[Meinung] Über Rezensionsexemplare

library 1147815 640Ich lese nicht, weil mein Bücherregal so leer ist und gefüllt werden möchte. Ich lese nicht, um einen Blog führen zu können. Ich lese nicht, um damit anzugeben, wieviel ich doch lese. Ich lese auch nicht, um mir ein zweites berufliches Standbein aufzubauen, um “irgendwas mit Büchern” zu machen.

Ergo kann ich nicht verstehen, wie jemand Rezensionsexemplaren nacheifert oder gar giert und dann enttäuscht ist, wenn er nicht die gebundene Ausgabe des neusten Romans vom Verlag des Vertrauens zugesendet bekommt. Auch kann ich nicht versteht, weswegen man auf andere Leser eifersüchtig oder neidisch sein kann, wenn diese eben solche Bücher von Verlagen erhalten.

Da ich kein Bücherregal füllen möchte (es aber dennoch immer wieder neue Bücher sieht … ich weiß gar nicht, wo die immer herkommen), lese ich bevorzugt E-Books. Das gilt insbesondere für Rezensionsexemplare. Warum? Weil ich viel unterwegs lese und gern wenig Ballast herumtrage. Und weil ich ein E-Book auf verschiedenen Geräten lesen kann. Und weil ein E-Reader nicht nur nachts leuchtet, sondern auch die Schriftgröße ändern kann (ja, so ist das, wenn man älter wird).

Als E-Book-Leser habe ich nicht nur hinsichtlich der Leseerfahrung Vorteile, sondern auch hinsichtlich der Resensionsexemplare. Denn beinahe alle Bücher, die ich anfrage, erhalte ich als Leseexemplar. Wer also nur nach kostenlosen Büchern giert, sollte E-Books lesen – das Kontingent ist bei E-Books einfach größer. Nur machen sich diese nicht so schön im Regal.

Bloggen für Rezensionsexemplare

Und schon bin ich beim eigentlichen Kerngedanken dieses Beitrags. Ist es verwehrflich, dass es Blogger gibt, die nur deshalb bloggen, um Zugriff auf Rezensionsexemplare zu bekommen? Auch wenn es nicht mein persönliches Hauptanliegen ist, so sehe ich nicht, was dagegen spricht, solange sich der Blogger an die Spielregeln halten.

Ich gebe tatsächlich schon recht viel Geld für mein Hobby aus und ich würde sicherlich nicht so viel lesen, wenn ich nicht zusätzlich Rezensionsexemplare beziehen würde.

Natürlich treibe ich es ein wenig auf die Spitze, wenn ich sage, dass es Blogger gibt, die nur deshalb bloggen, um an Bücher zu kommen, für sie nichts zahlen müssen.
Nun habe ich allerdings schon zwei Einschränkungen genannt. Zum einen habe ich das Wort “Spielregeln” verwendet und zum anderen habe ich die Worte “kostenfrei” und “kostenlos” vermieden und ich gehe jetzt mal davon aus, dass dies ohne weitere Erklärung verständlich ist.

Erweiterung des Horizonts

Ich möchte aber noch einen Aspekt in die Runde werfen. Ohne Rezensionsexemplare würde ich sicherlich nicht in dieser Breite lesen, wie ich es jetzt tue. Bestimmte Bücher würden den Weg nicht zu mir finden. Es ist also durchaus eine Bereicherung, sich auf den unterschiedlichen Portalen zu tummeln, auf denen Verlage Bücher für Blogger und Rezensienten anbieten.

Ein kleiner Hinweis am Rande für die Jäger und Sammler: es gibt immer wieder E-Books, die für kurze Zeit kostenfrei angeboten werden. Nicht nur von Selfpublishern sondern auch von Verlagen. Und das gänzlich ohne erwartete Gegenleistung. Das sind meist Bücher, an denen Verlage schon recht gut verdient haben (diese Aussage stammt von einem Verlagsmitarbeiter und nicht von mir) und mit denen nun entweder eine Reihe oder einfach nur der Verlag promoted werden soll.

Natürlich kaufe ich noch immer Bücher, so wie vermutlich jeder interessierte Leser. Es gibt dann halt doch immer wieder Bücher, die ich gerne lesen möchte, deren Kontingent dann eben doch erschöpft ist. Oder ich stöbere irgendwo und es lacht mich ein Buch regelrecht an.

Ich persönlich finde es nicht verwerflich, wenn es Buchblogger gibt, die sich gänzlich auf das Lesen und Rezensieren konzentrieren und ihren Blog aus keinem anderen Grund führen. Weniger verstehen kann ich hingegen, wenn über Ungerechtigkeiten philosophiert wird, wie welche Verlage und Literaturplattformen ihre Leseexemplare verteilen.

 

8 Kommentare

  1. Hi Frank,

    schön auch mal ein paar Punkte zu “Pro-Rezensionsexemplare” zu sehen. Zurzeit kommt es mir so vor, als würden sich viele Blogger eher zurückziehen von diesem “Angebot”. Da schließe ich mich selber auch mit ein, denn ja, ich hab in den letzten Jahren sehr viel breit gefächerter gelesen durch die Rezi-Exemplare, aber ich hab auch zu sehr meinen SuB und vor allem auch meine Wunschliste vernachlässigt.
    Durch das ständige Überangebot an neuen Büchern kommen die “alten” immer wieder zu kurz … deshalb werde ich kontinuierlich immer strenger mit mir selbst, was das anfordern anbelangt. Es ist halt einfach sehr verführerisch, aber man sollte dabei immer bedenken, ob man das alles wirklich will und braucht 🙂

    Ich hab deinen Beitrag heute in meiner Stöberrunde verlinkt.

