[Gesellschaft] Kinder – Minderheit ohne Schutz

Der Leitsatz der drei Autoren ist: »Die altern­de Gesellschaft ist weder kin­der­ge­recht noch ist sie gerecht zu Kindern.« Diesen füh­ren sie in ins­ge­samt neun Kapiteln aus­führ­lich aus und beschrei­ben, wor­an es hakt und was geän­dert wer­den muss.

Mehrfach kann man in dem Buch lesen, dass die Bevölkerungszahl in Deutschland seit den 1970ern sin­ken wür­de, wenn nicht so vie­le Menschen migriert wären, die dafür sorg­ten, dass die Bevölkerungszahl gleich blieb. Da wun­dert es schon, wie sehr sich Deutschland gegen den Status »Einwanderungsland« gesträubt hat, wenn es nach den USA zu den attrak­tivs­ten Ländern gehört, in das die Menschen migrie­ren. (Migration wird etwas wei­ter gefasst. Gemeint sind alle Menschen, die nicht in Deutschland gebo­ren wur­den, unab­hän­gig von der Staatszugehörigkeit.)

Ich fand es span­nend, wie die Autoren das Ost-West-Problem auf­zeig­ten. Mit der Wiedervereinigung wur­de den Ostdeutschen der Lebensstandard der Westdeutschen auf­ge­zwun­gen, wor­an vie­le auch heu­te noch knab­bern. Zusätzlich leben 95% der Menschen mit Migrationshintergrund in den alten Bundesländern, wes­halb es ver­wun­dert, dass so vie­le Menschen aus dem Osten die Einwanderungspolitik kri­ti­sie­ren, wo sie doch gar nicht davon betrof­fen sind.

Auch die von den extre­mis­ti­schen und popu­lis­ti­schen Parteien wie der AfD und BSW gefor­der­ten Steigerung der Geburtenrate wird da nicht hel­fen, da die Infrastruktur fehlt. Wenn es zu wenig Kita- und Schulplätze gibt, hilft es wenig, mehr Kinder in die Welt zu set­zen.

Ich fin­de es erschre­ckend, wie sehr mei­ne Kinder mit den glei­chen Mitteln und Methoden unter­rich­tet wer­den, wie ich es erlebt habe. Unsere Bildung hat sich in den letz­ten 30 bis Jahren über­haupt nicht wei­ter­ent­wi­ckelt. Wir erle­ben live mit, wie sehr sich der Abwärtstrend im Bildungssystem aus­ge­löst durch die Corona-Pandemie fort­setzt und mit wel­chen Bildungslücken die Kinder her­an­wach­sen.

In dem Buch wird indi­rekt mein Eindruck bestä­tigt, dass es sehr trau­rig für unse­re Gesellschaft ist, wenn es kin­der­freie Räume gibt, wie z.B. Hotels, in denen Kinder nicht über­nach­ten dür­fen! Dies ist alles ande­re als eine Wertschätzung der Kinder. Wir wer­den in Deutschland immer wie­der mit einer kin­der­feind­li­chen Gesellschaft kon­fron­tiert, und sind immer wie­der erstaunt, wie wir im (euro­päi­schen) Ausland das Gegenteil erfah­ren.

Sehr aus­führ­lich erläu­tern die Autoren, was Kinder benö­ti­gen, um ein Wohlbefinden zu ent­wi­ckeln, das nicht damit defi­niert wur­de, dass die Kinder etwas nicht haben (wie z.B. Krankheiten), son­dern was sie benö­ti­gen. Wie z.B. den Bezug zu min­des­tens eines Erwachsenen, der das Kind so nimmt, wie es ist und ohne Wenn und Aber wert­schätzt. Auch die Familienbande stärkt das Kind, wie z.B. die gemein­sa­men Mahlzeiten, die in immer mehr Familien aus diver­sen Gründen nicht mehr mög­lich sind.

Fazit

Wir haben Kinder und spü­ren die von den Autoren auf­ge­zeig­ten Defizite tag­täg­lich in unse­rem Alltag. Und auch wenn es in Deutschland vie­le Baustellen gibt, die alle ihre Wichtigkeit haben, so muss die Versorgung unse­rer Kinder in der Prioritätenliste ganz oben ste­hen und nicht irgend­wo unten unter »fer­ner lie­fen«.

Übrigens: Am ehes­ten von Armut betrof­fen sind in Deutschland allein­er­zie­hen­de Mütter mit Kindern, was extrem ver­stärkt wird, wenn Mutter oder Kind mit einer Schwerbehinderung lebt.

cover

Titel: Kinder – Minderheit ohne Schutz: Aufwachsen in der altern­den Gesellschaft
Autor: Al-Mafaalani, Aladin; Kurtenbach, Sebastian; Strohmeier, Klaus Peter
Genre: Sozialpolitik / Gesellschaft
Seitenzahl: 288
Verlag: KiWi Verlag

Herkunft: Deutschland
Jahr: 2025

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