[Kunst] Mittelerde: Auf den Spuren eines Mythos

Alle Bilder, die ich in die­sem Review ver­wen­det habe, stam­men von der Website des Künstlers: donatoarts.com/middle-earth. Der Abdruck der Bilder geschieht mit der freund­li­chen Genehmigung von Donato Giancola. Alle hier gezeig­ten Bilder fin­den sich auch in der deutsch­spra­chi­gen Ausgabe wie­der. Unterschiede zu den bei­den Ausgaben, fin­den sich ganz am Ende des Reviews.

Immer, wenn ich nach mei­nem Lieblingsbuch gefragt wer­de, nen­ne ich „Der Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien. Das Buch habe ich nicht nur mehr­fach gele­sen, son­dern auch als Hörbuch und Hörspiel (in meh­re­ren Versionen) genos­sen und ich fin­de bis heu­te, dass Jacksons Verfilmung ein­fach nur unglaub­lich gut gelun­gen ist. Das gilt auch für die Zeichnungen und Bilder von Donato Giancola, die in dem Buch „Mittelerde: Auf den Spuren eines Mythos“ zu sehen sind.

Es ist ein Kunstbuch, in dem nicht ganz 200 Werke zu sehen sind. Die Werke des Künstlers ori­en­tie­ren sich dabei nicht an dem Film, son­dern ent­stam­men alle­samt aus sei­ner eige­nen Fantasie. Er hat Tolkiens Text nach eige­nem Ermessen inter­pre­tiert. So man­cher ver­gleicht die Werke Giancols mit den gro­ßen Künstlern der vori­gen Jahrhunderte. Und tat­säch­lich erin­ner­te mich so man­ches gezeig­te Werk an Bilder des Michelangelo Merisi da Caravaggio, die sich zum Teil in den vati­ka­ni­schen Museen befin­den. Gemeint sind z.B. Werke wie „Der Hobbit: Die Vertreibung“ (gezeigt auf der Doppelseite 12/13, hier zu sehen wei­ter unten als letz­tes Bild) oder „Faramir in Osgiliath“ (lei­der nur als Ausschnitt gezeigt auf den Seiten 104/105, hier auf dem Blog zu sehen als Ganzes).

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THE LORD OF THE RINGS cover art for the Science Fiction Book Club edi­ti­on of the novels by J.R.R. Tolkien 55″ x 33″ Oil on Panel 1999 © Donato Giancola

Auch wenn der Leser kein Kunstkritiker ist, so lohnt sich der genaue Blick auf die­ses Bild. Frodo wird hier erschöpft in den Armen von Aragorn gezeigt, was schon fast den Charakter eine Pietà hat. Gleichzeitig greift von unten eine brau­ne Hand ziel­stre­big nach dem Ring. Nur wes­sen Hand ist es?

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Faramir at Osgiliath 37″ x 55″ Oil on Panel 2003 © Donato Giancola

Vor allem sol­che Bilder sind es, die an gro­ße bekann­te Künstler erin­nern. Dieses Bild ist lei­der nur als Ausschnitt in der deut­schen Version vor­han­den. Mehr zu den Unterschieden zwi­schen den Editionen wei­ter unten.

Habe ich gera­de „Der Hobbit“ geschrie­ben? Richtig, denn die Bilder in die­sem Zeigen nicht nur Szenen und Figuren aus „Der Herr der Ringe“, son­dern auch aus „Der Hobbit“ und den ande­ren Erzählungen Tolkiens wie z.B. „Die Kindern Húrins“. Zusätzlich fin­det sich immer ein klei­ner Kommentar bzw. eine Interpretation zu den Bildern, die tie­fe­re Einblicke in die Bücher zulas­sen und zei­gen, was die Bücher Tolkiens aus­ma­chen und wes­halb sie bis heu­te die Leserschaft begeis­tern.

Dieses Buch habe ich gleich zu Beginn mehr­fach gele­sen und mir ein­zel­ne Zeichnungen im Detail ange­schaut. Es ist über­wäl­ti­gend, wie der Künstler die Welt von Mittelerde zeigt und wel­che emo­tio­na­le Kraft er in sei­ne Werke legt. Hier kann einem zurecht der Kinnladen auf­klap­pen. Wer hier nicht ins Staunen kommt, dem ist nicht zu hel­fen.

