Erstaunlich, wie verfälscht so manches Original durch die zahlreichen Adaptionen in anderen Medien wird. So wie beim seltsamen Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Ich denke, dass der Grundtenor jedem bekannt sein dürfte. Es handelt sich um einen Arzt, der unter einer dissoziativen Identitätsstörung litt. Dabei nimmt Dr. Jekyll den guten und Mr. Hyde den bösen Part seiner Persönlichkeit ein.
So weit, so bekannt. In der Novelle von Robert Louis Stevenson wird die Geschichte etwas anders aufgezogen. Zuerst steht der Rechtsanwalt John Utterson im Mittelpunkt, der zugleich ein guter Freund von Dr. Jekyll ist. Ihm stößt schon seit längerem ein merkwürdiges Testament auf, das Jekyll bei deponiert hat und Mr. Hyde im Falle seines Ablebens oder Verschwindens in Gänze begünstigt
Im Laufe der Erzählung passieren einige merkwürdige Dinge, wobei immer öfters Mr. Hyde dabei beobachtet wurde, die er irgendwelche Missetaten vollbracht hat. Erst am Ende der Novelle wird dem Leser die komplette Geschichte offenbart. In den Verfilmungen fehlen viele Aspekte des Romans, wie z.B. das Vorhandensein des Testaments. Auch werden die Figuren meist anders dargestellt und während in der Novelle weibliche Protagonisten gänzlich fehlen, nehmen sie in mancher Verfilmung eine zentrale Rolle ein.
Ich finde, dass der Aufbau des Originals sehr gelungen ist, weshalb ich mich wundere, dass (zumindest soweit mir bekannt) dieser so selten übernommen wurde. Man kann natürlich in die beiden Rollen des Guten und des Bösen Gott weiß was hineininterpretieren, was auch umfassend geschehen ist. Ich enthalte mich an dieser Stelle ausufernden Interpretationen und denke, dass jeder sich selbst sein Bild machen kann, was es wohl bedeuten könnte, wenn man eine Person schaffen könnte, die alles Negative im Leben auf sich nehmen kann.
Ich war ehrlich gesagt auch erstaunt, dass es sich bei dem Buch um eine Novelle und nicht um einen Roman handelt. So ist dieses Hörbuch mit gut drei Stunden dann auch schnell gehört, wobei David Nathan die Rolle des Sprechers übernommen hat. Mir ist dieser schon bei vielen Hörbüchern über den Weg gelaufen und ich finde seine Stimme sehr angenehm zum Hören eines Hörbuchs.
Fazit
Ich war angenehm überrascht, wie das Original von Dr. Jekyll und Mr. Hyde aufgebaut ist und wie hier der Spannungsbogen erzeugt wurde. Ebenso überrascht war ich vom Umfang der Novelle, so dass diese schnell gelesen oder wie in meinem Fall gehört ist. Ein gutes Hörbuch, das für eine interessante Kurzweil sorgt bei einer Geschichte, die jeder zu kennen glaubt.
Titel: Dr. Jekyll und Mr. Hyde
Info: Ich weiß nicht, warum der Titel für diese Ausgabe gekürzt wurde. Korrekt heißt der Titel des Buch: “Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde”
Autor: Stevenson, Robert Louis
Sprecher: Nathan, David
Genre: Hörbuch / Klassiker / Fantasy
Hörzeit: 3 Stunden und 13 Minuten
Verlag: Audible Studios
Print: diverse
Originaltitel: Strange Case of Dr Jekyll and Mr Hyde
Übersetzer: unbekannt
Herkunft: England
Jahr: 1886 / 1889 (org./dt.)
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Hi Frank!
Diese Art von klassischen Geschichten sind öfters Novellen ist mir aufgefallen – wenn du weißt was ich meine. Ich hab das Original leider noch nicht gelesen, hab es aber schon seit längerem vor und freu mich, dass du es mir hier in Erinnerung rufst 🙂
Dass in den Verfilmungen die Frauen eine größere Rollen spielen als im Buch ist bei diesen älteren Werken öfter der Fall, bestes Beispiel auch Herr der Ringe 😀 Damals war man wohl eher auf die Männer fixiert *g*
Jedenfalls bin ich schon gespannt wann ich es lesen werde und wie der Eindruck auf mich wirkt!
Liebste Grüße und ein schönes Wochenende!
Aleshanee
Hi Aleshanee,
ja, das stimmt. Besonders lang sind die meist nicht. Ist aber vielleicht auch Zufall, weil ich mir die Novellen herausgepickt habe. Die 20.000 Meilen unterm Meer sind z.B. keine Novelle und das Buch wollt ich mir auch noch mal irgendwann vornehmen.
Naja, so alt ist HdR ja gar nicht, aber ja, da wurde es arg übertrieben und die Liebesgeschichte kam ja bei den Fans weniger gut an. Bis heute 🙂
Herzliche Grüße und Dir auch ein schönes und hoffentlich nicht ganz so arbeitsintensives Wochenende
Frank
Naja, für die einen sind ja Bücher vor dem Jahr 2000 schon alt *lach*
Und HdR wurde ja in den 50er/60er Jahren geschrieben, ich finde schon, dass in den Büchern aus dieser Zeit vor allem Männer in der Hauptrolle sind und Frauen eher schmückendes Beiwerk. Stört mich jetzt auch nicht, war halt so und ich lese ja auch sehr selten Bücher, die in dieser Zeit geschrieben wurden. Da fällt mir grade sogar gar keins ein.
Aber ein paar waren es schon und da sind einfach die Frauen eher “Randfiguren”
Sobald es aber filmisch umgesetzt wird, tauchen plötzlich Frauen und Liebhaberinnen auf – taffe Frauen – natürlich *lach* Muss ja in die heutige Zeit passen ^^