[Fantasy] Hexenherz. Eisiger Zorn

Monika Loerchner hat eine inter­es­san­te Welt erschaf­fen. Eine Welt, in der die Frauen, die im Mittelalter als Hexen ange­klagt wur­den, gemerkt haben, dass sie tat­säch­lich magie­be­gabt sind und dass die­se Magiebegabung mit der Fruchtbarkeit der Frau ein­her­geht. Ist sie nicht frucht­bar, ist sie noch nicht (im Kindesalter) oder nicht mehr (nach den Wechseljahren) magie­be­gabt. Durch die­sen Wandel haben die Frauen die Macht in Europa über­nom­men. So wer­den nicht nur die Frauenquoten der Neuzeit hin­fäl­lig, son­dern der Leser wird sogleich damit kon­fron­tiert, wie die Welt aus­sä­he, wür­den sie nicht von Männern in Führungsebenen domi­niert.

Keine Weiterentwicklung?

Okay, nein, letz­te­res irgend­wo dann doch nicht. Denn wäh­rend ich das Buch gele­sen habe, so ist mir nie die Frage aus dem Kopf gegan­gen, war­um sich die Welt inner­halb von 500 Jahren kaum ver­än­dert hat. Denn das Buch ist 2004 ange­sie­delt, liest sich aber wie ein Mittelalterroman.

Auch wenn es magie­be­gab­te Hexen sind, die ab dem 16. Jahrhundert die Herrschaft in Europa an sich geris­sen haben und ver­mut­lich so man­che Erfindung hin­fäl­lig wur­de, weil es sich ein­fach erzau­bern lies, so klingt es wenig wahr­schein­lich, dass das Streben der Menschen nach Verbesserung voll­stän­dig ein­ge­dämmt wur­de.

Hinzu kommt, dass nur Europa von den Hexen beherrscht wird. Die ande­ren Kontinente nicht. Das passt in mei­nen Augen nicht. Rein gedank­lich hat die­ser Roman irgend­wo im 17. Jahrhundert gespielt, denn von der Beschreibung her passt er genau dort­hin. Zudem wird nur an sehr weni­gen Stellen dar­auf hin­ge­wie­sen, dass er 300 Jahre spä­ter spie­len soll, so dass der Umstand schluss­end­lich nur wenig gestört hat.

Licht und Schatten

Das Buch bleibt wäh­rend der gesam­ten Erzählung bei der Protagonistin Helena, die aus der Ich-Perspektive den Leser mit in die­se ande­re Welt mit­nimmt. Vor allem der Einstieg in die neue Welt ist recht gut gelun­gen (wenn man von dem ein­gangs erwähn­ten Gefühl absieht). Dem Leser wird recht anschau­lich und gut die­se doch so anders­ar­ti­ge Welt prä­sen­tiert.

Helena als rang­ho­hes Mitglied der Garde wird Opfer einer Intrige und muss flie­hen. Auf ihrer Flucht gerät sie in die Fänge von Rebellen, die sie in ihre Gemeinschaft auf­neh­men. Dieser Part ist eben­falls sehr lesens­wert und mit zahl­rei­chen Anspielungen gespickt, die auf eini­ge Wendungen in der Geschichte hin­deu­ten. Die dann aber aus­blei­ben. Wodurch ich etwas irri­tiert war.

Sichtweisen

So kann ich schon fast sagen, dass die aus­blei­ben­den Wendungen und die gewis­se Vorhersehbarkeit in der Geschichte die grö­ße­ren Überraschungen waren. Ebenfalls etwas stö­rend war die Denkweise der Protagonistin. Ich habe mich die gan­ze Zeit gefragt, was mich an ihrem Verhalten gestört hat. Bis ich drauf gekom­men bin: sie ist das in der Rangfolge zweit­höchs­te Mitglied in einer Garde, die als recht rup­pig und rauh beschrie­ben wird. Helena ver­hält sich mal so, aber dann sehr oft wie­der nicht.

Manchmal denkt und ver­hält sie sich wenig nach­voll­zieh­bar und für mein Gefühl zu naiv, um ein der­art hohen Rang in die­ser beschrie­be­nen Welt zu bele­gen. Das pass­te irgend­wie nicht zusam­men.

Ebenfalls gut begon­nen hat der Wechsel zwi­schen den Zeiten. Mit klei­nen Rückblenden am Anfang eines Kapitels wird auf die Geschichte Europas zurück­ge­blickt und wie die Kirche und die Männer an Macht und Einfluss ver­lo­ren haben. Diese Rückblenden enden aller­dings Ende des 17. Jahrhunderts und es tre­ten an die­se Stelle Gesetzestexte, die seit­her gel­ten. Allerdings sind die Gesetze zum Teil zu stark über­zo­gen und wir­ken etwas unpas­send.

Fazit

Das Buch hat einen zwie­späl­ti­gen Eindruck bei mir hin­ter­las­sen. Es hat gut und stim­mig begon­nen und ich als Leser habe sehr gut in die Geschichte fin­den kön­nen. Dass sie sich liest, als wür­de sie im 17. und nicht im 21. Jahrhundert spie­len, habe ich schnell ver­ges­sen. Die ers­ten zwei Drittel des Buchs sind wirk­lich gut geschrie­ben.

Aber dann lässt die Geschichte nach. Wendungen blei­ben aus, eini­ge Unstimmigkeiten im Verhalten der Protagonisten und der Weltbeschreibung däm­men das Lesevergnügen dann doch stark ein. Und haben bei mir ein Gefühl hin­ter­las­sen, dass die Geschichte irgend­wie unrund ist.

Bei der Bewertung habe ich geschwankt zwi­schen einer Empfehlung für Genrefans (drei Sterne) und einer für unter­halt­sa­me Lesestunden (vier Sterne). Es liegt irgend­wo dazwi­schen. Es ist das Ende, das mich wie­der etwas ver­söhn­lich mit der Geschichte wer­den lässt und das Quäntchen auf der Waage ist. Ein Ende, das erklärt, was wirk­lich die Triebfeder der Rebellen ist und wo die eigent­li­chen Ängste der Obrigkeit lie­gen. Schlussendlich spre­che ich eine Leseempfehlung aus.

Andere Buchblogger schrei­ben über die­ses Buch (Links zu nicht mehr erreich­ba­ren Blogs wer­den auto­ma­tisch ent­fernt):

Hexenherz Cover

Titel: Hexenherz. Eisiger Zorn
Autor: Loerchner, Monika
Genre: Fantasy
Seitenzahl: 441
Verlag: aca­bus Verlag

3.5÷5

Herkunft: Deutschland
Jahr: 2017

Eine Fantasy-Trilogie, die durch­aus ihren Charme hat. Sie gehört jetzt nicht unbe­dingt zu mei­nen Fantasy-Highlights, aber ich kann mir gut vor­stel­len, dass die Trilogie ihre Leser hat. Diese ruhi­ge Erzählweise und das unge­wöhn­li­che Setting sind auf jeden Fall ein Blick wert.

Dieses Buch wur­de mir freund­li­cher­wei­se vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren fin­det sich auf der Verlagsübersichtsseite.

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