[Märchen] Die Unheimlichen: Der Schatten

Aike Arndt nimmt sich für sei­ne Märchenadaption ein sehr düs­te­res Werk von Hans Christian Andersen vor. „Der Schatten“ ist eines von Andersens dunk­len Kunstmärchen, das von der Angst vor dem Verlust der eige­nen Identität und von einer exis­ten­ti­el­len Angst erzählt. Dafür ver­wen­det Andersen den Schatten eines Gelehrten, der in die­ser Adaption zu einem erfolg­rei­chen Schriftsteller wird. „Das gute und das schö­ne Leben“ sind die Hauptthemen des Schriftstellers, der nach einer erfolg­rei­chen Tour zur Erholung in den Süden fährt.

Hier wen­det Arndt einen sehr pas­sen­den Kunstgriff an. Während die Einleitung sei­ner Graphic Novel noch mit klas­si­schen Dialogen aus­kommt, so wird das Folgende (bei­na­he) ohne Worte erzählt. Ich mag es, wenn Zeichner eine Geschichte so zeich­nen kann, so dass die­se ohne Worte aus­kommt. Unser Autor erkennt eines abends wie sehr sein Schatten ihm alles nach­macht und schickt ihn in eine benach­bar­te Wohnung, aus der son­der­ba­re Töne zu hören sind. Verblüfft muss der Autor am nächs­ten Morgen fest­stel­len, dass er tat­säch­lich sei­nen Schatten ver­lo­ren hat.

Weiterhin ohne Worte und in einem teils mini­ma­lis­ti­schen Schwarz-Weiß-Stil wird der anschlie­ßen­de Verfall des Autor deut­lich, der schluss­end­lich auf der Straße lan­det. Erst jetzt kom­men die Worte wie­der, die die Geschichte nun auch benö­tigt, denn wie in der Vorlage von Andersen wird fest­ge­hal­ten, dass nie­mand etwas über das gute und schö­ne Leben lesen möch­te, son­dern über das wah­re Leben, das aus Niedertracht, Schmutz und Gemeinheit besteht.

Zum Ende weicht Aike Arndt von der Vorlage ab und der Autor ver­stirbt nicht, son­dern er … nun, lest selbst. Es ist auf jeden Fall ein Ende, dass eben­so zur Geschichte passt wie das vom Original.

Fazit

Aike Arndt schafft eine sehr stim­mi­ge Interpretation des Märchens von Hans Christian Anderson und wan­delt die­se nur kurz ab. Die Quintessenz der Geschichte bleibt bestehen und ist mei­ner Meinung nach gut gewählt. Die opti­sche S/W‑Umsetzung passt sehr gut zur Thematik. Ebenso wie der mini­ma­lis­ti­sche Zeichenstil. Ein Buch für alle Freunde düs­te­rer Märchen und deren Graphic Novel Adaptionen.

(Kunstmärchen las­sen sich im Gegensatz zu Volksmärchen einem bestimm­ten Autor zuord­nen.)

buchcover

Titel: Die Unheimlichen: Der Schatten
Autor&Illustrator: Arndt, Aike
(nach dem Märchen “Der Schatten” von Hans Christian  Andersen)
Genre: Graphic Novel
Seitenzahl: 64
Verlag: Carlsen Verlag
Band: 1 von 1

5/5

Herkunft: Deutschland
Jahr: 2021

graphic novels comics

In mei­ner per­sön­li­chen Übersicht der emp­feh­lens­wer­ten Comics und Graphic Novels fin­den sich vie­le lesens­wer­te und zum Teil sehr beein­dru­cken­de Werke, die alle auf ihre Art und Weise einen Blick wert sind.

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