Da sind sie wieder, die King typischen Missverständnisse. Nummer eins ist der Klassiker: Dies ist kein Horror-Buch. Nummer zwei irgendwie auch, denn dieses Buch ist auch kein Thriller. Ich weiß ja, dass heutzutage alles nach Thriller ausschauen muss, aber dieser Roman ist ein Kriminalroman. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass das Zitat aus dem Nachwort des Buchs mehrfach zu lesen sein wird. Tabitha, die Ehefrau von Stephen King, hat wohl zum ihm gesagt »Das kannst du besser.«
Ich persönlich finde, dass Stephen King viel zu viel in diesen Roman hereingepackt hat. Er erzählt zwei Geschichten, die anfangs kaum etwas miteinander zu tun haben. Zum einen ein Handlungsstrang, in dem ein Serienmörder sein Unwesen treibt und zum anderen die Tour einer Feministin, die sich ihre Rechte an ihrem Körper erkämpfen möchte und dafür durch die USA tourt und mehrfach ins Ziel von Abtreibungsgegnern gerät. Und innerhalb dieser Handlungsstränge baut er noch diverse Nebenhandlungen auf, die den Roman unnötig aufblähen.
Ein zweites großes Manko an diesem Roman: Er ist zu vorhersehbar. Warum? Weil es ein weiterer Holly-Roman ist, in dem die Privatdetektivin zuerst die örtliche Polizei unterstützt und später als Leibwächterin in Erscheinung tritt. Holly? Ja, genau die Holly, an der Stephen King offensichtlich einen Besen gefressen hat. Es ist die Holly, die auch schon in der Bill-Hodges-Trilogie eine entscheidende Rolle gespielt hat. Und genau die Ereignisse aus dieser Trilogie kommen mir beim Lesen von „Kein Zurück“ ungewöhnlich bekannt vor.
Ja, Stephen King schafft es mal wieder, sich in den Kopf eines Serienkillers hineinzuversetzen und dies auch dem Leser mitzugeben. Das sind Momente, wo der Schriftsteller in Erscheinung tritt, den ich mag. Aber auch die anderen Figuren sind gut dargestellt und ausgeklügelt. Jeder hat so seine Macken, wie im wahren Leben.
Fazit
Hätte Stephen King sich für einen Handlungsstrang samt Nebenhandlungen entschieden, dann wäre der Roman nicht nur kürzer, sondern auch prägnanter geworden. So hat er aber in meinen Augen zu viel in diesen Kriminalroman reingepackt, so dass er ein wenig überfrachtet wirkt. Immer wieder taucht aber auch die Seite in dem Roman auf, die ich zu schätzen weiß, so dass ich sagen kann, dass dieser Roman allen King- und Holly-Freunden möglicherweise gefallen wird, wenn man über die ein oder andere Schwäche hinwegsieht.
Goodreads hat aus den Büchern, in denen Holly vorkommt, eine Holly-Gibney-Serie gemacht. Sowas kannte ich bisher nur von den deutschen Verlagen (beobachte aber den amerikanischen Buchmarkt nicht, sondern habe das zufällig auf Goodreads entdeckt). Ich finde das etwas unpassend, die Bill-Hodges-Trilogie, den Outsider sowie die Kurzgeschichte »Blutige Nachrichten« aus der gleichnamigen Anthologie mit diesem Buch als »Holly-Gibney-Series« zu bezeichnen.
Die Bill-Hodges-Trilogie ist eine sehr empfehlenswerte Thriller-Reihe und auch “Der Outsider” konnte mich überzeugen. Die Anthologie “Blutige Nachrichten” war hingegen etwas durchwachsen und auch das Holly gewidmete Buch hatte so seine Schwächen.
Die Cover sind mit den jeweiligen Reviews verlinkt.
![[Krimi] Kein Zurück 7 cover](https://buechernarr.org/wp-content/uploads/2025/06/kein_zurueck.jpg)
Titel: Kein Zurück
Autor: King, Stephen
Genre: Kriminalroman
Seitenzahl: 640
Verlag: Heyne Verlag
Originaltitel: Never Flinch
Übersetzer: Bernhard Kleinschmidt
Herkunft: USA
Jahr: 2024 / 2025 (org./dt.)
Die auf diesem Blog veröffentlichten Buchbesprechungen zu Büchern von Stephen King sind mittlerweile auf einer eigenen Seite zu finden.
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