Montagsfrage #118: Hast du schon mal eine fremde Person auf ein Buch angesprochen?

montagsfrage lauter leise

Es geht so viel ver­lo­ren in die­sen Zeiten. Weh- und Schwermut macht sich breit, der Hang zu Aggressionen wächst. In einem Gespräch mit unse­rer Hausverwaltung zeigt, dass dort so vie­le Beschwerden ein­ge­hen, wie noch nie. Der eine raucht zu viel, der ande­re hängt zu lan­ge sei­ne Wäsche auf und die Kinder lär­men so oder so stän­dig. Die OnOff-Politik in NRW tut das sei­ni­ge dazu.

Aber ver­steht mich nicht falsch. Ich sehe den Schutz des Menschen als obers­tes Gebot an und ste­he hin­ter den Corona-Maßnahmen. Ich hät­te mir nur gewünscht, dass die­se kon­se­quen­ter umge­setzt wor­den wären und dass die Politik mehr auf die Wissenschaftler gehört hät­ten.

Nun schlit­tern wir mit gro­ßen Schritten und sehen­den Auges in die Katastrophe. Die Krankenhäuser in Köln sind voll, das Personal geht auf dem Zahnfleisch. Neben der über­mä­ßi­gen Arbeitsbelastung kommt nun eine psy­cho­lo­gi­sche hin­zu, wenn das Personal hilf­los zuse­hen muss, wie jun­ge Patienten ster­ben und oft­mals eine hilf- und rat­lo­se Familie zurück­las­sen. Vor allem jun­ge Ärzte und Krankenschwestern wer­fen das Tuch hin oder sind kurz davor. Der Pflegenotstand wird sich noch­mals ver­schär­fen und nie­mand steu­ert gegen.

Sorry für die­ses klei­ne poli­ti­sche Statement, aber wir sind näher an der Katastrophe dran und bekom­men die Folgen haut­nah mit und kön­nen nicht ver­ste­hen, was in den Querdenkern vor sich geht oder in den Köpfen nam­haf­ter deut­scher Schauspieler.

Wie dem auch sei, wid­me ich mich nun der Montagsfrage, die heu­te von Elli stammt:

Hast du schon mal eine frem­de Person ange­spro­chen, weil sie ein Buch las, das du schon gele­sen hast?

Eine jun­ge Frau sitzt in der Bahn und liest den aktu­el­len Schätzing über den Klimawandel und sei­ne Folgen. Ein etwas älte­rer Herr kommt zu ihr und spricht sie auf das Buch an und fragt sie nach ihrer Meinung. Wie sieht ein sol­che Szenario aus? Die Antwort über­las­se ich eurer Phantasie.

Ich sehe tat­säch­lich nicht so vie­le lesen­de Menschen. Selbst wenn ich in Zügen oder in Flughäfen sit­ze und war­te, scheint die in der Öffentlichkeit lesen­de Zunft in der Minderheit zu sein. Und wenn ich mal jeman­den sehe, so sind das oft­mals jun­ge Frauen. Und da ich der älte­re Herr bin – zumin­dest aus den Augen der jun­gen Frau, für die männ­li­che Mitvierziger schon fast ver­ren­tet sind – ver­bie­tet es sich im Grunde genom­men, die Frau anzu­spre­chen. Auch wenn ich mich im Geiste wie ein Zwanzigjähriger füh­le, so wür­de in mei­nem Kopf immer der Gedanke auf­pop­pen, dass ich mit die­ser Kontaktaufnahme auf etwas ande­res aus bin.

Gewollte Geschlechterneutralität hin oder her, so ist es nicht. Eine Frau kann ohne Probleme eine Frau anspre­chen. Ein Mann viel­leicht auch einen Mann, wobei ich in Köln auch da etwas vor­sich­tig wäre. Aber wenn ein Mann eine Frau anspricht und dann noch wegen eines Buchs, dann hat das immer einen faden Beigeschmack, wes­we­gen ich bis­her noch nie­man­den wegen sei­ner Lektüre ange­spro­chen habe und es auch zukünf­tig nicht machen wer­de.

Ein ande­rer Aspekt ist natür­lich, dass die lesen­de Person, die mir da über den Weg läuft, sich gera­de in die Lektüre ver­tieft hat und es als sehr stö­rend emp­fin­den könn­te, wenn irgend­wer ihr einen Smalltalk auf­zwän­gen möch­te, wo sie doch gera­de in frem­den Welten unter­wegs ist.

