[Horror] Chronik des Cthulhu-Mythos

Es ist schon erstaun­lich, wel­chen Status H.P. Lovecraft heut­zu­ta­ge inne­hat. Viele hul­di­gen ihn als Begründer moder­ner Horrorliteratur und er gilt als der Autor schlecht­hin unheim­li­cher Literatur. Und das, obwohl er sei­ne Geschichten größ­ten­teils für Pulp-Zeitschriften schrieb. Diese lite­ra­ri­sche Form der Veröffentlichung war in den Vereinigten Staaten ein popu­lä­res Medium für klei­ne­re Geschichten unter­schied­li­cher Genres. Heutzutage wür­de man wohl eher von einer Anthologie oder Kurzgeschichtensammlung spre­chen, denn die Geschichten von H.P. Lovecraft wer­den heut­zu­ta­ge für gewöhn­lich in Sammelbänden ver­öf­fent­licht.

Wer sich heut­zu­ta­ge dem Werk Lovecrafts nähern möch­te, sieht sich dann auch unzäh­li­gen Büchern gegen­über, bei denen es schwer ist, eine geeig­ne­te Auswahl zu tref­fen. Meine Wahl fiel auf die zwei­bän­di­ge Zusammenstellung “Chronik des Cthulhu-Mythos”, die im Jahre 2011 im Festa-Verlag erschie­nen ist, um mich den Werken Lovecrafts (erneut) zu wid­men.

Alterserscheinungen

Wer sich den Texten Lovecrafts nähert, soll­te sich dar­auf ein­stel­len, dass die Texte durch­weg zu einer ande­ren Zeit ent­stan­den, in der die Autoren von gänz­lich ande­ren Randbedingungen beein­flusst wur­den. Diesen Umstand wür­digt der Doppelband inso­fern, als dass jeder Kurzgeschichte oder Novelle ein eige­nes Vorwort von Marco Frenschkowski bei­gestellt wur­de. So wer­den auch die Hintergründe und teil­wei­se die Begleitumstände bekannt, unter denen die Geschichten ent­stan­den sind.

Dass die Geschichten im Zeichen der Zeit betrach­tet wer­den soll­ten, merkt der Leser sofort, denn sie lesen sich schon voll­kom­men anders als moder­ne Bücher. Dabei ist schwer zu sagen, ob man als Leser für die­se Art von Texten emp­fäng­lich ist, oder eben nicht. Eines der mar­kan­ten Kennzeichen der Geschichten ist ein­deu­tig die Ich-Perspektive, aus der die jewei­li­gen Figuren von ihren Ereignissen berich­ten (was sie selbst dann machen, wenn sie das Ende nicht mehr mit­er­le­ben), die sie anfangs gern leug­nen, um dann von ihnen ver­ein­nahmt wer­den.

Dabei wer­den die Beschreibungen des Grauens nie expli­zit und oft­mals bleibt es bei sub­ti­len Beschreibungen, so dass der eigent­li­che Horror erst mit der Fantasie des Lesers gebil­det wird. Das gelingt mal bes­ser und mal schlech­ter. Ich gehö­re nicht zu den Lesern, die Lovecrafts Werke durch­gän­gig hoch­loben und ihn als gro­ßen Meister anse­hen. Es gibt näm­lich durch­aus Erzählungen, die mir nicht so zuge­sagt haben und die ich zu alt­ba­cken fin­de.

Fazit

Die bei­den Bände “Chronik des Cthulhu-Mythos” sind ein guter Einstieg in die Welt von H.P. Lovecraft, der lei­der sei­nen Erfolg nicht mehr selbst mit­be­kam. Die Vorworte zu den jewei­li­gen Geschichten sind in mei­nen Augen eine Bereicherung, wer­den aber sicher­lich von manch ande­rem als lang­wei­lig und lang­at­mig emp­fun­den. Ob man als Leser für die Geschichten Lovecrafts emp­fäng­lich ist oder nicht, muss jeder für sich selbst her­aus­fin­den. Ich den­ke, dass es hier nur ein Schwarz-Weiß-Spektrum gibt. Entweder man mag den Erzählstil oder eben nicht. Dieser Doppelband ist zumin­dest eine gute Option, das her­aus­zu­fin­den.

Cover Chronik-des-Cthulhu-Mythos1
Chronik des Cthulhu Mythos2

In den Büchern fin­den sich fol­gen­de Titel, die nach dem Muster “Titel (Originaltitel), Veröffentlichungsjahr” gelis­tet sind.

Dagon (Dagon) 1923
Nyarlathotep (Nyarlathotep) 1920
Stadt ohne Namen (The Nameless City) 1921
Die Musik des Erich Zann (The Music of Erich Zann) 1922
Das Fest (The Festival) 1925
Der Ruf des Cthulhu (The Call of Cthulhu) 1928
Die Farbe aus dem All (The Colour Out of Space) 1927
Geschichte des Necronomicon (A History of the Necronomicon) 1938
Der Fall Charles Dexter Ward (The Case of Charles Dexter Ward) 1941
Das Grauen von Dunwich (The Dunwich Horror) 1929
Der Flüsterer im Dunkeln (The Whisperer in Darkness) 1931

Berge des Wahnsinns (At the Mountains of Madness) 1936
Der Schatten über Innsmouth (The Shadow over Innsmouth) 1936
Träume im Hexenhaus (The Dreams in the Witch House) 1933
Das Ding auf der Schwelle (The Thing on the Doorstep) 1937
Der Schatten aus der Zeit (The Shadow out of Time) 1936
Jäger der Finsternis (The Haunter of the Dark) 1936

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I
Autor: Lovecraft, H.P.
Genre: Horror
Seitenzahl: 499
Verlag: Festa Verlag

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II
Autor: Lovecraft, H.P.
Genre: Horror
Seitenzahl: 460
Verlag: Festa Verlag

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Eine voll­kom­men ande­re Sicht auf das Lovecraft-Universum erhält, wer sich die­sem über die Graphic-Novel-Adaptionen von Gou Tanabe nähert. Mittlerweile sind eini­ge die­ser Adaptionen erschie­nen, die ich hier auf dem Blog vor­ge­stellt habe und zu denen ich eine klei­ne Übersicht erstellt habe. Ein Blick lohnt sich.

5 Kommentare

  1. Hallöchen,

    dan­ke für die tol­le Kritik hier 🙂 Ich lie­be es eher, wenn es etwas lang­at­mi­ger ist, solan­ge es noch etwas vor­an geht. Daher fin­de ich es eher inter­es­sant, wenn man etwas wie ein Vorwort hat. Von Cthulhu hört man selbst als nicht Horror Leser und daher auch von Lovecraft! Ich behal­te es mal im Hinterkopf, falls ich mich doch mal lang­sam in die­se Richtung vor­wa­ge 🙂

    Liebe Grüße

    Alisia

    1. Hallo Alisia,

      dan­ke für das Lob. Es gibt die Geschichten auch ein­zeln als E‑Book zu kau­fen (ich glaub aus dem Fischer-Verlag). Zum Reinschnuppern viel­leicht auch eine Idee …?

      Viele Grüße
      Frank

    1. Hallo Aleshanee,
      vie­len Dank für’s Verlinken. Ich glau­be tat­säch­lich, dass die unge­wöhn­li­chen Geschichten etwas für Dich sind – Du magst ja auch mal gern älte­re Geschichten 😉

      Viele Grüße
      Frank

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