aus funk­tio­nie­ren kann, zeigt die letz­te Erzählung. Diese Art der Erzählung kann trotz des Erzählstils, der allen Scripten zugrun­de liegt, über­zeu­gen. Die Filmscripte sind auf jeden Fall etwas für Freunde kur­zer Geschichten.

Konzeptbewertung: ✦✦✦✦✧

Titel: Filmscripts – span­nen­de Drehbuch-Exposés als Kurzgeschichten
Autoren: Reiling, Christof; Stegmann, Ulrike
Gesamtbewertung: ✦✦✦✦✧

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