Auf der ande­ren Seite bin ich auch noch nie von irgend­wem ange­spro­chen wor­den, was viel­leicht weni­ger ver­wun­der­lich ist, weil ich für gewöhn­lich kein Buch in der Hand hal­te, son­dern einen eReader. Und wer spricht einen schon an, weil einen eReader in der Hand hält?

Ach, wenn ich jetzt schon so weit aus­ho­le, wei­te ich ein­fach die Frage aus und fra­ge mich, ob es grund­sätz­lich okay ist, wenn jemand in der Öffentlichkeit einen anspricht. Das käme in mei­nen Augen ein wenig drauf an. Es ist sicher­lich etwas ande­res, ob man zusam­men in einem Zugabteil oder zufäl­lig in der Bahn neben­ein­an­der sitzt oder ob man durch das Fenster des Cafés jeman­den sieht und dann extra dort hin­ein­geht. Im ers­te­ren Fall ist es sicher­lich in Ordnung, mal kurz das Buch anzu­spre­chen, wäh­rend es ist zwei­ten Fall schon sehr befremd­lich wir­ken dürf­te.

Schon gesehen?

Sind die Deutschen ein tier­un­freund­li­ches Volk, weil sich sehr vie­le Redewendungen in unse­rer Sprache tum­meln, in denen Tiere ihr Fett abkrie­gen? Meine Sprachkapriolen gehen in die vier­te Runde mit der tier­freund­li­chen Sprache.

Seid ihr bereit für ein biss­chen Nostalgie? Wir haben uns den Vorstadtkrokodilen gewid­met. Und nicht nur dem Original, son­dern auch den ande­ren bei­den Büchern (die unse­rer Meinung nach etwas falsch ver­mark­tet wur­den und wer­den) und natür­lich den Verfilmungen. Und auch hier nicht nur dem Remake (des­sen Kinostart mitt­ler­wei­le 12 Jahre her ist), son­dern auch dem ers­ten Film aus den 70ern.

Wie gehabt lese ich die Beiträge der ande­ren Montagsantwortler, ohne immer eine Spur zu hin­ter­las­sen. Das gilt übri­gens auch für die “Nachzügler”, die erst zum Ende der Woche ihre Beiträge ver­öf­fent­li­chen. Oftmals schaue ich auch am Wochenende noch­mals in den Originalthread.

Ich ant­wor­te nicht immer hier an die­ser Stelle auf Kommentare, son­dern direkt bei den Antworten der jewei­li­gen Blogs.

Ich habe mir mal den Spaß gemacht und alle Fragen zusam­men­ge­fasst, die hier auf dem Blog von mir beant­wor­tet wur­den. Neben der Montagsfrage sind auch ande­re Aktionen dabei, bei denen ich mit­ge­macht habe.

2 Kommentare

  1. Hey Frank,

    tat­säch­lich ist mir der Gedanke, dass das falsch ver­stan­den wer­den könn­te, über­haupt nicht gekom­men. Ich glau­be auch nicht, dass das die ers­te Assoziation wäre, die mir ein­fie­le, wenn mich ein älte­rer Herr (wobei ich nicht fin­de, dass du in dei­nem Alter zu den älte­ren Herren zählst) auf mein Buch anspre­chen wür­de. Kommt natür­lich auch immer dar­auf an, was er sagt, aber grund­sätz­lich wür­de ich immer erst mal von harm­lo­sen Beweggründen aus­ge­hen. Trotzdem sehe ich ein, dass es sicher Frauen gibt, die sich auf die­se Weise beläs­tigt füh­len könn­ten. Wobei ich das für wirk­lich emp­find­lich hal­te.

    Montagsfrage auf dem wort­ma­gie­b­log
    Liebe Grüße,
    Elli

    1. Hi Elli,
      ich habe klei­ne Kinder – für die bist Du schon sehr alt und ich uralt und die Großeltern nicht mehr erfass­bar gebo­ren irgend­wann in der Kreidezeit 😉 Zeit ist ja ein extrem nicht­li­ne­ar, obwohl wir immer etwas ande­res sagen und den­ken.
      Klar, es macht immer der Ton die Musik und es ist immer situa­ti­ons­ab­hän­gig. Ich bin (und wer­de es ver­mut­lich auch blei­ben) da eher zurück­hal­tend (was aber auch zusätz­lich mei­nem Naturell ent­spricht).
      Viele Grüße
      Frank

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert