Montagsfrage #20: Werbung zum Welttag des Buches

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Mit der heutigen Montagsfrage hole ich meinen Blog aus der Osterpause. Fast schon wie erwartet habe ich weniger gelesen als erhofft und leider waren ein paar Abbrüche dabei (dazu bei meinem Monatsrückblick mehr).

Am 23.04. war der Welttag des Buches. Ich weiß nicht, ob wir als Gesellschaft wirklich täglich einen Tag des Irgendwas brauchen – wenn es nach mir ginge, eher nicht. Denn der 23.04. war nicht nur Welttag des Buches und des Urheberrechts, sondern auch Tag des Deutschen Bieres, Tag der englischen Sprache und Welttag des Labors und nebenbei auch ein Türkisches Kinderfest, Ostersamstag bei den Orthodoxen Christen und der Georgstag. Letzteres ist deshalb interessant, weil nach einer katalanischen Tradition heraus, am Georgstag Rosen und Bücher verschenkt wurden. Und da sind wir gleich beim Thema der heutigen Montagsfrage:

Wie würde ich das Hobby Lesen Nicht-Lesern schmackhaft machen?

lch müsste erst mal schauen, welcher Nicht-Leser vor mir steht. Ist es ein Kind oder ein Erwachsener? Ist es ein Ratsuchender oder Wissenshungriger oder einfach nur ein Otto-Normalnichtleser?

Steht ein Kind vor mir, so hilft es ungemein, ihm das Buch vorzulesen. Das gilt auch für Kinder, die schon lesen können. Kinder bekommen sehr gerne Geschichten vorgelesen, wobei es schon fast egal ist, worum es in der Geschichte geht. Je jünger das Kind umso öfters sollten Illustrationen die Geschichte ergänzen. Aber auch Zehnjährige lesen gerne illustrierte Bücher.

Um Kinder für ein Thema zu interessieren oder ein vorhandenes Interesse zu vertiefen, helfen natürlich entsprechende Kinderlexika. Hier braucht man den Kindern das Lesen gar nicht erst schmackhaft machen, sondern es muss lediglich ausreichend Lesefutter in Reichweite liegen. Die Kinder stöbern dann quasi von allein durch die Bücher. Das gleiche gilt natürlich für Comics und Graphic Novels, die gern von Kindern entdeckt werden.

Bei Erwachsenen geht es nicht ganz so einfach, wobei reich illustrierte Sachbücher auch von Lesemuffeln gern durchstöbert werden. Befindet sich der Erwachsene in einer bestimmten Lebenssituation, so können Sachbücher natürlich als hilfreicher Ratgeber ihm zur Seite stehen. Auch Comics und Graphic Novels können für Lesefaule ein sehr gutes Einfallstor in die Welt der Fantasy darstellen, vor allen Dingen, weil es hier sehr viele Werke speziell für Erwachsene gibt.

Die Grafik von Sophia in ihrem Beitrag ist natürlich richtig und die Argumente kenne ich gleichfalls, aber mit diesen erreicht man meiner Erfahrung nach die Lesemuffel eher nicht (obgleich die Grafik sehr gelungen ist und ich zuerst dachte, dass Sophia sie von irgendwo kopiert hat). Um jemanden, der überhaupt nicht liest, einzufangen, muss man erst mal wissen, woran es überhaupt scheitert. Und damit sind wir in der großen Welt der Belletristik angelangt. 

Ich kenne tatsächlich relativ viele Menschen, die sehr ungern lesen. Eines der Hauptargumente ist die Zeit. Der Alltag ist sowieso schon so voll und wer wenig Freizeit hat, der kommt schnell aus einer Geschichte heraus. Solchen Menschen ein hochkomplexes High-Fantasy-Werk mit 1.000 Seiten zu empfehlen, wäre etwas kontraproduktiv, so gut die Geschichte auch sein mag. Der Klassiker ist “Der Herr der Ringe”, das viele begonnen und nicht beendet haben. Diesen Menschen mache ich meist auf die große Welt der Kurzgeschichten aufmerksam. Damit kann der Leser sehr gut in fantastische Welten reisen, ohne Angst haben zu müssen, nach einer Lesepause den Anschluss verpasst zu haben.