    Ich wünsch dir ein schönes Wochenende!

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Hallo Aleshanee,

      danke erstmal für’s verlinken 😉 Ja, es stimmt, dass Du (vor allem als E-Book-Leser) einen großen Haufen an Büchern ansammeln kannst. Und es gehört eine gehörige Portion Selbstdiziplin dazu, auch mal Bücher links liegen zu lassen, weil einfach gerade keine Zeit ist oder schon zu viele Rezensionsexemplare darauf warten, gelesen zu werden.

      Ich persönlich halte es deshalb auch so, dass ich maximal drei Bücher habe, die vor mir liegen. Bis dahin muss ich auch rigoros alles ablehnen, was an Anfragen herinkommt. Und deshalb pflege ich auch erst gar keinen SuB mehr, weil das meiner Meinung nach eher dazu verleitet, noch mehr Bücher zu kaufen oder Anfragen anzunehmen.

      Natürlich weiß ich, dass es andere Blogger anders handhaben – das sieht man allein schon daran, dass die Portale sagen, dass nicht mehr als zehn Anfragen gleichzeitig möglich sind, wobei ich diese Zahl schon für viel zu hoch halte.

      Aber gerade die Möglichkeit, auch mal über den Tellerand zu schauen, finde ich sehr berreichernd und möchte es auch gar nicht mehr missen 😉
      Und ja, ich habe auch diverse gegenteilige Beiträge gelesen, in denen der Gedanke “Weg vom Rezensionsexemplar” propagiert oder gelebt wird.

      Viele Grüße
      Frank

      1. 10 Anfragen finde ich auch definitiv zu viel – vor allem ist das ja EIN Portal und man ist ja meist in mehreren Verlagen “zuhause”. Mein Limit ist zwei, manchmal sind es auch mehr, grade in den Monaten der Buchmessen im März und Oktober, da kommt einfach sehr viel raus 🙂

        Ich konzentriere mich momentan auf die Reihenfortsetzungen und 1-2 andere Neuerscheinungen, die in diesem Jahr noch kommen, das ist dann eigentlich auch schon genug. Alles andere kommt auf die Wunschliste.

  2. Ahhh siehste mal! Hier hatte ich “damals” ja sogar was dazu gesagt 🙂
    Deinen Beitrag hatte ich zu dem Thema jetzt allerdings gar nicht mehr auf dem Schirm…

    Wenn Blogger “nur” Rezensionsexemplare lesen sei es ihnen vergönnt.
    Wenn sie “nur” diese rezensieren soll es so sein.
    Ich verstehe dann nur nicht so ganz die Intention. Was steckt dann hinter dem Blog?
    Ich hoffe heute mit dem Thema auch mal unterschiedliche Meinungen dazu zu hören. Die meisten, denke ich, machen es so wie ich und rezensieren alle ihre gelesen Bücher (mit wenigen Ausnahmen).
    Mich würde ja vor allem interessieren, aus welchen Gründen das nicht gemacht wird. Und ob das viele Anfragen von Rezi-Exemplaren nicht zu ermüdend ist. Für mich war es das ja nach einiger Zeit tatsächlich.

    1. Das ist eine interessante Frage, weshalb *nicht* rezensiert wird 🙂 Vermutlich, weil ausschließlich für Rezensionsexemplare etwas geschrieben wird. Ein Phänomen, das ich allerdings nur von den sozialen Medien kenne. Dort gibt es dann auch sehr viele Kurz-Rezensionen.

      Das hatte ich in extremster Form mal bei einer Netgalley-Chalenge gesehen, in der eine Teilnehmerin mehrere hundert Bücher mit einem Fünfzeiler auf FB “rezensiert” hat und Netgalley diese Teilnehmerin unreflektiert zur Siegerin gekürt hat.

      Das Anfragen von Rezi-Exemplaren kann man durchaus strukturiert und diszipliniert durchführen – dann wird es auch nicht zu stressig 😉

      1. Das finde ich tatsächlich auch immer komisch. Einerseits verlangen Verlage Followerzahlen etc., andererseits schauen sie sich anscheinend nicht mal ein paar Rezensionen an, was derjenige überhaupt schreibt…

        1. Naja, das war ja Netgalley und nicht direkt ein Verlag. Und in Netgalley selbst sind viele Buchhändler unterwegs, die die Bücher (Netgalley intern) nur mit einem Zweizeiler beurteilen. Solange das intern geschieht, habe ich ja auch nichts dagegen. Von Rezensienten erwarte ich da deutlich mehr, vor allem, wenn eine Rezension im öffentlichen Raum zu lesen ist.

          Wenn ich direkt mit den Pressevertretern kommuniziere, dann schauen die sehr wohl darauf, was ich schreibe. Dafür sind dann die Followerzahlen egal, weil die bei Blogs sowieso nur schwer bis gar nicht festzustellen sind.

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