[Meinung] Das liebe Geld oder wieviel Buch bekomme ich für mein Geld?

geld

Ich habe im letz­ten Jahr so man­chen Beitrag von Buchbloggern gele­sen, die sich über die Preispolitik der Verlage ärgern. Sei es, dass Bücher für den deut­schen Markt getrennt wer­den, Texte auf­ge­bläht oder Leerseiten in Büchern ein­ge­fügt wer­den. Das führt mich zu die­sem Beitrag, der viel­leicht den ein oder ande­ren dazu bringt, die Beurteilung eines Buchs nach Euro pro Seite oder gar Euro pro Wort zu über­den­ken.

Ein Ölgemälde mit den Maßen 25 cm x 20 cm wiegt ca. 2,5 kg. Der Einfachheit hal­ber sagen wir, dass sich auf dem Bild 1,5 kg Ölfarben befin­den, die zusam­men 45 Euro kos­ten. Die Leinwand kos­tet viel­leicht auch noch 15 Euro, zusam­men also 60 Euro. Man zahlt also 24 Euro pro Kilogramm Bild. Wie kann man denn rech­terti­gen, dass ein so win­zi­ges Bild zehn­tau­send Euro, von man­chen Künstlern sogar Millionen Euro kos­tet?

Oder hat jemand schon mal gele­sen, dass ein Musikalbum auf einen Eurowert pro gespiel­ter Musikminute redu­ziert wird?

Es liegt auf der Hand. Man kann Kunst nicht auf die Note, den Materialwert oder eben den Buchstaben redu­zie­ren. Kunst ist mehr!

Wer ein Buch auf sei­ne Buchstaben und Normseiten redu­ziert, der nimmt Literatur nicht als Kunstform son­dern nur als Gegenstand wahr. Der wird in einem Bild nur die Aneinanderreihung von Farben sehen, in der Musik nur Töne hören und im Buch ledig­lich Wörter und Sätze erken­nen. Aber kann die­ser Jemand von einer Geschichte berührt wer­den? Kann die­ser Jemand zu Tränen gerührt wer­den oder den Nervenkitzel spü­ren? Ich habe da so mei­ne Zweifel.

Wenn ich Geld für ein Buch aus­ge­be, dann zah­le ich nicht für das Papier oder die Druckerschwärze, was der Leser allein schon dar­an erken­nen könn­te, dass es teil­wei­se kaum einen Unterschied zwi­schen einem Print und einem E‑Book gibt. Ich zah­le für eine Reise, für die Fantasie oder den Einfallsreichtum. Ich erhal­te Bereicherung, Ablenkung, Gefühle oder ein­fach nur eine wun­der­ba­re Geschichte.

Dass Bücher bekann­ter und erfolg­rei­cher Autoren mehr kos­ten, soll­te schon fast auf der Hand lie­gen, denn die Verlage fan­gen mit Gewinnen erfolg­rei­cher Bücher die Verluste so man­che Niete ab. Wer sich damit bes­ser fühlt, darf es im Sinne einer markt­wirt­schaft­li­chen Solidarität ver­ste­hen, dass Bestseller erst Debütanten ermög­li­chen.

Und ich habe jetzt noch nicht auf die Preise von Graphic Novels und Comics geschaut, die im Vergleich zu Romanen jeg­li­che Relation in den Schatten stel­len. Wer aller­dings das pas­sen­de Comic oder die rich­ti­ge Graphic Novel in den Händen hält und es als das Kunstwerk wahr­neh­men kann, wird nicht über den Wert in Euros nach­den­ken.

3 Kommentare

  1. Hallo Frank,

    da sagst du was… Wenn ich über Seitenzahlen und Kosten und Mehrwert nach­den­ke, fal­len mir spon­tan ein paar dün­ne Bücher ein, die mich begeis­tert haben – die aber eher schlecht abschnei­den, wenn man nach Cent pro Seite bewer­tet.

    “Wie man Dinge repa­riert”, “Der Kreis des Weberknechts”, “Drei Kilometer” und “Stummes Echo” kos­ten alle so um die 11 bis 13 Cent pro Seite. Da kann man sich jetzt drü­ber strei­ten, ob man €22 für ein 164-Seiten-Buch aus­ge­ben will oder nicht, aber ändert das irgend­was dar­an, ob es gute Bücher sind? In mei­nen Augen nicht.

    Ich habe mich schon so oft mit Menschen über den Preis von Büchern unter­hal­ten. Meist kommt dann das Argument, Leser mit schma­le­rem Geldbeutel könn­ten sich das Lesen kaum noch leis­ten, und das wür­de finan­zi­ell Benachteiligte von der Literatur aus­schlie­ßen. Aber ist das wirk­lich ein Argument, wo es doch Bibliotheken und die Onleihe gibt, oder falls man ein Buch besit­zen will, Rebuy, Medimops und Ebay? (Wobei das schon wie­der ein eige­nes Thema ist…)

    (Ich muss aller­dings geste­hen, dass mich das Auftrennen von Büchern für den deut­schen Markt etwas stört.)

    LG,
    Mikka

    1. Hallo Mikka,

      ja, das stimmt. Ich nut­ze tat­säch­lich selbst das Ausleihangebot oder kau­fe Bücher gebraucht. Bei E‑Books wird das natür­lich etwas schwie­ri­ger, aber tech­nisch irgend­wie der­zeit kaum lös­bar.

      Ich glau­be auch nicht, dass sozi­al schwa­che oder Menschen mit finan­zi­el­len Einschränkungen der Buchmarkt durch die Preisgestaltung der Verlage ver­wehrt bleibt. Das mag ledig­lich für so man­chen Bestseller oder für so man­ches gehyp­tes Buch gel­ten. Hier kom­men dann näm­lich wie­der die E‑Books ins Spiel, die oft­mals für sehr klei­nes Geld oder gar kos­ten­frei zu haben sind. Nicht umsonst gibt es eine gro­ße Community, die sich dar­auf spe­zia­li­siert hat, kos­ten­lo­se Angebote der Verlage und Selfpublisher zu fin­den.

      Viele Grüße
      Frank

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