Montagsfrage #21: Jugendschutz bei Büchern

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Immer wieder wird vor allem innerhalb der Bloggergemeinde darüber diskutiert, ob es nicht nötig ist, dass Printmedien mit einer Alterskennzeichnung versehen werden.

Bevor ich meine Meinung dazu kundtue, ein kurzer Überblick, was es bisher schon gibt. Nach dem Jugendschutzgesetz (JuSchG) sind die Selbstkontrollen der Unterhaltungsmedien und Filmwirtschaft aktiv und bewerten entsprechende Medien. Aus diesem Grund sieht man bei Filmen die FSK-Einstufung und bei Videospielen die USK-Einstufung (FSK: Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft; USK: Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle). Beide System stufen die Medien in fünf Kategorien ein (entsprechend den Altersempfehlungen 0, 6, 12, 16 und 18). Dieses System mag der ein oder andere für etabliert halten, ist aber in meinen Augen überaltert, denn der Sprung zwischen FSK 6 und FSK 12 sowie der Sprung zwischen FSK 12 und FSK 16 ist viel zu hoch. Aber das ist ein anderes Thema.

Neben den Selbstkontrollen gibt es noch die BPjM (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien), die auch Printmedien bewertet, aber nur dann aktiv wird, wenn ein Medium gemeldet wird.

Welche Auswirkungen Medien auf Kinder und Jugendliche haben, möchte ich an dieser Stelle gar nicht großartig thematisieren. Tatsächlich finden sich schon Schriftstücke aus der Antike, die beschreiben, wie jugendgefährdend bestimmte Theaterstücke sind. In meiner Kindheit waren es die bösen Videos (ihr kennt vielleicht den Song “video killed the radio star”?), später die Videospiele, wieder später die Computerspiele.

Mir ginge es bei einem Jugendschutz vorrangig um eine Orientierungshilfe nicht nur für junge Leser und Leserinnen, sondern auch für die Eltern, die von dem schieren Bücher(über)angebot überfordert sind. In einer Buchhandlung werden Bücher entsprechend eingeordnet. Vor allem im Kinder- und Jugendbereich gibt es Einteilungen nach Alter und Thema, was auch zwingend notwendig ist. Diese Einteilung wird für gewöhnlich von den Verlagen vorgenommen. Selfpublisher findet man in Buchhandlungen eher selten, aber auch sie versuchen vor allem im Kinder- und Jugendbuchbereich ihre Bücher für ein bestimmtes Alter zu empfehlen.

Wer meinen Blog verfolgt, wird wissen, dass ich bei bestimmten Themen, die in Büchern angesprochen werden, einen Hinweis gebe – eine Triggerwarnung, wie es auf neudeutsch so schön heißt. Das mache ich aber eher zum Selbstschutz für bestimmte Leser und Leserinnen, die Medien meiden möchten, die z.B. zu brutal sind. Mir ginge es bei einem Jugendschutz also nicht per se darum, irgendeinen Sticker auf das Buch zu kleben, sondern darum, dass der Leser weiß, was er kauft.

Allerdings würde ich gern einen Schritt weitergehen. Ob ein Buch nun für einen 12- oder 14jährigen Leser geeignet ist oder nicht, spielt weniger eine Rolle. Aber dass ein 12jähriger sich ein Buch aus dem Festa-Verlag kauft, sollte unterbunden werden. Ich plädiere also für eine Kennzeichnungspflicht für Printmedien, die Gewalt verherrlichen, Sexszenen sehr explizit beschreiben oder in anderer Form für jugendliche Leser ungeeignet sind. Die Bewertung sollte von den Verlagen erfolgen, Selfpublisher müssten dann den Weg über eine wie auch immer geartete Behörde gehen.

Bisher habe ich nur Zwischenlösungen gesehen. Viele Comic-Läden lassen Minderjährige nur in Begleitung der Eltern in den Laden, an der Kasse werden Kinder mit bluttriefenden Büchern abgewiesen. Onlineshops  sind hingegen schwierig in die Pflicht zu nehmen, denn laut BGB sind Kinder schon ab 7 Jahren eingeschränkt geschäftstüchtig und können kleinere Einkäufe von ihrem Taschengeld kaufen. Wie z.B. ein Buch oder einen Comic.

Natürlich würde es in einem solchen Fall immer auch Schlupflöcher geben. Aber ebenso wie heutzutage Kinder unbeschränkten Zugriff auf Spiele oder Netflix haben, weil Eltern ihre Accounts nicht schützen, so würde es auch bei Printmedien Mittel und Wege geben, Pornos und gewaltverherrlichende Printmedien zu kaufen. Aber es geht im Jugendschutz ja nicht darum, wie pfiffig Kinder oder unbedarft Eltern sind, sondern um das Errichten von Barrieren, damit Kindern der Zugang zu bestimmten Medien erschwert wird.

Schon gesehen?

Es ist mal wieder soweit und ein Monat hat sich dem Ende zugeneigt. Zeit, um auf den April 22 zurückzublicken.

Wie gehabt lese ich die Beiträge der anderen Montagsantwortler, ohne immer eine Spur zu hinterlassen. Das gilt übrigens auch für die “Nachzügler”, die erst zum Ende der Woche ihre Beiträge veröffentlichen. Oftmals schaue ich auch am Wochenende nochmals in den Originalthread.

Ich antworte nicht immer hier an dieser Stelle auf Kommentare, sondern direkt bei den Antworten der jeweiligen Blogs.

Ich habe mir mal den Spaß gemacht und alle Fragen zusammengefasst, die hier auf dem Blog von mir beantwortet wurden. Neben der Montagsfrage sind auch andere Aktionen dabei, bei denen ich mitgemacht habe.

2 Kommentare

  1. Hey Frank,

    danke nochmal für deine Einordnung bezüglich der FSK. Ich finde auch eine Orientierungshilfe und die Angabe spezifischer Themen wichtiger als eine Altersfreigabe. Und natürlich findet das zu gewissen Graden schon statt, aber das ist mir teilweise einfach zu wenig und zu undurchsichtig. Klar werden manche Bücher schon von Verlagen gekennzeichnet und werden dann in Buchhandlungen sortiert, ich finde aber fast bei jedem Besuch in meiner örtlichen Buchhandlung eine Geschichte irgendwo, wo sie absolut nicht hingehört. Wenn ich in der Buchhandlung beispielsweise sehe, dass eine unschuldige Young Adult Romanze unter “Erotik” einsortiert wurde und dafür ein Buch von L.J Shen, die für ihre toxischen Beziehungen und expliziten Szenen bekannt ist, bei “ab 12 Jahren” steht, weise ich das Personal oft darauf hin. Und wenn sich schon BuchhändlerInnen vertun, wie soll es dann erst jungen LeserInnen oder Eltern gehen?

    Liebe Grüße
    Sophia

  2. Vielleicht sollten die Verlage auf ihren Websites (entsprechend Online-Buchhandlungen) neben den Werbetexten auch in Stichwort-Form Themen listen, die im Buch behandelt werden bzw. die für das eine oder andere Kind/den einen oder anderen Jugendlichen schwierig sein könnten. Ist das nicht Netflix, wo bei manchen Filmen und Serien eingangs oben links Begrifflichkeiten eingeblendet werden wie: Gewalt, Sexualität, Missbrauch etc.?

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