Montagsfrage #133: Sollten unfertige Manuskripte posthum veröffentlicht werden dürfen?

montagsfrage lauter leise

Versterben Autoren, so wer­den manch­mal deren unver­öf­fent­lich­te Werke post­hum der Leserschaft zugäng­lich gemacht. Ehrlich gesagt ken­ne ich gar nicht so vie­le Autoren, bei denen das der Fall ist. Oder ich muss mich erst durch ande­re Montagsantworten lesen, um mir des­sen wie­der bewusst zu wer­den, weil das Informationen sind, die nicht dau­er­haft in mei­nem Speicher ver­blei­ben.

Neben Franz Kafka, den Antonia als Beispiel nennt, fal­len mir noch z.B. J.R.R. Tolkien und Karl May ein. Sie unter­schei­det aller­dings, dass sich Franz Kafka schon zu Lebzeiten gewünscht hat, dass sei­ne unver­öf­fent­lich­ten Werke ver­nich­ten wer­den (ein Wunsch, dem nicht nach­ge­kom­men wur­de), wäh­rend die ande­ren bei­den es ent­we­der nicht fest­leg­ten (May) oder sogar schon zum Ende hin dar­auf hin­ar­bei­te­ten (Tolkien).

Karl May war zum Ende sei­ner Schaffenszeit der Philosophie ver­fal­len. Ich habe eini­ge sei­ner Spätwerke gele­sen und auch eini­ge Erzählungen, die post­hum ver­öf­fent­licht wur­den. Diese Werke konn­ten mich ehr­lich gesagt nicht so recht über­zeu­gen (wozu auch Winnetou IV gehört). Bei Tolkiens Werken sieht das etwas anders aus, denn sein Sohn Christopher Tolkien hat sei­nem Vater schon zu Lebzeiten in sei­nem Schaffen unter­stützt und ver­öf­fent­lich­te nach dem Tod sei­nes Vaters noch sehr vie­le Werke, die alle in Mittelerde spiel­ten. Christopher Tolkien starb übri­gens vori­ges Jahr, nach­dem er die Bücher „Beren und Luthien“ sowie „Der Fall von Gondolin“ ver­öf­fent­licht hat­te.

Es besteht natür­lich ideo­lo­gisch ein gro­ßer Unterschied dar­in, ob ein Autor sei­ne eige­nen Werke ver­nich­tet sehen möch­te oder nicht. Für mich als Leser eher nicht. Ich hal­te ein­fach nur bedruck­te Seiten in der Hand, über deren Entstehung mir in der Regel gar nichts bekannt ist. Im Falle von Kafka wur­den z.B. die meis­ten sei­ner Werke erst nach sei­nem Tod ver­öf­fent­licht und sein Freund und Nachlassverwalter, der sich gegen den Wunsch Kafkas wand­te und die Bücher her­aus­gab, wur­de von der Öffentlichkeit „reha­bi­li­tiert“. Die Familie Tolkien hat ein­fach nur da wei­ter­ge­macht, wo sie zu Lebzeiten auf­ge­hört haben.

Es fällt mir ehr­lich gesagt schwer, ein Urteil dar­über zu fäl­len, ob es nun gerecht­fer­tigt ist, sich gegen den Willen eines Autors (oder ande­ren Künstlers) zu stel­len und Werke nach sei­nem Tod zu ver­öf­fent­li­chen, auch wenn er es expli­zit nicht wünscht. Im Falle von Tolkien stellt sich die Frage erst gar nicht und da ist es voll­kom­men okay, wenn der Sohn da wei­ter­macht, wo der Vater auf­ge­hört hat. Nur wie soll­te ein Leser dar­auf reagie­ren? Die Bücher z.B. von Kafka nicht zu lesen, hilft ja auch kei­nem mehr.

Vielleicht kann man es so betrach­ten, wie die Rechte von Fotografien von „Personen der Zeitgeschichte“ gere­gelt sind? Hier darf man gleich­falls Fotografien gegen den Willen der Personen ver­öf­fent­li­chen (in bestimm­ten Grenzen), wenn die Personen ent­spre­chend im Rampenlicht des öffent­li­chen Interesses ste­hen.

Übrigens sehe ich es etwas kri­ti­scher, wenn nur noch Fragmente oder Ideen vor­han­den sind, die von irgend­wem zu einem Roman ver­ar­bei­tet wer­den und wo nur noch mit dem Namen den Autors Geld gemacht wer­den möch­te. So ähn­lich wie heut­zu­ta­ge auf vie­len Thrillern und Horror-Romanen ein „Ich-finde-das-Buch-toll“-Sticker von ande­ren bekann­ten Autoren pran­gert. Da bin ich ein­deu­tig dage­gen.

Schon gesehen?

Lest ihr ger­ne Monatsrückblicke von Buchbloggern? Dann lade ich euch ein, mei­nen Rückblick auf den Monat Juli zu lesen.

Wie gehabt lese ich die Beiträge der ande­ren Montagsantwortler, ohne immer eine Spur zu hin­ter­las­sen. Das gilt übri­gens auch für die “Nachzügler”, die erst zum Ende der Woche ihre Beiträge ver­öf­fent­li­chen. Oftmals schaue ich auch am Wochenende noch­mals in den Originalthread.

Ich ant­wor­te nicht immer hier an die­ser Stelle auf Kommentare, son­dern direkt bei den Antworten der jewei­li­gen Blogs.

Ich habe mir mal den Spaß gemacht und alle Fragen zusam­men­ge­fasst, die hier auf dem Blog von mir beant­wor­tet wur­den. Neben der Montagsfrage sind auch ande­re Aktionen dabei, bei denen ich mit­ge­macht habe.

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