[Graphic Novel] Beethoven: Unsterbliches Genie

Viele Menschen denken, dass die meisten Künstler erst posthum berühmt wurden und zu Lebzeiten ein eher verlottertes Dasein fristeten (und haben Künstler wie Schiller oder van Gogh vor Augen). Bei vielen klassischen Komponisten ist dies aber mitnichten der Fall. Sie waren schon zu Lebzeiten “Superstars”, um die ein gewisser Kult umfing. Dazu gehörte auch ein recht makabrer Totenkult, den der Autor Peer Meter dieser Graphic Novel vorzüglich in Szene gesetzt hat.

Keine Biografie

Sobald sich der Tod Beethoven in Wien herumgesprochen hat, nimmt die schwarzhumorige Erzählung ihren Anfang. Dabei vermischt der Autor Gerüchte und Halbwahrheiten mit historischen Tatsachen und einigen künstlerischen Dichtungen. Dabei offenbaren sich einige Anekdoten rund um den großen Komponisten, die zum Schmunzeln, Erstaunen und Anwidern einladen. Damit sollte klar sein, dass es sich bei dieser Graphic Novel nicht um eine Biographie im klassischen Sinne handelt.

Glücklicherweise gibt der Autor dem Leser einen Einblick darin, wie die einzelnen Episoden entstanden und welches Wahrheitskorn ihm zugrunde liegt. Wer wusste schon, dass seinerzeit gern die Köpfe der Prominenz in kleinen Stücken als Reliquie veräußert wurden (ein “Schicksal”, das z.B. auch Haydns Leichnam erleiden musste) und in der Neuzeit ein solches Fragment in Kalifornien auftauchte? Diese makabren Details lassen das Buch dann auch die Altersgrenze der potentiellen Leserschaft entsprechend anheben. Der Verlag gibt an, dass das Buch für Leser ab 14 Jahren geeignet ist.

Damit einher geht selbstredend das, was eine Graphic Novel ausmacht. Nämlich die zeichnerische Darstellung, die in meinen Augen sehr gelungen ist. Im ersten Moment fand ich die Strichführung zwar noch etwas chaotisch, aber nach und nach offenbarte sich mir der Kunstgriff, der dahintersteckte. Nicht, dass sich explizite Darstellungen in dem Buch wiederfinden, aber der Zeichenstil selbst ist dergestalt, dass er meines Erachtens weniger für Kinder geeignet ist. Ebenfalls sehr gut gemacht ist die optische Trennung der jeweiligen Anekdoten durch eine prägnante Farbgebung. Das unterstreicht diese Erzählungen und gibt ihnen ein ganz besonderes Flair.

Fazit

Es ist sicherlich ein sehr ungewöhnliches Werk, das anlässlich des 250. Geburtstags des großen Komponisten erschienen ist. Abseits üblicher Pfade wird so dem großen Künstler gewürdigt und ein befremdliches Licht auf jene Zeit geworfen. Eine durch und durch gelungene Graphic Novel, die ich nur empfehlen kann.

Das ist doch ein Comic und somit was für Kinder, oder? In diesem Fall ist es recht eindeutig, dass es sich um eine Graphic Novel handelt. Wer mehr über die Unterschiede zwischen einer Graphic Novel und einem Comic wissen möchte, dem lege ich meinen Beitrag zum Unterschied der beiden Medien ans Herz.

Und auch, wenn das Cover assoziiert, dass es sich um ein Buch handelt, das auch für kleinere Kinder geeignet ist, so sollte bekannt sein, dass es sehr viele Cimics und Graphic Novels gibt, die sich an ein älteres und reiferes Publikum richten. So wie dieses Werk.

Wer sich über den Anfang der Klappentexte auf den Verkaufsportalen wundert (die so beginnen: “… und dich nie zu fragen trautest, wird in dieser Graphic Novel an seinem Totenbett von den unterschiedlichsten kondolierenden Besuchern verhandelt.”), findet auf der Website des Carlsen Verlags die Antwort. Dort findet sich nämlich die Einleitung: “Was Du schon immer über Beethoven wissen wolltest …”

cover beethoven-graphic-novel

Titel: Beethoven: Unsterbliches Genie
Autor: Meter, Peer
Illustrator: Broo, Rem
Genre: Graphic Novel
Seitenzahl: 144
Verlag: Carlsen Verlag

5/5

Herkunft: Deutschland
Jahr: 2020

Dieser Comic hat es in meine persönliche Übersicht der empfehlenswerten Comics und Graphic Novels geschafft. Dort finden sich viele andere lesenswerte und zum Teil sehr beeindruckende Werke, die alle auf ihre Art und Weise einen Blick wert sind.

Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren findet sich auf der Verlagsübersichtsseite.

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