Kiew Contract: Im Namen meines Vaters ★☆☆☆☆

Das Grundgerüst dieser Story klingt vielversprechend. Eine junge Reporterin ukrainischer Herkunft wird zu Recherchezwecken in ihr Heimatland zurückgeschickt und trifft auf einen Sumpf aus Korruption und dubiosen Machenschaften. Der Einband verspricht einen spannenden Politik- oder Spionagethriller, der vor allem aufgrund der politischen Lage in der Region eine aktuelle Brisanz haben könnte.

Haben könnte? Leider ja, denn Kiew Contract ist in diesem Jahr das erste Buch, das ich nicht beende. Und das kommt bei mir relativ selten vor, da ich versuche selbst mittelmäßige Bücher immer zu beenden. Aber dieses Werk ist leider nicht nur schlecht geschrieben, sondern versinkt auch in Unlogik und Unglaubwürdigkeit.

Wenig Stil

Ich habe ca. 55% des Buchs gelesen, wobei ich mich schon bis dahin durchkämpfen musste. Schuld daran ist zum einen der stark schwankende Schreibstil. Bei Erstlingswerken kommt das durchaus öfters vor. Hier fällt es negativ auf. Die Erzählungen wirken unausgereift, hölzern und zuweilen unrealistisch. Das gilt nicht nur für so manchen Dialog, sondern auch für Beschreibung.

Oftmals hatte ich als Leser den Eindruck, als wäre der Autorin beim Schreiben noch etwas eingefallen, was der Logik zu Genüge eingefügt werden sollte und dann in einem Nebensatz erwähnt wird.

Wenig Spannung

Zum anderen liegt es an der mangelnden Spannung. Diese wollte bisher überhaupt nicht aufkommen. Vielmehr “dümpelt” die Geschichte vor sich hin ohne, dass sonderlich viel passiert. Leider wird aber nicht nur die Handlung vernachlässigt, auch die Beschreibung der Umgebung bleibt blass. Gerade, wenn es um ein Land oder vielmehr um eine Stadt wie Kiew geht, die oft in den Medien auftaucht, von der der Leser möglicherweise wenig kennt, so erwarte ich deutlich mehr Beschreibung als dass Bortsch eine Rote-Beete-Suppe mit einem Klecks Sahne ist.

Die Idee, mit Rückblenden die aktuell erzählte Geschichte voranzutreiben, ist sicherlich nicht verkehrt (wenn auch nicht neu), trägt aber auch nur bedingt dazu bei, dass Spannung aufkommt. Immerhin waren diese Passagen zum Teil deutlich knackiger, konnten aber das Leseniveau dieses Buchs nichts sonderlich heben.

Wenig Charakter

Die Protagonistin hat einen ukrainischen Pass und lebt in Deutschland. Sowas soll es ja geben. Aber leider hat die Autorin das offenbar selbst vergessen, denn sie lässt die Protagonistin mehrfach im späteren Verlauf als Deutsche auftreten, so dass sie wie eine Deutsche und eben nicht als Ukrainerin behandelt wird.

Damit hört die Charakterbeschreibung allerdings auf. Die Hauptperson bleibt so blass, dass sie durch jede x-beliebige Person austauschbar ist. Weder ihre Motivation noch ihr Innenleben wird dem Leser dargelegt, was ihre unlogischen und unverständlichen Handlungen nur noch verstärkt.

Manchmal kam es mir so vor, als wüsste die Autorin nicht so recht, was sie für eine Person beschreiben möchte. Die, die einen Hass auf ihren Vater verspürt, der sie als Kind mit ihrer Mutter allein gelassen hat oder doch eher die neugierige Journalistin, die von inneren Zweifeln geplagt wird, weil sie die Vergangenheit bisher verdrängt hat.

Wenig Logik

Leider gibt es in dem Buch einige unlogische Stellen. In einem Politthriller wirken sich diese doppelt unglücklich aus und verderben das Lesevergnügen. So macht sich die Autorin zum Beispiel über unlogische Filme lustig, in denen die Darsteller vollkommen unüberlegt Handlungen vollführen, nur um einen kurzen Augenblick später die Protagonistin eine Waffe in die Hand nehmen zu lassen, als sie eine Leiche findet.

Unlogische und unglaubwürdige Beschreibung gibt es in diesem Buch leider zu Hauf, so dass ich mich oftmals gefragt habe, warum die Protagonisten nun so handeln, wie sie es gerade tun.

Fazit

Es ist das erste Buch in diesem Jahr, das ich nicht beendet habe. Damit dies passiert, muss schon einiges passieren. Und so wurde ich mit einem unausgegorenem Schreibstil, einer unglaubwürdigen Story, blassen und auswechselbaren Charakteren sowie klaffenden Logiklöchern konfrontiert, was mir jeglichen Lesespaß genommen hat. Ich kann beileibe für dieses Buch keine Empfehlung aussprechen, sondern rate vielmehr dazu, sich anderen Büchern zu widmen.

Titel: Kiew Contract: Im Namen meines Vaters
Autor: de Vries, Caroline
Genre: Thriller/Politthriller
Verlag: dp Digital Publishers
Bewertung: ✦✧✧✧✧

 

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