[Meinung] Das Leid mit den sozialen Medien

socail mediaIch per­sön­lich gehö­re zu der Generation, die den Wachstum des Internets mit­er­lebt haben. Eine Generation, die ohne das Netz auf­ge­wach­sen ist und nach und nach mit­be­kom­men hat, wie Dienste gekom­men und gegan­gen sind. Dabei haben wir live und in Farbe mit­er­lebt, wie sehr sich das Internet in einem stän­di­gen Wandel befin­det.

 

Der Wandel

Ein Wandel, der sich nicht immer posi­tiv auf eine Gesellschaft aus­wirkt. So neh­men die kri­ti­schen Rufe gegen­über den sozia­len Medien immer wei­ter zu. Und das nicht erst seit den jüngs­ten Ereignissen. Schon seit gerau­mer Zeit ste­hen die gro­ßen Datenkraken in der Kritik, die mit nichts ande­rem Geld machen, als mit den Profilen ihrer User.

zehn gründeinternet wegAuf die­sem Buchblog fin­den sich mitt­ler­wei­le zwei Bücher, die sich inten­si­ver mit dem Thema aus­ein­an­der­set­zen. Buch Nummer eins ist “Das Internet muss weg” von Schlecky Silberstein, Buch Nummer 2  “Zehn Gründe, war­um du dei­ne Social Media Accounts sofort löschen musst” von Jaron Lanier. Dabei muss beach­tet wer­den, dass ich nicht (nur) die inhalt­li­che Aussage bewer­te, son­dern mich mit der Aufarbeitung des Themas und dem Schreibstil aus­ein­an­der­ge­setzt habe.

Dabei geht Liane deut­lich sach­li­cher mit dem Thema um und beleuch­tet auch die mensch­li­che Psyche, die von den sozia­len Medien beein­flusst wird. Dabei ist sein Schreibstil deut­lich unter­halt­sa­mer und das Buch lässt sich in Gänze deut­lich bes­ser lesen.

 

Die Algorithmen

coding 1841550 1280Das eigent­li­che Problem beim Umgang mit den sozia­len Medien besteht in den Algorithmen, von denen nie­mand weiß, wie sie im Detail funk­tio­nie­ren. Allerdings ken­nen wir als Datenlieferanten die Ergebnisse und wis­sen, was die sozia­len Medien bewir­ken.

Ich per­sön­lich sehe den Umgang mit den sozia­len Medien etwas gelas­se­ner. Vermutlich, weil ich so mas­siv von den sozia­len Medien abhän­gig bin, wie ande­re Zeitgenossen, die eine regel­rech­te Sucht ent­wi­ckelt haben.

 

Fehler im System

Wird ein Browser von meh­re­ren Usern genutzt, so kom­men die Algorithmen nicht mehr mit. Diese sind so geschrie­ben, dass sie davon aus­ge­hen, dass nur ein Nutzer den Browser nutzt. In Zeiten, in denen sich die sozia­len Medien tief in die Betriebssysteme der Smartphones ein­ge­nis­tet haben, sicher­lich nicht son­der­lich ver­kehrt. Weshalb auf unse­ren Smartphones die ent­spre­chen­den Apps nicht instal­liert sind.

Die sozia­len Medien funk­tio­nie­ren auch mit den jewei­li­gen Browsern, die auf den Smartphones anzu­fin­den sind, auch wenn dann stän­dig Meldungen erschei­nen, dass man doch bit­te die App instal­lie­ren möge.

Immerhin hat zumin­dest Apple ange­kün­digt, den sozia­len Medien wie­der eini­ges an Rechten zu ent­zie­hen und wird das aller Voraussicht nach mit der nächs­ten iOS-Version auch umset­zen.

Noch ver­wir­ren­der wird es im übri­gen, wenn neben der Familie, noch wei­te­re User über einen Router ins Netz gehen. Vor allem, wenn unter­schied­li­che Endgeräte ver­wen­det wer­den. Wer sei­nen Router zum Beispiel mit einer WG teilt, der wird plötz­lich dafür ver­ant­wort­lich sein, dass rela­tiv vie­le User und Endgeräte mit ledig­lich einer IP-Adresse im Netz anzu­tref­fen sind. Damit kom­men die Algorithmen nur schwer klar.

 

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Finden und finden lassen

Ich füt­te­re die sozia­len Medien mit den Buchrezensionen, die auf die­sem Blog erschei­nen. Ich über­ge­be ihnen aber nicht mein Privatleben. Damit gibt es recht wenig, was es zu ana­ly­sie­ren gibt. Dadurch, dass ich mich mit der Funktionsweise der sozia­len Medien und Suchmaschinen aus­ein­an­der­ge­setzt habe (und es auch wei­ter­hin tun wer­de), kann ich mich bestimm­ten Funktionsweisen ent­zie­hen.

So kann ich z.B. sehr wohl steu­ern, mit wel­chen Suchbegriffen ich über Google gefun­den wer­de. Und teil­wei­se auch gefun­den wer­den möch­te. Ein Aha-Erlebnis hat­te ich dies­be­züg­lich vor eini­gen Jahren, als ich der Einfachheit hal­ber immer den glei­chen Usernamen bei den unter­schied­lichs­ten Diensten ver­wen­det habe. Der war der­art unge­wöhn­lich, dass er noch heu­te zu fin­den ist – mit Beiträgen aus dem Jahre 2004.

Das war übri­gens so in etwa der Zeitraum, in dem ich ange­fan­gen habe, mich über die Funktionsweisen der jewei­li­gen Dienste zu infor­mie­ren.