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Bagend: Shadows of the Past 24″ x 36″ Oil on Panel 2013 © Donato Giancola

In dem Kunstbuch fin­den sich sehr vie­le Charakterstudien. Diese hier ist beson­ders beein­dru­ckend. Die Szenerie soll­te jedem Kenner des Buchs bekannt vor­kom­men. Und wer hat auf den Schopf am Fenster geach­tet?

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Eowyn and The Lord of the Nazgul 34″ X 39″ Oil on Panel 2010 © Donato Giancola

Fazit

Dass ich von die­sem Buch beein­druckt bin, liegt nicht dar­an, dass ich die Bücher von J.R.R. Tolkien mag. Auch ohne die Kenntnis der Bücher wird der Leser von den Bildern beein­druckt sein. Selbstverständlich gibt die Kenntnis der jewei­li­gen Geschichten wei­te­re Aha-Effekte, vor allem weil mal nicht Jacksons Filme als Vorlage die­nen. Ich kann mir nicht vor­stel­len, dass es Leser geben wird, die nicht begeis­tert sein wer­den, wenn sie die­ses Buch in den Händen hal­ten. Aus die­sem Grund kann ich nicht anders als eine unein­ge­schränk­te Empfehlung für die­ses Buch aus­zu­spre­chen.

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The Hobbit: Expulsion 37″ x 67″ Oil on Panel 2001 crossing the Misty Mountains, hum­bled by the forces of natu­re cover art for The Hobbit gra­phic novel illus­tra­ted by David Wenzel and published by Ballantine Books coll­ec­tion of the artist © Donato Giancola

Dieses eben­falls beein­dru­cken­de Bild zeigt eine Szene aus dem “Hobbit”. Es lohnt unge­mein, sich die Gesichter der unter­schied­li­chen Figuren ein­mal näher zu betrach­ten. Welche Sorgen und Ängste lie­gen in ihnen und wo fin­det sich Hoffnung und Zielstrebigkeit. Wer weni­ger mit der Geschichte bewan­dert ist: Der Hobbit ist natür­lich nicht Frodo, son­dern Bilbo, der sich mit den Zwergen und Gandalf ins Abenteuer stürzt.

Auch wenn die­ses Kunstbuch (Artbook) vom Splitter-Verlag ver­öf­fent­licht wird, so habe ich es nicht als Graphic Novel oder Comic ein­ge­stuft, son­dern eben als Kunstbuch. Und nichts ande­res ist die­ses Buch, was hof­fent­lich am Ende mei­nes Reviews klar­ge­wor­den ist.

Ich war sehr erstaunt, dass das eng­li­sche Original 200 Seiten umfasst, wäh­rend die deut­sche Ausgabe ledig­lich 144 Seiten umfasst. Es ist ja meist anders­her­um, dass näm­lich die deut­schen Übersetzungen aus­ufern­der im Vergleich zu den Originalausgaben sind. Nur sind hier haupt­säch­lich Zeichnungen und Bilder zu sehen. Und tat­säch­lich feh­len eini­ge Seiten in der deut­schen Ausgabe. Im Gegensatz zu Romanen ist es aller­dings nicht so unüb­lich, dass die euro­päi­schen Versionen etwas abge­speckt wer­den.

Auch wird im eng­li­schen Original das Buch zusätz­lich als eComic ange­bo­ten. Die deut­sche Übersetzung nicht. Dabei sehen die Bilder auf einem hoch­auf­lö­sen­den Monitor oder Tablet mit Sicherheit bom­bas­tisch aus. Das bringt mich natür­lich gleich­zei­tig auf den Gedanken, dass man sol­che Bilder viel­leicht als Kunstdruck kau­fen kann. Leider ist dem nicht so und ich habe kei­nen Shop ent­deckt, der die Bilder von Donato Giancola anbie­tet. Klar, er hat einen eige­nen Shop, wo er sei­ne Werke anbie­tet. Dort aber nur im Original und nicht als Kunstdruck und natür­lich nicht die Werke, die in die­sem Kunstbuch zu fin­den sind. Sehr Schade!

buchcover

Titel: Mittelerde: Auf den Spuren eines Mythos
Autor&Illustrator: Giancola, Donato
Genre: Kunst
Lesealter: ab ca. 12 Jahre
Seitenzahl: 144
Verlag: Splitter Verlag

5/5

Originaltitel: Middle-Earth: Journeys in Myth and Legend
Übersetzer: Anne Bergen
Herkunft: USA
Jahr: 2019 / 2022 (orig./dt.)

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