Der Kölner kennt natürlich die Heinzelmännchen. Die bitte nicht mit den Mainzelmännchen zu verwechseln sind. Wer dies tut, wird den Zorn des kleinen Volkes auf sich ziehen und das wird sicher kein Spaß.
Dass es nicht immer eine Neuheit sein muss, die einem ein Lesevergnügen bescherrt, zeigt dieses Werk sehr eindrücklich. Denn es ist schon so betagt, dass sich nur noch die wenigsten an die „Rievkoochebud“ auf der Kölner Domplatte erinnern können und die D-Mark nur noch ein nostalgisches Relikt wehmütger ü40er ist.
Magische Wesen
Es sind aber nicht nur die Heinzelmänner, die hier in Szene gesetzt werden, sondern etliche Sagen- und Märchengestalten dürfen in diesem Buch mitmachen. Trolle, Hexen, Feen, Elfen – alles, was das Fantasyherz begehrt, darf eine Rolle in diesem sehr außergewöhnlichen Roman übernehmen.
Diese Fabelwesen werden mit viel Witz von „Nebenan“ nach „hier“ erzählt. Das ist zuweilen recht komisch, manchmal aber auch schon so sinnfrei, dass ich geneigt bin, dieses Buch zum Genre des Nonsens zu zählen. Wer kommt schon auf die Idee, die Hexe aus Hänsel und Gretel den Namen „Knuper“ zu geben?
Blutfrei
Der Nonsens geht sogar noch weiter: Wie schafft man es in Köln einen Kampf auszufechten, ohne dass ein Tropfen Blut fließt? Genau, die Gegner werden in rosa Wölkchen verwandelt. Herrlich. Und dadurch garantiert jugendfrei.
Wer in die Leseprobe reinliest und allein nur die Namen und deren Erklärungen durchliest, wird die Qualität erkennen, mit der dieses Buch geschrieben wurde. Dieser Erzählstil zieht sich durch das komplette Buch. Man muss natürlich für solch eine Art Humor empfänglich sein. Wer sich darauf einlassen kann, wird seine wahre Freude haben.
Handlung
Eine Handlung gibt es dann natürlich auch. Aber die spielt im Grunde genommen nur eine Nebenrolle und bedient sich dem ganz klassischen Gut-gegen-Böse-Modell. Der Reiz oder besser der Witz liegt in den kleinen Nebenhandlungen, wenn ein Heinzelmännchen versucht in den Dom zu gelangen oder Trolle zwischen den Welten wandern.
Wer sich in Köln und Umgebung ein bisschen auskennt, wird zusätzlich durch den Lokalkolorit einige witzige Stellen im Buch wiederfinden. Zwingend notwendig sind die Ortskenntnisse zwar nicht, um das Buch zu verstehen, aber es hilft ungemein.
Sprecher
Gesprochen wird dieses ungekürzte Hörbuch von Nils Nelleßen (der seines Zeichens eher als Schauspieler bekannt sein dürfte), den ich hier zum ersten Mal gehört habe. Ich muss sagen, dass er seine Sache sehr gut macht und dem Witz der Geschichte hin und wieder sein persönliches i-Tüpfelchen aufsetzt.
Fazit
Dieses Buch ist im Jahre 2001 erschienen. Diese 16 Jahre sind ihm anzumerken. Vieles, worauf sich das Buch bezieht, gibt es einfach nicht mehr. Das macht es aber nicht zwangsläufig zu einer schlechten Geschichte. Ganz im Gegenteil, diese Persiflage hat auch heute noch einen hohen Unterhaltungswert. Zumindest für diejenigen, die für ein bisschen Nonsens nicht zu sehr abgeneigt sind.
Als Hörbuch kann ich diese Geschichte auf jeden Fall empfehlen, denn alle machen ihren Job wirklich sehr gut, so dass viele spaßige Minuten garantiert sind.
Titel: Nebenan
Autor: Hennen, Bernhard
Genre: Fantasy
Verlag: Piper
Bewertung: ✦✦✦✦✧
Wer möchte, kann an dieser Stelle direkt in die ersten Seiten eintauchen. Diese Leseprobe basiert auf dem E-Book mit deutlich anderen Cover – es leben die 90er!
Der Büchernarr schreibt hauptsächlich über Bücher aus den Genres Fantasy und Horror. Manchmal schleichen sich Bücher anderer Genres in diesen Buchblog ein, so dass hier auch Biografien, historische Romane oder Kinderbücher zu finden sind.