Was kann der Leser von einem Buch erwarten, das „Heiliger Schwefel“ heißt und auf dessen Cover eine Person in Bademantel sitzt, die ein wenig wie ein abgehalfterter bekannter Rockmusiker ausschaut und wo sich am oberen Rand die apokalyptischen Reiter einer Schar Engel gegenüber stehen? Genau! Ein tiefgründiges Buch, an dessen Ende der Leser über seine Existenz philosophieren mag.
Okay, einen der beiden Aspekte kann ich streichen. Welchen? Da kommt man selbst drauf, wenn die ersten Seiten gelesen sind. Denn schnell wird offenbar, dass das Buch nicht nur nach Ironie, Sarkasmus und Humor aussieht, sondern sich auch so liest. Cidney Cage lässt eine schräge Szene der anderen folgen und macht auch nicht vor blasphemischen Aussagen nicht halt. Dieses Buch bezieht sich (soweit ich das überblickt habe) nur auf christliche Figuren und Geschichten, wobei die Grenze zur Geschmacklosigkeit in meinen Augen nie überschritten wird. Vor diesem Aspekt ist es sehr hilfreich, wenn der Leser die grundlegenden Figuren des Romans kennt. Wer nicht weiß, wie z.B. Luzifer zu seiner Position gekommen ist und in welchem Verhältnis er zum Erzengel Gabriel steht, wird viele Anspielungen möglicherweise nicht verstehen.
Der Autorin gelingt eine gute Mischung aus Dialogen und Erzählungen, die sich in Summe sehr einfach liest. Es ist deswegen nicht gleich anspruchslose Literatur, sondern einfach nur leichte Kost zum Schmökern. Nein, tiefgründig ist das Buch nicht, aber sehr wohl ein wenig philosophisch. Was vor allem auf das Ende zutrifft. Dieses verrate ich natürlich nicht, aber schon die Einleitung ist sehr amüsant. Luzifer gibt nämlich bekannt, dass er ähnlich wie bei der Sintflut gedenkt, einmal unter den Schergen seiner Zunft aufzuräumen. Diese Ankündigung mischt den Haufen gehörig auf, der sich mehr oder minder frei unter uns ahnungslosen Menschen aufhält, ohne dass wir es mitbekommen. Und dies ist nur eine der schrägen Vorkommnisse, mit denen der Leser unterhalten wird.
Fazit
„Heiliger Schwefel“ ist kein Buch, bei dem ich mir das Lachen verkneifen musste oder in dem ein Schenkel-Klopfer-Humor auftaucht. Es ist vielmehr amüsant und humorvoll und wartet mit vielen Anspielungen und guten Ideen auf. Das Christentum (wohlgemerkt nicht die katholische oder evangelische oder sonstige Kirche) wird dezent auf den Arm genommen, wobei der Humor den Leser niemals unter der Gürtellinie trifft. Das ein oder andere mag anmaßend sein, ist aber niemals beleidigend. Und diesen Spagat muss man meines Erachtens erst einmal schaffen. Und in meinen Augen ist dies Cidney Cage hervorragend gelungen.
Titel: Heiliger Schwefel
Autor: Cage, Cidney
Genre: Humor
Seitenzahl: 377
Verlag: Selbstverlag
Herkunft: Deutschland
Jahr: 2022
Dieses Buch wurde mir freundlicherweise von der Autorin zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren finden sich im Bereich “Über diesen Blog”.
Aktuell gibt es das Buch eBook only. Die Printausgabe ist in Vorbereitung. Mehr Infos zum Buch finden sich auf der Website der Autorin.
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Schönen guten Morgen!
Die Autorin begegnet mir ja immer wieder auf twitter und ich liebe ihre Zitate und ihre Spitzfindigkeiten 😀 Deshalb hab ich jetzt auch schon länger Lust, ein Buch von ihr auszuprobieren.
Deine Vorstellung hat mich jetzt auf jeden Fall sehr neugierig gemacht, aber ich muss nochmal schauen, was es sonst noch so von ihr zu lesen gibt.
Auf jeden Fall vielen Dank für die Vorstellung!
Liebste Grüße, Aleshanee
Hi Aleshanee,
ich bin ja für gewöhnlich für solche Bücher nicht zu haben, aber ich hatte schon Nullpol von ihr gelesen und fand das auch schon unterhaltsam. Sie wird sich auf jeden Fall freuen, dass Du Interesse an ihrem Buch hast 🙂
Herzliche Grüße
Frank