[Magazin] Unser ältestes Buch

bibel 01Als Buchblogger wird man immer wie­der mal gefragt: “Was ist eigent­lich das ältes­te Buch in Deinem Haushalt?”. Klar, Buchblogger sind irgend­wo buch­ver­rückt und man ver­mu­tet eben, dass viel­leicht irgend­wo ein Schätzchen schlum­mert. Nachdem ich bis­her immer dach­te, dass eine älte­re Ausgabe von Mobi Dick oder Dschingis Khan mei­ner Eltern zu den ältes­ten Büchern zählt, habe ich nun ein Buch ret­ten kön­nen, das in unse­rer Familie schon seit dem Jahre 1896 ver­weilt und nun kurz davor stand, ent­sorgt zu wer­den. Selbstverständlich fin­det ein sol­ches Exemplar in unse­rem Haushalt eine neue Heimat.

Es han­delt sich bei die­sem Buch um das neue Testament. Nun, so pro­fan nennt man “den zwei­ten Teil” der Bibel aber nur heut­zu­ta­ge. Damals bekam das Buch den Titel “Die Heilige Schrift des Neuen Testaments aus der Vulgata über­setzt von Dr. Joseph Franz von Allioli.” Letzter genießt immer­hin einen so gro­ßen Bekanntheitsgrad, dass Wikipedia einen Artikel über ihn zulässt.

Die ers­te Seite des Buchs ver­rät mehr über des­sen Inhalt:

bibel 03

Wer den Text nicht lesen kann, hier die Übersetzung:

Illustrierte Volksausgabe
Mit far­bi­gem Titelbild, 20 Vollbildern und 133 ande­ren Abbildungen und Karten sowie einer Familien-Chronik.
Von Seiner Heiligkeit dem Papste Leo XIII. durch eine gol­de­ne Medaille aus­ge­zeich­net.
Mit Gutheißung und Approbation des Hochwürdigen Herrn Fürstbischofs zu Breslau

Ja, frü­her wur­de etwas hoch­tra­ben­der gespro­chen und ent­spre­chend die Texte for­mu­liert.

Wer glaubt, solch ein Buch wäre viel Wert, der hat sich getäuscht. Ähnliche Bücher wie eine sol­che Bibel, wer­den zwi­schen 35 und 50 Euro gehan­delt. Der Grund ist nahe­lie­gend. Dadurch, dass solch ein Buch in irgend­ei­nem Keller oder Regal ver­staubt, ist es stän­di­gen Klimaschwankungen unter­le­gen, wie sie in einer Wohnung in Deutschland nun mal üblich ist. Dadurch wer­den die Seiten fle­ckig, der Einband reißt durch öfte­ren Gebrauch und so ein Buch sieht ein­fach benutzt aus.

Für Bücherantiquariate ein unver­zeih­li­cher Umstand, der den Wert mas­siv beein­träch­tigt. Und man soll­te gar nicht glau­ben, wie häu­fig sol­che Bücher noch zu haben sind.

Dennoch ist es ein unbe­schreib­li­ches Gefühl, ein Buch in den Händen zu hal­ten, das über 120 Jahre alt ist. Vermutlich auch des­halb, weil ich für gewöhn­lich nicht mit (so alten) Büchern zu tun habe. Buchantiquare wer­den das ver­mut­lich anders sehen.

Man merkt dem Buch eben­falls an, dass zu Zeiten sei­ner Drucklegung, ein Buch noch kei­ne der­ar­ti­ge Massenware wie heu­te war und es mit viel Liebe zum Detail gestal­tet wur­de. Bei aktu­el­len Neuauflagen fin­det man sowas nur noch sel­ten. Natürlich war eine sol­che Bibel auch damals schon etwas beson­de­res – aller­dings traf das auf deut­lich mehr Bücher zu.

Es hat mich indes viel­mehr erstaunt, dass die­ses Buch so wenig Beachtung fand, dass es bei­na­he ent­sorgt wur­de. Es geht irgend­wie damit ein­her, dass Bücher weni­ger geschätzt wer­den, je mehr sie zur Massenware für jeder­mann gewor­den sind. Auf der einen Seite etwas, was ich sehr befür­wor­te (das geschrie­be­ne Wort muss für jeden zugäng­lich sein), auf der ande­ren fin­de ich sehr scha­de, dass es sol­che Schmuckausgaben nur noch sel­ten gibt und die­se ver­gleichs­wei­se wenig gekauft wer­den.

 

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