Am Anfang wusste ich als Leser bzw. Hörer nicht so recht, wie das zusammenpassen sollte. Ein bizarrer Mord eines Obdachlosen an einer jungen Frau, den die angesehene Anwältin Dr. Rachel Eisenberg übernimmt. Und die Flucht einer albanischen Frau mit ihrer kleinen Tochter nach Deutschland, die von zwei dubiosen Polizisten aufgehalten und verhört wird.
Diese beiden Geschichten laufen recht lange parallel, ohne dass ein Zusammenhang sichtbar wird. Natürlich weiß der Leser, dass es eine Verbindung geben muss und wartet gespannt darauf, dass der Aha-Effekt eintreten wird. Beide Handlungsstränge verlaufen allerdings nicht ereignungslos nebenher. Es kommt immer wieder zu Überraschungen und Wendungen.
Übertreibungen
Natürlich darf die zerrüttete Ehe in einem Krimi nicht fehlen. Nur, dass es diesmal nicht die Polizisten sind, sondern das Ehepaar Eisenberg, das zusammen eine Kanzlei führt. Die nicht funktionierende Ehe scheint sinnloserweise ein fester Bestandteil der deutschen Krimiwelt zu sein. Das sorgt natürlich hier und da für Spannungspotential (im Sinne der zwischenmenschlichen Beziehung), vor allem, weil noch eine 13-jährige Tochter mit von der Partie ist.
Neben dem üblichen etwas dick aufgesetzten Storyelementen habe ich mich das ganze Buch über gefragt, ob deutsche Strafverteidiger wirklich solch eine Ermittlungsqualität an den Tag legen und wirklich derartig Polizeiarbeit verrichten. An so mancher Stelle schien es mir dann doch zu weit zu gehen.
Vor allem, als die Technik und dessen Möglichkeiten ins Spiel gebracht wurden, passte das ein oder andere einfach nicht mehr so recht, was zumindest mir ein bisschen das Lesevergnügen verdorben hat.
Wendungen
Die Geschichte selbst hat neben der ein oder anderen Logiklücke zahlreiche Überraschungen zu bieten, wobei letztere deutlich überwiegen. Mehr als einmal wurde ich davon überrascht, in welche Richtung der ein oder andere Handlungsstrang gelenkt wurde. Und damit meinte ich nicht nur das Finale, das vermutlich jeden Leser überraschen dürfte.
Die Charaktere fand ich recht gut dargestellt, auch wenn, wie schon erwähnt, nicht jede Handlung nachvollziehbar und manchmal etwas zu dick aufgetragen wurde. Aber der Plot blieb über weite Teile spannend und das ist, was in meinen Augen zählt. So lange sich nur kleine Logiklöcher auftun, kann ich getrost darüber hinwegsehen.
Sprecher
Das Buch wurde von Michael Schwarzmaier gesprochen, dessen Stimme eine Besonderheit aufweist, die ich so noch nicht gehört habe. Während er beim Sprechen des Erzähl-Textes vor allem am Satzende eine recht eigenwillige Absenkung der Stimme irgendwo ins Flüsterne vollzieht, spricht er andere und fremde Stimmen recht gut und ordentlich toniert.
Vor allem den bayrischen Lokalkolorit zeigt er dann recht gut mit seiner veränderten Stimme. Vielleicht sollte er Bücher immer mit einer Stimmenimitation einsprechen. Das gefiel mir deutlich besser.
Fazit
Das Buch bietet dem Leser bzw. Hörer eine spannende und wendungsreiche Geschichte, die hin und wieder zu Übertreibungen neigt, die sich aber nicht störend in den Vordergrund schieben. Wenn man sich ein bisschen auf den Sprecher einlässt, dann macht auch das Hörbuch Spass und ich kann diesen Krimi jedem Krimifreund nur empfehlen.
Titel: Eisenberg
Autor: Föhr, Andreas
Genre: Hörbuch/Krimi (ungekürzt)
Verlag: Knaur (Druck) Argon (Hörbuch)
Bewertung: ✦✦✦✦✧
Wer in die ersten Seiten reinlesen möchte, kann dies direkt machen:
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