Viele Nicht-Leser kennen die unterschiedlichen Genres gar nicht. Ja, unglaublich aber wahr. Und so mache ich auch gern darauf aufmerksam, dass es Schund-Literatur gibt, die sehr anspruchslos ist und niemanden so wirklich fordert. Natürlich formuliere ich es etwas diplomatischer und “schmackhafter”, das nicht jedes Buch Potential für den Literatur-Nobelpreis hat. Ob auch “Schund-Literatur” alle Punkte erfüllt, die Sophia in ihrer Grafik aufführt? Egal, denn so habe ich schon so manchen dazu gebracht, wieder mit dem Lesen anzufangen, obgleich ich mich nicht als Missionar verstehe, der das Lesen irgendwo propagiert. Wir kommen lediglich hin und wieder im Bekanntenkreis auf das Thema und so mancher findet es schade, dass er keine Zeit mehr hat, um zu lesen.

Ein anderes Argument ist das liebe Geld. Bücher sind vergleichsweise teuer. Wenn man das liest, was gerade erschienen ist. Hier gibt es aber sehr viele Alternativen, die viele gar nicht kennen. Es gibt ja nicht nur die Buchschränke, sondern es werden regelmäßig Bücher von Viellesern verschenkt oder für sehr kleines Geld verkauft. Man muss lediglich die Gelegenheiten ergreifen, die sich einem bieten. Und natürlich muss man das nehmen, was gerade angeboten wird. Wer spezifisch etwas sucht, muss in die Bibliothek. Ja, tatsächlich haben viele vergessen, dass es sowas gibt und dass man heutzutage auch online viele eBooks ausleihen kann. Hier muss ich einfach nur die Möglichkeiten auflisten, um auf das wunderbare Hobby des Lesens aufmerksam zu machen.

Übrigens: Dieser Aktionstag wäre komplett an mir vorbeigegangen, wenn nicht die Bundeszentrale für politische Bildung mir eine kurze Info geschickt hätte, dass dieser stattfindet. Ein Blick auf die Website der Initiatoren (wenig überraschend der Börsenverein des Deutschen Buchhandels) zeigt gähnende Leere. Zumindest in Köln waren keine Informationen über unsere Kinder angekommen und auch die Buchhandlungen in der Nähe haben keine entsprechenden Informationen bereitgestellt. Schade, dass es so wenig Aktionen gab. Lediglich einige Verlage und ein paar Buchblogger haben anlässlich des Tags einige Aktionen gestartet.

Wie gehabt lese ich die Beiträge der anderen Montagsantwortler, ohne immer eine Spur zu hinterlassen. Das gilt übrigens auch für die “Nachzügler”, die erst zum Ende der Woche ihre Beiträge veröffentlichen. Oftmals schaue ich auch am Wochenende nochmals in den Originalthread.

Ich antworte nicht immer hier an dieser Stelle auf Kommentare, sondern direkt bei den Antworten der jeweiligen Blogs.

Ich habe mir mal den Spaß gemacht und alle Fragen zusammengefasst, die hier auf dem Blog von mir beantwortet wurden. Neben der Montagsfrage sind auch andere Aktionen dabei, bei denen ich mitgemacht habe.

