[Horror] Ghost Stories of Flesh and Blood

Cover Ghost stories

Titel: Ghost Stories of Flesh and Blood
Autor: Hell, Faya (Herausgeber); Steinmetz, M.H. (Herausgeber)
Genre: Horror/Kurzgeschichten Anthologie
Verlag: Papierverzierer Verlag
Seitenzahl: 420
Wertung: ★★★★☆
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In diesem Buch vereinen sich sechzehn Geistergeschichten von achtzehn Autoren. Alle Geschichten wurden unter dem Motiv Haunted House – also Spukhaus – verfasst. So zumindest steht es im Vorwort von Faye Hell zu diesem Buch.

Bunte Mischung

So ganz ist diese Vorgabe nicht gelungen, aber dennoch ist mit dieser Anthologie eine bunte Sammlung unterschiedlichster Kurzgeschichten entstanden. Dabei gibt es nicht nur klassische Horror-Geschichte, die mit vulgärer Sprache und/oder expliziten und/oder dezenten Splatter-Elementen glänzen, sondern auch abstrakte Werke, stark ins phantastische abdriftende und dystopische Erzählungen.

Die Zusammenstellung zeigt eine interessante Wahl an Kurzgeschichten, wobei Sprachwahl, Schreibstil und Szenerie so vielfältig sind, dass sicherlich für jeden Leser etwas dabei ist. Im Gegenzug heißt das, dass sicherlich auch die ein oder andere Geschichte dabei sein wird, die vielleicht nicht ganz so gut ankommt. Grundsätzlich sollte der Leser aber Horrorgeschichten mit Splatter und Sexszenen nicht abgeneigt sein, um Gefallen an dieser Anthologie zu finden.

Die Länge der Geschichten variiert dabei ebenso wie die Umsetzung der thematischen Geisterhausvorgabe. Von Mini-Kurzgeschichten, die nur wenige Seiten lang sind bis hin zu längeren Werken, ist grundsätzlich alles vertreten. Allerdings habe ich persönlich festgestellt, dass es vergleichsweise vielen Kurzgeschichten gutgetan hätte, wenn sie ein wenig umfangreicher ausformuliert worden wären.

Fazit

In Summe fand ich die Mischung aus den zusammengestellten Kurzgeschichten als sehr stimmig und gelungen. Von den sechszehn Geschichten trafen lediglich drei nicht meinen Geschmack und drei weitere waren immerhin gutes Mittelmaß. Ergo waren die zehn verbleibenden Geschichten in meinen Augen gut bis sehr gut und haben mir zugesagt.

Solch eine Anthologie ist durchaus auch dazu verwendbar, um einen Autor grundsätzlich kennenzulernen, auch wenn sich manchmal Stil und Ausdrucksweise von Kurzgeschichte zu Roman unterscheiden mögen. Wer also mal einen Blick auf eine bunte deutschsprachige Horror-Autorengruppe werden möchte, sollte einen Blick riskieren.

Dieses Buch habe ich im Zuge einer Lovelybooks-Leserunde Lovelybooks-Leserunde gelesen. Dort bin ich auf die einzelnen Kurzgeschichten etwas näher eingegangen. Die Texte, die ich dort veröffentlicht habe, stelle ich auch an dieser Stelle online. Der Titel der Kurzgeschichte und die Autoren sind jeweils fett markiert.

Vorsicht Spoilergefahr. Auch wenn ich immer nur kurze Sätze über die jeweiligen Werke verliere, kann an der ein oder anderen Stelle etwas über den Inhalt an die Oberfläche treten, was ich in diesem Fall aber für vertretbar halte.

Das Haus am Friedhof von Jana Oltersdorff ★★★★☆

Die Kurzgeschichte bot auch für mich einen guten Einstand in das Buch, auch wenn tatsächlich recht früh klar war, wie der Hase läuft. Machte aber nicht, ich habe mich dennoch gut unterhalten gefühlt.

@JanaOltersdorff
Hättest Du den Kater als kleinen Wink in Richtung King nicht “Winston Churchill” nennen müssen? ?

Ausflug ins Moor von Karin Elisabeth ★★★☆☆

Es gibt ja Geschichten, bei denen denke ich, dass die Autorin beim Schreiben einen ähnlichen Trip wie die Protagonisten hatte. Ob mir die Geschichte eher zusagen würde, wenn ich das gleiche Zeugs einwerfe? Spaß beiseite, ich bin wie viele andere ebenfalls zwiegespalten. Auf der einen Seite sagt mir der Erzählstil zu, vor allem, wenn ich als Leser die Beweggründe eines Charakters präsentiert bekommen. Später wird es dann aber für mein Gefühl ein wenig zu wirr und abstrakt.

Novemberblut von Vanessa Kaiser, Thomas Lohwasser und Thomas Karg ★★☆☆☆

Eine Kurzgeschichte, die gleich von drei Autoren geschrieben wurde? Nun ja, ihr habt ja erklärt, wie das passt.

Grundsätzlich hat mir diese Geschichte schon gefallen, nur kam das Ende etwas zu plötzlich bzw. wurden zu wenig Infos geliefert. Dadurch fehlte ein bisschen die Pointe, wie ich sie bei Kurzgeschichten irgendwie erwarte.

