Der Autor Junji Ito fällt in “Gyo” quasi mit der Tür ins Haus. Nach einer minimalistischen Einleitung betritt das sonderbare Getier die Bühne, das von da an diesen Horror Manga beherrscht. Dabei sammelt das im Mittelpunkt stehende Pärchen von Anfang an kaum Sympathiepunkte. Während die weibliche Hauptfigur Kaori zwanghafte und an eine Psychose erinnernde Züge an den Tag legt, verblasst ihr Freund Tadashi im Hintergrund.
Die Story wirkt ein wenig verworren und ein klares Bild kristallisiert sich nur zögernd heraus. Eine Erklärung wird dem Leser nur bedingt geliefert und für meinen Geschmack endet das Buch ein wenig zu offen und schreit nach einer Fortsetzung (die im japanischen Original schon erschienen ist und hoffentlich ebenfalls den Weg nach Deutschland finden wird). Spannung darf der Leser eher nicht erwarten. Ebenso wenig eine wendungsreiche Geschichte. Dafür Monster-Horror vom Feinsten, der mich weniger an den weißen Hai als vielmehr an ein Lovecraftsches Grauen erinnert. Nur mit weniger Subtilität. Dafür mit umso mehr direkter Gewalt und Brutalität, weshalb diese Mangas zurecht einer Leserschaft ab einem Alter von 16 Jahren empfohlen wird.
Es stimmt schon, dass die Geschichte ruhig etwas straffer hätte erzählt werden können. Allerdings sind die Zeichnungen schaurig schön und teils etwas ekelerregend ausgefallen, so dass der Leser an dieser Stelle mehr in die Geschichte abtauchen kann. Wenn man nämlich weiß, in welche Richtung dieses Horror Manga abzielt, dann kann sich der Leser sicherlich von der Geschichte unterhalten lassen.
Fazit
Es hat durchaus seinen Reiz, wenn von Anfang an klar ist, wer die Guten und wer die Bösen sind. Ich hätte mir ein wenig mehr Hintergrundwissen und ein bisschen mehr Tiefgang gewünscht. Aus der Story hätte der Autor freilich mehr machen können. Dennoch erhält der Leser einen waschechten Monster-Horror, der auch vor ekligen Szenen nicht Halt macht. Wer gerne solche Welten als Manga erfahren möchte, sollte unbedingt zugreifen.