6 Kommentare

  1. Hey Frank,

    ich finde den Tag-des-Irgendwas-Dschungel auch reichlich unübersichtlich und nur bedingt notwendig 😉 Der Welttag des Buches verbinde ich aber noch aus meiner Kindheit mit der “Ich schenk dir eine Geschichte”-Aktion, bei der wir als Grundschulkinder am Welttag des Buches immer eine kostenlose Geschichte erhalten haben, was ich natürlich immer großartig fand. Ansonsten findet am Welttag es Buches in unserer örtlichen Buchhandlung immer eine offene Lesenacht statt und ein paar ansässige Verlage öffnen ihre Pforten. Ob es Aktionen gibt, ist aber sehr ortsabhängig und ob dieses und die letzten Jahre aufgrund der Pandemie so viel stattgefunden hat, weiß ich auch nicht. Es kann also gut sein, dass bei dir in der Gegend nicht so viel läuft und du davon nicht viel mitbekommen hast 🙂

    Zu deinem Beitrag: So sehr in die Tiefe habe ich gar nicht gedacht beim Verfassen meiner Antwort, muss ich gestehen ^^. Du hast natürlich absolut recht, dass man die Adressaten der “Buchwerbung” berücksichtigen muss und es wohl am sinnvollsten ist, ganz konkret auf die Gründe einzugehen, die am Lesen hindern und Ängste zu nehmen. Ich denke mit Zeit, Geld, Vielfalt und Anspruch hast du die wichtigsten Gründe genannt, weshalb die meisten Menschen eher ungern lesen…

    Liebe Grüße
    Sophia

    1. Hi Sophia,
      ich hinke ein wenig hinterher, was die Beantwortung der Kommentare betrifft 🙂 Kann natürlich sein, dass die großen Buchhandlungen in der Innenstadt eine Aktion gestartet haben, aber an den Schulkindern ist der Welttag des Buchs spurlos vorbeigegangen, was sehr schade ist.

      Manchmal habe ich bei den Lesemuffel auch den Eindruck, als würden die einen passenden Grund suchen, um irgendwie zu rechtfertigen, dass sie nicht (mehr) lesen 😉

      Viele Grüße
      Frank

  2. Hey Frank,

    während ich las, was du über die Möglichkeiten schreibst, Kinder zum Lesen zu bewegen, habe ich die ganze Zeit enthusiastisch genickt. Besonders das Vorlesen ist meiner Meinung nach extrem wichtig. Mir wurde viel und sehr lange abends vorgelesen und ich denke, das hatte großen Einfluss darauf, dass ich auch heute noch ständig ein Buch in der Hand habe. Im Gegenzug haben mir schon viele Nicht-Leser_innen berichtet, dass ihnen in ihrer Kindheit gar nicht oder nur sehr selten vorgelesen wurde.

    Ich glaube übrigens auch, dass die meisten Nicht-Leser_innen auch deshalb keinen Zugang zu Literatur finden, weil sie nicht wissen, was ihnen gefällt. Wie du schon schreibst, sie kennen die Genres nicht und wenn so eine Person einen Buchladen betritt, kann ich mir gut vorstellen, dass sie sich erst mal ziemlich erschlagen fühlt von der Auswahl.

    Darum plädiere ich dafür, nicht mit faktischen Argumenten zu wedeln, wenn es um die Vorzüge des Lesens geht. Meiner Erfahrung nach ist es viel aussichtsreicher, von einem konkreten Buch zu schwärmen. Begeisterung und Leidenschaft sind eben ansteckend.

    Montagsfrage auf dem wortmagieblog
    Liebe Grüße,
    Elli

    1. Hi Elli,
      es freut mich, dass ich mit meinem Beitrag auf Zustimmung treffe. Und ja, das habe ich auch beobachtet, dass diejenigen, die dem Lesen sehr ablehnend gegenüberstehen, das meist aus der Kindheit mitbekommen haben. Vor dem Hintergrund wäre ein interessanter Welttag des Buchs sicherlich wichtig, wenn er denn bei Kindern ankäme.

      Irgendwo habe ich mal gelesen, dass in manchen Regionen Postboten Bücher verteilen. Ich glaube unsere Postboten würde dem Initiator einen großen Vogel zeigen, wenn sie noch 20 kg Bücher mitschleppen müssten 🙂

      Du weißt doch, dass die faktischen Argumente für uns gedacht sind, die eine Rechtfertigung suchen, jede freie Minute mit Lesen zu verbringen 😀

      Viele Grüße
      Frank

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