Das Flüstern im Feuer von Michaela Harich ★★★☆☆

Zuerst dachte ich, die Geschichte entwickelt sich ein wenig in Richtung “Zimmer 1408” von Stephen King. Aber dann wurde es wirr und zum Ende noch “wirrer”. Warum genau denkt Andrew, dass er nicht verhungern würde, wenn er sich im Hotel einquartiert? Auch wenn ob steht, dass es sich um eine Gedankenwelt in einer Gedankenwelt handelt – so richtig rüber kam das ganze nicht. Schade, denn der Anfang hat mir recht gut gefallen.

End of the Road von Torsten Scheib ★★☆☆☆

Diese Geschichte konnte mich nicht so recht erreichen. Der Schreibstil hatte durchaus seinen Reiz und ich mag auch gern die abgehakten Sätze und Phrasen nur hatte ich hin und wieder den Eindruck, als wäre er zu sehr bemüht und gekünstelt formuliert. Der Story selbst fehlte es (vielleicht dadurch?) ein wenig an Spannung. Es gab für mich keinen Höhepunkt und keine Pointe. Bisher in meinen Augen die schwächste Geschichte der Anthologie.

Nachbarschaft von M. M. Vogltanz ★★★★☆

Eine sehr schön erzählte Kurzgeschichte … also schön im Sinne, dass mir der Schreibstil gefallen hat. Auch der Spannungsaufbau samt Auflösung haben mir gut gefallen, auch wenn die Idee nicht neu und das Ende absehbar war. Das beweist, dass das Rad nicht immer neu erfunden werden muss, um eine gute Geschichte zu schreiben.

Klopf Klopf von Vincent Voss ★★★★☆

Interessante Geschichte (die aus welchem Grund in der Zukunft spielt?), die gut erzählt ist. Die Charaktere haben mir gefallen, ohne wirklich sympathisch zu sein. Lediglich das Ende ist ein wenig gewöhnungsbedürftig erzählt. Vor allem die letzten Absätze, in denen der Schreibstil sich markant geändert hat – warum dieses Stilmittel? Es passte irgendwie nicht zum Rest der Geschichte.

Imaginarium von Faye Hell ★★★★★

Mal eine andere Zombie-Geschichte – und was für ein Start. Hier passte in meinen Augen einfach alles – bis hin zum Ende. Bis hierher in meinen Augen das Highlight in dieser Anthologie – und das, obwohl ich gar keine Zombie-Romane mag.

0900666 von Marc Hartkamp ★★★☆☆

Die Idee ist recht nett, allerdings war mir der Sprachstil ein bisschen zu einfach. Diese Geschichte hat etwas von einer Mini-Kurzgeschichte, die mit sehr wenigen Seiten auskommt … und den Leser mit dem Eindruck zurücklässt, als würde noch etwas fehlen oder als sei noch so manches unerzählt.

Spiel um dein Leben von Jacqueline Mayerhofer ★★★★★

Eine Geistergeschichte und mal ein echter Escape-Room. Auch hier war eigentlich klar, was passierte, nachdem ich als Leser den Werbeflyer präsentiert bekam, aber dennoch hat mir die Geschichte sehr gefallen. Sie war gut geschrieben und konnte mit ein paar netten Ideen punkten.

Wicked Game von M. H. Steinmetz ★★★★☆

Was für ein Spiel mit dem Teufel. Und immerhin kommen alle Beteiligten einigermaßen gut weg – für eine Horror-Kurzgeschichte schon irgendwie ungewöhnlich. Ob man tatsächlich von einem Happy-End sprechen kann? Hängt vielleicht davon ab, welcher Spross den Lenden entspringen wird.

Newport, Rhode Island von Simona Turini ★★★★☆

Irgendwie mussten ja die Ents auf die Welt kommen 😉 Für eine Horror-Anthologie ganz schön fantasy-lastig und so gar nicht gruselig. Da ich viel im Fantasy unterwegs bin, habe ich durchaus Gefallen an der Geschichte, finde aber dass sie im Gesamtkontext der Sammlung nicht passt.

Haus aus Lust und Schmerz von Anja Hansen ★★★★☆

Es gab schon so manche Kurzgeschichte in dieser Anthologie, die gut begann, aber irgendwie schwach und zu schnell endete. Diese gehört dazu. Das Ende kam für mein Empfinden einfach zu plötzlich und bot zu wenig Überraschungsmoment. Schade, denn der bis zu den letzten Absätzen war die Geschichte richtig gut…

Tohagwasa, der Silberreiher von Claudia Rapp ★★☆☆☆

Mh, eine recht ruhige Geschichte, die mich irgendwie nicht erreicht hat. Die Story hatte durchaus was, aber der Schreibstil war mir ein bisschen zu verspielt. In Summe fand ich diese Kurzgeschichte daher eher nicht so gut.

Am Anfang vom Ende von Thomas Williams ★★★★☆

Diese Kurzgeschichte ist eher eine Dystopie ohne Horror oder Gruselelemente und passt m.E. ebenso wenig in diese Anthologie wie “Newport, Rhode Island” von Simona Turini. Aber auch diese Kurzgeschichte ist deswegen nicht schlecht, sondern wird ganz im Gegenteil gut erzählt, auch wenn große Spannungsmomente fehlen.

Als Bonusgeschichte: Heteronomie von Benjamin Verwold ★★★★☆

Warum genau ist dies eine Bonusgeschichte? Ich hätte mir gewünscht, dass das Altertümliche irgendwie durchgedrungen wäre. Die Geschichte ist nämlich recht gut, nur fühlt sie sich eher zeitlos an und nicht wie aus dem 14. bzw. 17. Jh.

 

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