Montagsfrage #40: Wie geht Repräsentation (nicht)?

Die Montagsfrage wird heu­te wie­der zur Dienstagsfrage.  Ja, das ist halt so ne Sache mit den Wochentagen und den über­mä­ßi­gen ange­häuf­ten kur­zen Wochen die­ser Tage.

In Antonias Startbeitrag heißt es salopp: […]“jeder, der sich zumin­dest vage auf Facebook, Twitter oder Instagram her­um­treibt weiß, Juni ist Pride Month. Falls ihr also in letz­ter Zeit ver­mehrt die Regenbogenfahne her­um­flat­tern gese­hen und euch gewun­dert habt, wie­so das so ist: Jetzt wisst ihr es.

Was sie zur fol­gen­den Frage inspi­riert hat:

Wie geht Repräsentation (nicht)?

Ich muss tat­säch­lich erst ein­mal gedank­lich auf­räu­men, denn nicht jeder wird wis­sen, was der “Monat des Stolzes” ist und wor­auf das Wort “Repräsentation” anspielt. Das Wort “Pride” stammt aus dem eng­li­schen und heißt in die­sem Zusammenhang über­setzt “stolz” und soll zum Ausdruck brin­gen, dass Menschen selbst­be­wusst mit ihrer sexu­el­len Orientierung und Identität umge­hen.

In den USA gibt es seit den 90ern einen “LGBT History Month”, in dem der LGBT-Geschichte jähr­li­che gedacht wird (vor allem hin­sicht­lich der Geschichte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender (=LGBT) sowie deren Bürgerrechtsbewegungen). Daraus ist ein soge­nann­ter Pride Month gewor­den, der aber gleich­falls einen Monat lang in den Fokus rückt, dass die Gesellschaft bun­ter ist, als im Allgemeinen dar­ge­stellt.

Um die Gruppe, der “Nicht-Heteros” zu umschrei­ben, wer­den immer umfas­sen­der, um ja jeder noch erdenk­li­che Gesinnung zu erfas­sen. Es fing mit dem Kürzel LGB an und ende­te mitt­ler­wei­le im LGBTQ+. Diese Abkürzung steht für (L: les­bi­an; G: gay; B: bise­xu­al; T: trans­gen­der; Q: ques­tio­ning. Mit dem + sind dann alle wei­te­ren Sexualitäten wie z.B. Pansexualität oder Omnisexualität zusam­men­ge­fasst).

Nach die­sem klei­nen Exkurs kom­me ich nun zur Montagsfrage zurück, denn Antonia fragt, wie idea­ler­wei­se eine Repräsentation der bun­ten Gesellschaft in der Literatur aus­se­hen soll­te (oder eben nicht).

Ich per­sön­lich den­ke, dass die­se Frage durch­aus auf alle Menschen erwei­tert wer­den könn­te, die nicht in die schein­ba­re gesell­schaft­li­che Norm pas­sen. Denn bei der Inklusion geht es in eine ähn­li­che Richtung.

Da ich selbst aus Köln stam­me, benö­ti­ge ich ehr­lich gesagt kei­nen “Pride Month”, um mich der Vielfalt der Gesellschaft bewusst zu wer­den. In mei­nem Leben ist es all­ge­gen­wär­tig. In mei­ner Nachbarschaft leben gleich­ge­schlecht­li­che Paare und Wohngemeinschaften eben­so selbst­ver­ständ­lich wie die sexu­ell durch­misch­ten Gemeinschaften. Auf der Straße sind Lesben und Schwule schon lan­ge kei­ne Exoten mehr und kön­nen eben­so ihre Liebe zum Ausdruck brin­gen wie ande­re Liebespaare.

Und tat­säch­lich ist das schon etwas län­ger der Fall. Immerhin so lan­ge, dass ich es schon mehr­fach erlebt habe, dass ich als Jugendlicher nicht nur von Mädchen und jun­gen Frauen ange­flir­tet wur­de, son­dern eben auch von Jungs und jun­gen Männern (die sich auch dezent wie­der zurück­ge­zo­gen haben, als ich mein Desinteresse gezeigt habe).

Und genau so soll­te es in unse­rer Gesellschaft gelebt wer­den (auch wenn ich weiß, dass dies nur in eini­gen weni­gen Großstädten der Fall ist) und eben so soll­te es auch in der Literatur dar­ge­stellt wer­den. Und solan­ge es nicht um eine beson­de­re Transgender-Problematik geht (wie z.B. im Comic “Nennt mich Nathan”, das ich erst ges­tern hier vor­ge­stellt habe), sind mir die­se Selbstverständlichkeiten in den Büchern schon oft begeg­net.

Da ich kei­ne Liebesromane lese und um die gan­ze Romantik-Schmöker einen gro­ßen Bogen mache, lese ich natür­lich kei­ne Bücher, die spe­zi­ell auf sexu­el­le Orientierungen aus­ge­rich­tet sind. Vielmehr tau­chen in Büchern (in Thrillern wie Fantasybüchern glei­cher­ma­ßen) immer wie­der und immer öfter Menschen auf, die eben anders sind. Sei es durch eine Behinderung (feh­len­de Gliedmaßen oder auf Rollstuhl ange­wie­sen) oder durch eine sexu­el­le Orientierung, die nicht hete­ro ist.

Und genau so soll­te unse­re bun­te Gesellschaft in Büchern reprä­sen­tiert wer­den. Als Selbstverständlichkeit, ohne dass die­se im Besonderen betont oder her­vor­ge­ho­ben wird. Als Normalität, die die Authentizität einer Erzählung unter­streicht.

Zum Beitrag auf Lauter&Leise.

Wie gehabt lese ich die Beiträge der ande­ren Montagsantwortler, ohne immer eine Spur zu hin­ter­las­sen. Das gilt übri­gens auch für die “Nachzügler”, die erst zum Ende der Woche ihre Beiträge ver­öf­fent­li­chen. Oftmals schaue ich auch am Wochenende noch­mals in den Originalthread.

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