Wer meint, es macht kaum einen Unterschied, ob und wel­che Daten er den sozia­len Medien über­lässt, der obliegt voll­kom­men im Irrtum. Es ist näm­lich genau das Gegenteil der Fall. Je mehr Daten man als User dem Netz über­gibt, je mehr sich die­se mit­ein­an­der in Verbindung brin­gen las­sen, umso mehr ist man beein­fluss­bar. Und zwar irgend­wann in einer Art und Weise, der man sich nicht mehr ent­zie­hen kann.

 

Verwirrungen

Ebenso ver­wir­rend wie unter­schied­li­che Benutzer, die einen Rechner nut­zen, ist das Verwenden unter­schied­li­cher Browser. Die sozia­len Medien kön­nen nicht ihre jewei­li­ge Welt ver­las­sen. Sie blei­ben inner­halb der Browser gefan­gen (das gilt aller­dings nicht für Smartphones). Wer zwi­schen ver­schie­de­nen Browsern wech­selt, hebelt die Algorithmen aus.

Auf der einen Seite ist es zwar recht bequem, wenn Browser ihre Daten über ver­schie­de­ne Endgeräte syn­chro­ni­sie­ren, aller­dings nimmt man sich selbst einen Freiheitsgrad als unab­hän­gi­ger User.

Ich nut­ze auf den meis­ten Endgeräten min­des­tens drei Browser. Oftmals sind es sogar mehr. Neben Internetexplorer, Safari, Chrome, und Firefox ste­hen auch die weni­ger bekann­ten Browser Opera und Vivaldi dem User zur Verfügung. Oftmals in Versionen für unter­schied­li­che Betriebssysteme.

 

Informationen

Nein, dies wird kein “Früher war alles bes­ser” (das ist näm­lich nicht so), aller­dings fin­de ich die sozia­len Medien voll­kom­men unüber­sicht­lich, um sich auf Stand zu hal­ten. Es heißt zwar “Newsfeed”, aber ich habe gar kei­nen Einfluss dar­auf, was mir dort ange­zeigt wird.

Vor gar nicht mal so lan­ger Zeit konn­te man sich z.B. in Facebook Listen anle­gen, in denen die Beiträge vom User aus­ge­wähl­ter Seiten ange­zeigt wur­den. Diese Interessenlisten zeig­ten tat­säch­lich alle Beiträge der Seiten, die ich als User für die Liste aus­ge­wählt hat­te. Bis vor kur­zem funk­tio­nier­ten die­se Listen auch noch, wenn die­se vor einem bestimm­ten Stichtag ange­legt wur­den. Mittlerweile sind die Listen voll­stän­dig deak­ti­viert wor­den.

Klar, der Nachteil für Facebook war, dass zum einen kei­ne Werbeeinträge vor­han­den waren und dass die Beiträge unge­fil­tert ange­zeigt wur­den. Facebook möch­te aber bestim­men, was sei­ne User lesen und was nicht. Aber genau aus die­sem Grund sind die Feeds, die Facebook erzeugt, nicht mehr geeig­net, um sich auf Stand zu hal­ten.

Das wird vor allem dann unsin­nig, wenn Beiträge auf­ein­an­der auf­bau­en, wie z.B. Blogtouren von Buchbloggern oder Buchvorstellungen.

 

Löschen oder nicht?

Ich ken­ne so vie­le Menschen, die zwar noch ihre Social-Media-Accounts haben, die­se aber kaum noch nut­zen. Wer weiß, wie vie­le akti­ve User Facebook in Wirklichkeit noch hat und wie vie­le Accounts ein­fach nur brach lie­gen und nicht mehr genutzt wer­den.

Ich per­sön­lich nut­ze die sozia­len Medien nahe­zu aus­schließ­lich dafür, um mei­ne Blogbeiträge dort zu prä­sen­tie­ren und in spe­zi­el­len Facebook-Gruppen unter­wegs zu sein. Damit bie­te ich den Autoren und Verlagen die Möglichkeit, mei­ne Meinung etwas brei­ter zu streu­en, was oft­mals auch genutzt wird.

Die Reichweite des Blogs wird über die sozia­len Medien nicht erhöht.

Auch wer kei­nen Blog führt, muss nicht zwin­gend sei­ne Accounts löschen, aller­dings deut­lich mehr auf sei­ne Daten auf­pas­sen. Je weni­ger Informationen die sozia­len Medien sam­meln kön­nen, umso undif­fe­ren­zier­ter sind die erstell­ten Profile.

Auch hilft es sehr, nicht jeden Link und nicht jedes Like anzu­kli­cken. Zur Not hilft es, die URL eines Links direkt in die Adresszeile eines Browsers ein­zu­ge­ben anstel­le ihn anzu­kli­cken.

Vollständig ver­schlie­ßen kann man sich den Datenkraken natür­lich nicht. Auch ich wer­de wei­ter­hin die Google-Suchmaschine nut­zen, wei­ter­hin Google-Werbung auf mei­nem Blog ein­bin­den und somit Teil der sozia­len Medien sein. Allerdings in dem Maße, in dem ich es zulas­se. Informationen hole ich mir aller­dings direkt auf den Homepages der Verlage oder ein­schlä­gi­ger Nachrichtenseiten.

Ich per­sön­lich gehö­re zu den Vertretern, die einen gemä­ßig­ten Umgang mit den sozia­len Medien pro­pa­gie­ren und dazu raten, sich nöti­gen­falls von ihnen zu tren­nen, falls dies nicht mög­lich sein soll­te.

 


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