[Horror] Zaroff

Bevor ich zur eigentlichen Graphic Novel komme, ein paar Details zum Hintergrund, damit die Geschichte besser eingeordnet werden kann. Richard Connell veröffentlichte im Jahre 1924 die Kurzgeschichte »The Most Dangerous Game«, die in Deutschland unter dem Titel »Das grausamste Spiel« veröffentlicht wurde. Diese Kurzgeschichte hat die Menschen so sehr fasziniert, dass sie sogar unter gleichem Titel 1932 verfilmt wurde. Kennen muss man diese Geschichten nicht, aber es ist hilfreich zu wissen, dass diese Graphic Novel den Faden aufnimmt (den Wikipedia-Autor Lügen straft) und die Geschichte weitererzählt.

Allerdings bleibt Sylvain Runberg thematisch dem Original treu und hat die Geschichte wieder auf eine Insel platziert, auf der Schiffbrüchige Schutz suchen. Nur mit dem Unterschied, dass Zaroff nun gezielt die Unfälle provoziert, während es im Original noch ein Zufall war, der ihn aus Langeweile die Jagd auf Menschen hat eröffnen lassen.

Es ist schon sehr perfide, Jagd auf Schutzsuchende zu machen, weshalb schon das Thema viele Leser eher abschreckt als anlockt. Gleichzeitig geizt der Zeichner François Miville-Deschênes nicht an expliziten Gewaltdarstellungen, so dass die Graphic Novel nur für eine gewisse Leserschaft geeignet ist, die an Büchern wie z.B. die Jagd Gefallen findet. Tatsächlich sind die Darstellung teils sehr heftig, so dass der potentielle Leser dem »Splatter-Horror« nicht abgeneigt sein sollte.

Erzählerisch wird die Graphic Novel dahingehend erneuert, in dem unter den Opfern eine in der Unterwelt prominente Figur war, deren Familien- und Clan-Mitglieder sich nun rächen möchten. Durch die Wahl dieser beiden Parteien – durchgeknallter Adliger und Mafia-Clan – kann für keine der beiden Seiten irgendeine Art der Sympathie entwickelt werden. Eine wendungsreiche Story mit Tiefgang darf man bei dieser Art von Geschichte nicht erwarten. Im Großen und Ganzen wird die Geschichte sehr linear und vorhersehbar erzählt.

Fazit

Diese doch sehr blutrünstige Graphic Novel überzeugt eher durch die Darstellung von Blut und abgetrennten Gliedmaßen als durch eine feinsinnige Erzählung. Diese Art von Erzählung hat durchaus seinen Reiz, nur hätte ich mir mehr Wendungspunkte und ein wenig mehr Spannung gewünscht, die eine solche Hetzjagd eigentlich innehaben sollte. Mit diesen Einschränkungen wird die Graphic Novel seine Leserschaft finden.

achtung explizite gewaltdarstellung

⚠️Achtung⚠️Dieses Buch enthält explizite Beschreibungen von Gewalt und ist somit nicht für minderjährige oder zart besaitete Leser geeignet.

cover zaroff

Titel: Zaroff
Szenario: Runberg, Sylvain
Illustration: François Miville-Deschênes
Genre: Horror
Seitenzahl: 88
Verlag: Splitter Verlag
Band: 1 von 1

3.5/5

Originaltitel: Zaroff
Übersetzer: Harald Sachse
Herkunft: Frankreich
Jahr: 2019 / 2020 (org./dt.)

Mehr Infos zum Buch finden sich auf den Seiten des Splitter Verlags. Dort gibt es auch die ersten Seiten als Leseprobe zu sehen.

Wer gerne die Vorlage lesen möchte, diese gibt es als Neuübersetzung beim Jazzybee Verlag. Mit 42 Seiten ist es eine überschaubare Kurzgeschichte.
Als Käufer muss man die Augen offenhalten, dass man nicht aus Versehen zu der schlechten Neuinterpretation von Ulf Kreth greift.

Die Verfilmung gibt es derzeit nicht bei Amazon Prime und muss käuflich erworben werden (oder kostenpflichtig ausgeliehen). Ob der Film lohnenswert ist, kann ich nicht sagen. Immerhin wird der Film mit 4,7 von 5 Sternen bewertet.

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